Guillermo del Toros Cabinet of Curiosities Netflix
© Ken Woroner/Netflix

Guillermo del Toro’s Cabinet of Curiosities – Staffel 1

Guillermo del Toros Cabinet of Curiosities Netflix
„Guillermo del Toro’s Cabinet of Curiosities – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 25. Oktober 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Auch wenn Guillermo del Toro im Laufe seiner Karriere natürlich zu einem großen Namen in Hollywood wurde und damit immer stärker Teil des Mainstreams, seine Horroranfänge hat er nie vergessen. Elemente davon fanden sich auch in späteren Jahren immer wieder in seinen Werken, selbst nach dem großen Durchbruch. Im Gegensatz zu anderen Größen, die sich von ihren Wurzeln entfernt haben, nahm man ihm daher auch nicht übel, dass er heute keine fantasievollen kleine Meisterwerke wie Pans Labyrinth mehr dreht, sondern sich mit Stars umgibt. Der Mexikaner ist einer der wenigen, die wirklich die Balance zwischen Hochglanz und Dreck halten können, und dem man beides gleichermaßen abnimmt. Denn selbst in seinen Big-Budget-Momenten ist da immer eine eigene Vision, die ihn auszeichnet.

Große Bandbreite des Horrorgenres

Die Neugierde war daher groß, wie Guillermo del Toro’s Cabinet of Curiosities ausfallen würde. Für die Netflix-Anthologie kehrt er tatsächlich zu seinen Anfängen zurück. Zum Teil zumindest. Zwar führte er bei keiner der acht Folgen, welche die erste Staffel bilden, selbst Regie. Er konzipierte die Serie aber, schrieb teilweise Drehbücher oder die Kurzgeschichten, auf denen die Filme basieren. Außerdem tritt er zu Beginn der Folgen auf, um vergleichbar zu Geschichten aus der Gruft als Moderator das Geschehen kurz zu kommentieren. Sympathisch ist dabei, dass es sich hier nicht um den Egotrip eines Mannes handelt, der sich in den Vordergrund drängt. Stattdessen nutzt er die Einleitung, um seine Kollegen und Kolleginnen zu nennen, die bei den einzelnen Episoden Regie führten.

Diese Liste hat es in sich. Als Horrorfan wird man einige größere Genrenamen entdecken, darunter Jennifer Kent (Der Babadook), David Prior (The Empty Man), Ana Lily Amirpour (A Girl Walks Home Alone at Night) und Panos Cosmatos (Mandy). Im Ensemble finden sich ebenfalls ein paar bekanntere Leute. Wobei die ebenfalls immer wieder durch Arbeiten im Horror- und Thrillergenre aufgefallen sind, also nicht einfach nur der Namen wegen dabei sind. Das ist dann auch eine Stärke der Anthologie: Guillermo del Toro’s Cabinet of Curiosities ist eine tatsächliche Liebeserklärung an das Horrorgenre, gemacht von Fans für Fans, und zeigt im Lauf der acht Geschichten eine große Bandbreite an Subgenres. Da ist von klassischen Dämonen und Hexen über kosmischen Horror und Tierhorror bis zu stärker persönlichen Schicksalen alles dabei, was dieser Bereich so hergibt.

Von spannend über komisch bis tragisch

Auch bei der Tonalität gibt es eine größere Varianz. Manche wollen Spannung erzeugen. Dazu zählen beispielsweise Lager 36 um die Geheimnisse aus einem Lagerraum oder Pickmans Modell, bei dem Gemälde unheimliche Folgen haben. In anderen gibt es viel Humor. Da ist zum Beispiel Das Äußere, in dem sich Kate Micucci als graue Maus eine nicht ganz nebenwirkungsfreie Schönheitscreme aufträgt und dabei Unterstützung von einem Shopping-Sender-Verkäufer erhält, bei dem Dan Stevens mal wieder sein Talent für Komödien unter Beweis stellt. Auch Friedhofsratten ist zum Teil humorvoll, wenn wir einem Grabräuber durch die Unterwelt folgen. Das Rauschen, der Abschluss der Staffel, ist hingegen sehr tragisch, wenn ein Vogelkundlerpaar sich dem Schmerz stellen muss – dem eigenen wie dem der anderen. Da gehen äußerer und innerer Horror miteinander einher, werden zu Spiegeln voneinander.

Das Ergebnis hat etwas von einem Lagerfeuer, wo sich mehrere Leute abends ihre Schauergeschichten erzählen. Bei insgesamt acht Stück bleibt es nicht aus, dass manche stärkeren Eindruck hinterlassen als andere. Aufgrund des besagten Abwechslungsreichtums dürfte aber für alle etwas dabei sein. Wo andere Anthologien wie Bad Candy zu sehr in einem Korsett verfangen und es nicht schaffen, die Möglichkeiten solcher Formate zu nutzen, da durften die einzelnen Genregrößen die Gelegenheit sich ausprobieren, mit teils bekanntem Ergebnis (Träume im Hexenhaus), teils erstaunlichem – Die Autopsie und Die Besichtigung werden zu sonderbaren Trips. Am Ende darf man sich nach vielen ernüchternden Horrortiteln in der letzten Zeit wieder über ein kleines Highlight freuen, das zudem Lust macht auf weitere Kollektionen.

Credits

OT: „Guillermo del Toro’s Cabinet of Curiosities“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Guillermo Navarro, Vincenzo Natali, David Prior, Ana Lily Amirpour, Keith Thomas, Catherine Hardwicke, Panos Cosmatos, Jennifer Kent
Drehbuch: Regina Corrado, Guillermo del Toro, Vincenzo Natali, David S. Goyer, Haley Z. Boston, Lee Patterson, Mika Watkins, Panos Cosmatos, Aaron Stewart-Ahn, Jennifer Kent
Idee: Guillermo del Toro
Vorlage: Guillermo del Toro, Henry Kuttner, Michael Shea, Emily Carroll, H. P. Lovecraft
Musik: Anne Chmelewsky, Jeff Danna, Tim Davies, Jed Kurzel, Daniel Lopatin, Daniele Luppi, Michael Yezerski, Christopher Young
Kamera: Colin Hoult, Jeremy Benning, Michael Ragan, Anastas Michos
Besetzung: Tim Blake Nelson, Sebastian Roché, David Hewlett, F. Murray Abraham, Glynn Turman, Kate Micucci, Martin Starr, Dan Stevens, Ben Barnes, Crispin Glover, Rupert Grint, Daphne Hoskins, Peter Weller, Eric André, Sofia Boutella, Charlyne Yi, Essie Davis, Andrew Lincoln

Bilder

Trailer

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Guillermo del Toro’s Cabinet of Curiosities – Staffel 1
fazit
„Guillermo del Toro’s Cabinet of Curiosities“ versammelt eine ganze Reihe von Horror-Koryphäen, die in eigenen Episoden die Bandbreite des Genres aufzeigen und dabei eigene Visionen desselben entwickeln können. Da ist von klassisch über komisch bis zu tragisch alles dabei. Im Gegensatz zu vielen anderen Anthologien stimmt die Abwechslung, die Sammlung wird zudem durch die gemeinsame Vorliebe für Schauergeschichten zusammengehalten.
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