Outer Banks Netflix
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Outer Banks – Staffel 1

Kritik

Outer Banks Netflix
„Outer Banks – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 15. April 2020 (Netflix)

John B (Chase Stokes) ist der inoffizielle Anführer der Pogues, einer Gruppe Jugendlicher aus der Arbeiterklasse in einem kleinen Ort in North Carolina. Geld haben sie keins, auch wenig Perspektiven, John B leidet zudem darunter, dass sein Vater auf See verschwunden ist und nie gefunden wurde. Dafür halten die Teens zusammen, komme, was wolle. Und momentan kommt eine ganze Menge zusammen. Da wäre der Hinweis auf einen großen Goldschatz, dem die Freundesclique nur zu gern nachgeht. Doch das bedeutet gleichzeitig Ärger mit anderen Leuten – und die Erkenntnis, dass John Bs verschwundener Vater an einer Sache dran war …

Neben Krimis bzw. Thrillern ist das Jugenddrama eines der Genres, bei denen Netflix am zuverlässigsten für Nachschub sorgt. Es vergeht kaum eine Woche, in der sich eine Zielgruppe im Teenager-Alter nicht über Gleichaltrige auf dem Bildschirm freuen kann, die gerade all die Probleme durchmachen, wie man sie selbst eben kennt – darunter erste Liebe und Selbstfindung. Das darf dann gerne auch mal recht düster werden wie zuletzt bei Wage es nicht oder Vampires, wo es eben nicht allein um die üblichen Alltagsprobleme ging. Auch Mord und Todschlag, Intrigen sowie finstere Geheimnisse, wie man sie aus dem eigenen Leben eher nicht kennt, sollten für ein bisschen Nervenkitzel sorgen.

Lasst uns auf Schatzsuche gehen!
Das ist bei Outer Banks ganz ähnlich, dem neuesten Zugang im überaus gefragten Segment. Anfangs scheint die Seite in erster Linie über eine Freundesclique zu gehen, verbunden mit einem leisen Kommentar zu Klassenunterschieden – neben den eher ärmlichen Pogues gibt es noch die Kooks, quasi das reiche Jugend-Pendant. Es dauert aber nicht lange, bis dieser Aspekt eher in den Hintergrund rückt. Wie es das meistens tut, wenn es auf einmal um Gold geht, sehr viel Gold. Tatsächlich meint man dann, die Serie würde sich in eine Abenteuerrichtung weiterentwickeln, in der sich alles hauptsächlich um die Schatzsuche und das Geheimnis des verschwundenen Vaters dreht. Vielleicht eine Art Die Goonies, nur etwas älter.

Der Vergleich hinkt aber auf gleich mehreren Ebenen. Das fängt schon damit an, dass die Interaktionen sehr viel weniger spannend sind: Wie bei leider so vielen Jugendproduktionen wurde hier mehr darauf geachtet, dass die Schauspieler und Schauspielerinnen gut aussehen, als dass die Figuren nennenswert sind. Die meisten sind sogar ausgesprochen langweilig, worüber die diversen Sixpacks und knappen Klamotten nicht wirklich hinwegtäuschen können. Bei den diversen Antagonisten gab man sich auch nicht mehr Mühe, die könnten auch aus einem Cartoon stammen. Während das dort oder eben bei Die Goonies Teil des Humors ist, sucht man den hier vergebens. Tatsächlich nimmt sich Outer Banks wahnsinnig wichtig.

Schwere Themen im trashigen Gewand
Die Themen verdienen das sicherlich: Trauerarbeit, Missbrauch in der Familie, mangelnde Anerkennung durch die Eltern, der besagte Klassenunterschied – an Stoff mangelt es nicht. Allerdings nähert sich die von Josh Pate, Jonas Pate und Shannon Burke entwickelte Serie der Materie nicht mit sonderlich viel Verständnis oder Taktgefühl an. Stattdessen ist mal wieder Seifenoper-Zeit angesagt, da wird übertrieben, als gäbe es kein Morgen mehr, leise Momente werden unter tonnenschwerem Kitsch begraben, aus dem kleinsten Gefühl wird der Weltuntergang gemacht. Angehende Drama Queens bekommen hier also jede Menge Anschauungsmaterial, Positivbeispiele für einen souveränen zwischenmenschlichen Umgang sucht man bei Outer Banks vergebens – unabhängig von Alter oder Einkommensklasse.

Wer sich für solche Over-the-top-Dramen erwärmen kann und sich nicht an den leicht trashigen Auswüchsen stört, der könnte hiermit durchaus Spaß haben. Sonderlich zu Herzen geht das Ganze sicher nicht, da nicht einmal die Hauptfiguren dafür sympathisch und aussagekräftig genug sind. Und als Milieustudie funktioniert Outer Banks sowieso nicht, dafür hält sich die Serie zu sehr mit der Oberfläche auf. Aber es hat schon einen gewissen Unterhaltungsfaktor, wie hier alles mit der Zeit eskaliert, die Leute offensichtlich einen Hang zum Wahnsinn haben, später auch gerne mal über Leichen gegangen wird, um das eigene Ziel zu erreichen.

Credits

OT: „Outer Banks“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Jonas Pate, Cherie Nolan, Valerie Weiss
Drehbuch: Josh Pate, Shannon Burke, Jonas Pate, Keith Josef Adkins, Kathleen Hale, Rachel Sydney Alter, Dan Dworkin, Jay Beattie
Idee: Josh Pate, Jonas Pate, Shannon Burke
Musik: Fil Eisler
Kamera: J.B. Smith
Besetzung: Chase Stokes, Madelyn Cline, Madison Bailey, Jonathan Daviss, Rudy Pankow, Austin North, Charles Esten, Drew Starkey

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„Outer Banks“ erzählt von einer Freundesclique, die von einem versunkenen Schatz erfährt. Das verspricht anfangs schöne Abenteuerstimmung, wird jedoch mit halbherzigen gesellschaftlichen Kommentaren und ganz viel Seifenoper-Teeniedrama kombiniert. Ganz unspaßig sind die leicht trashigen Eskalationen nicht. Man sollte jedoch weder vom Inhalt noch den Figuren viel erwarten, da wurde nur auf die Oberfläche geachtet.
5
von 10