The Noel Diary Netflix
© KC Bailey/Netflix

The Noel Diary

The Noel Diary Netflix
„The Noel Diary“ // Deutschland-Start: 24. November 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Auch wenn Jake (Justin Hartley) nur noch wenig Kontakt mit ihr hatte, nimmt es ihn doch sehr mit, als er vom Tod seiner Mutter erfährt. Da diese ihm alles hinterlassen hatte, beschließt der erfolgreiche Autor, noch einmal in seine alte Heimat zurückzufahren und sich um ihren Nachlass zu kümmern. Dabei macht er die Bekanntschaft von Rachel (Barrett Doss), die auf der Suche nach ihrer Mutter Noel ist, die sie nie kennengelernt hat. Und genau diese Noel könnte Jakes Nanny gewesen sein, weshalb es ein glücklicher Zufall ist, dass die beiden sich treffen. Leider kann er sich aber kaum an sie erinnern, weshalb sie andere Mittel und Wege finden müssen, um ihre Spur aufzunehmen. Das bedeutet, dass Jake ausgerechnet zu seinem Vater Scott (James Remar) den Kontakt herstellen muss, der seine Familie vor vielen Jahren verlassen hat …

Drama zu Weihnachten

Auch wenn es bis Weihnachten noch ein Monat hin ist, hat Netflix seinem Publikum bereits eine ganze Reihe festlich gestimmter Filme beschert. Fans romantischer Komödien bekamen Falling For Christmas und Christmas With You serviert. Für ein junges Publikum wiederum wurden Die Familie Claus 2 und Weihnachten auf der Mistelzweigfarm angerichtet, wo sie sich wahlweise an fantastischen Elementen und süßen Tieren erfreuen durften. Wem das noch nicht reicht, für den hat der Streamingdienst jetzt noch The Noel Diary hinterhergeschoben. Dabei steht dieses Mal keine leichte Unterhaltung auf dem Programm. Stattdessen packt Regisseur und Co-Autor Charles Shyer bei seinem Drama die ganz harten Themen aus, um die Zuschauer und Zuschauerinnen zu Tränen zu rühren.

So beginnt die Geschichte damit, dass die Mutter des Protagonisten gestorben ist. In Filmen ist das keine Seltenheit, dass sie mit dem Tod eines nahestehenden Menschen die Ereignisse in Gang setzen. Manchester by the Sea war so ein Fall, bei dem ein Todesfall den Bruder zu einer Beschäftigung mit der Familie und der eigenen Vergangenheit veranlasst. The Noel Diary bleibt an dieser Stelle aber nicht stehen. So erzählt Richard Paul Evans, der den zugrundeliegenden Roman Noels Tagebuch geschrieben und auch am Drehbuch mitgearbeitet hat, von zwei Leuten, die jeweils von einem Elternteil verlassen wurden. Das ist dann schon deutlich konstruierter und verlässt bereits in dieser Zusammenhäufung die Ebene der Glaubwürdigkeit. Richtig geschmacklos wird das Drama aber, indem zynisch ein weiterer Schicksalsschlag instrumentalisiert wird, um eine romantische Geschichte erzählen zu wollen.

Fragwürdige Mogelpackung voller Kitsch

Und das ist nicht der einzige fragwürdige Einfall von Evans. Dass beispielsweise zu Beginn der Annäherung der zwei offensichtlich eine moralische Begründung geliefert werden muss, warum Rachel ihr eigenes Essen bezahlt, anstatt sich von einer Zufallsbegegnung ausführen zu lassen, zeigt ein problematisches Geschlechterbild. Dass Rachel verlobt ist und trotzdem mit Jake anbandelt, wird offensichtlich jedoch nicht als moralisches Hindernis angesehen. The Noel Diary ist an der Stelle natürlich nicht allein. Viele Liebesfilme rechtfertigen solche Betrügereien damit, dass nur so die „richtige“ Beziehung entstehen kann. Der Zweck heiligt da immer die Mittel. Hauptsache, das Publikum kann dabei schmachten, wenn zwei attraktive Menschen zusammenkommen, und das Gefühl bekommen, am Ende wird alles gut. Da muss dann auch nicht wirklich viel Arbeit investiert werden.

Klar, das muss einen alles nicht stören. Liebesfilme und Weihnachtsfilme begnügen sich oft mit wenig, sowohl im Hinblick auf Geschichte wie auch Figurenzeichnung. Andere Faktoren sind da wichtiger. Und tatsächlich überzeugt hier immerhin die Besetzung: Justin Hartley (Jexi) und Barrett Doss funktionieren gut als Filmpaar und bringen genügend Charme mit, um die inhaltlichen Ausfälle zumindest zeitweise vergessen zu können. Außerdem ist da eine hübsche Winterlandschaft, die ein wohliges Gefühl erzeugt und dabei kaschieren soll, dass es hier mal wieder nicht um Weihnachten geht. So bezieht sich der Titel The Noel Diary auf das Tagebuch von Rachels Mutter, die den Namen Noel trägt. Dass Noel mit Weihnachten verbunden wird, ist hier natürlich gewollt und ebenfalls Ausdruck der zynischen Kaltschnäuzigkeit, mit der die Geschichte erzählt wird. Auf diese Weise kann man so tun, als wäre das ein Weihnachtsfilm, ohne etwas dafür tun zu müssen. Aber Mogelpackungen verkaufen sich gut, vor allem wenn sie mit Kitsch zugekleistert werden. Wer empfänglich dafür ist, kann sich nach Herzenslust davon bewegen lassen. Mit wirklichen Emotionen oder Menschen hat das Ergebnis jedoch wenig zu tun.

Credits

OT: „The Noel Diary“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Charles Shyer
Drehbuch: Richard Paul Evans, Charles Shyer, Rebecca Connor, David Golden
Vorlage: Richard Paul Evans
Musik: Dara Taylor
Kamera: Ashley Rowe
Besetzung: Justin Hartley, Barrett Doss, Bonnie Bedelia, Treat Williams, James Remar, Essence Atkins

Bilder

Trailer

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The Noel Diary
fazit
„The Noel Diary“ will zu Weihnachten viel Gefühl erzeugen und setzt dabei auf eine Mischung aus Romantik und Schicksalsschlag. Das darf man alles bewegend finden, ist inhaltlich jedoch auf vielfältige Weise fragwürdig. Teilweise ist es sogar regelrecht zynisch, wie plump Leid instrumentalisiert wird und Kitsch die inhaltlichen Ausfälle kaschieren soll.
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