Old People Netflix
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Old People Netflix
„Old People“ // Deutschland-Start: 7. Oktober 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Die Freude ist groß bei Ella (Melika Foroutan), als sie mit ihren beiden Kindern Laura (Bianca Nawrath) und Noah (Otto Emil Koch) in ihren alten Heimatort zur Hochzeit ihrer Schwester Sanna (Maxine Kazis) fährt. Schließlich erlaubt ihr das, lauter Leute zu treffen, die sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hat. Zu denen zählen einerseits ihr Ex-Mann Lukas (Stephan Luca), aber auch ihr Vater Aike (Paul Faßnacht), der in einem nahegelegenen Altersheim lebt. Dieses ist ziemlich heruntergekommen. Zudem ist das Pflegepersonal mit den vielen Alten heillos überfordert. Vor allem aber schockiert es die Familie, wie apathisch dort alle sind. Auf der Feier können sie diese Eindrücke hinter sich lassen, haben Spaß und erfreuen sich an der Geselligkeit. Dabei merken sie nicht, dass die Senioren und Seniorinnen sich zusammenrotten und es bald auf die jungen Menschen abgesehen haben …

Die Rache der vernachlässigten Alten

Die gehören fest zum Horrorgenre dazu: Geschichten um junge Menschen, die im Rahmen schrecklicher Ereignisse sich selbst finden und ein Stück erwachsen werden. Während nachdenkliche Coming-of-Age-Elemente längst zum Mainstream des Horrors gehören, sind Filme über alte Menschen in diesem Bereich selten. Vor einigen Jahren verband Relic – Dunkles Vermächtnis auf kunstvolle Weise altersbedingte Demenz, generationenübergreifende Familienbande und Haunted-House-Terror. Das humorvolle American Carnage wiederum spielte in einem Altersheim, bei dem offenkundig etwas nicht stimmt. Und auch die deutsche Netflix-Produktion Old People spielt in einem solchen Heim, mag es dabei aber deutlich klassischer als die obigen Beispiele.

Genauer orientiert sich Regisseur und Drehbuchautor Andy Fetscher (Tatort: Fürchte dich, Urban Explorer) am traditionellen Zombiefilm, wenn eine Horde wildgewordener Alte Jagd auf alles macht, was noch nicht in Rente gegangen ist. Im Grunde handelt es sich also um das Gegenteil von Cockneys Vs. Zombies, bei dem seinerzeit Senioren und Seniorinnen gegen Zombies kämpften. Während der englische Film diesen ungleichen Kampf aber mit mehr als einem Augenzwinkern erzählte, da ist Old People durchaus ernst gemeint. Anfangs meint man zwar noch, dass der Horrorstreifen satirische Ambitionen haben könnte. Das Szenario zumindest hätte das Potenzial dazu gehabt. Fetscher sah dies aber nicht oder hatte kein Interesse daran. Er möchte lieber auf das Leid der alten Menschen aufmerksam machen, die in Heime abgeschoben werden und dort vor sich hin vegetieren.

Zu wenig aus allem gemacht

Legitim ist das durchaus. Wo in den letzten Jahren Generationenkonflikte oft bedeuteten, dass die Alten den Jungen nur eine kaputte Welt hinterlassen, da sind die Alten hier gleichzeitig Opfer und Täter. Verbunden wird dies mit dem Thema der Landflucht, wenn in dem kleinen Küstenort im Osten Deutschlands nur die übrig sind, die nicht weg konnten. Auch das hätte spannend sein können. Es gelingt Fetscher aber nicht, das Szenario in irgendeiner Form relevant zu machen. Sind in Old People erst einmal die blutrünstigen Alten los, ist für Nachdenklichkeit kein Platz. Erst gegen Ende hin erinnert sich der deutsche Filmemacher doch noch daran, dass er ja eigentlich etwas sagen wollte. Nur tut er dies dann in einem recht plumpen Dialog, der auf die falsche Weise gruselig ist.

Das ließe sich alles noch vermutlich verschmerzen, wenn denn der eigentliche Horrorpart überzeugen würde. Tatsächlich ist der Film, der auf dem Fantasy Filmfest 2022 Weltpremiere feierte, aber ziemlich öde. Über weite Strecken ist relativ wenig zu sehen, vergleichbar zu Slender Man schien das Motto zu sein: Hauptsache dunkel. Aber auch in den Passagen, in denen etwas zu sehen wäre, ist nicht wirklich etwas zu sehen. Zumindest nichts, das sehenswert wäre. Nur selten ist da mal ein Einfall für eine Horrorszene dabei, die über 08/15 hinausgeht. Darüber muss man sich nicht unbedingt ärgern. Langweilige Genrevertreter sind schließlich alles andere als selten, die wenigsten finden tatsächliche eigene spannende Szenen oder Bilder. Bei Old People ist es hingegen schon frustrierend, weil hier eben ein originelles Grundszenario vorliegt, aus dem am Ende aber kaum etwas gemacht wurde.

Credits

OT: „Old People“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Andy Fetscher
Drehbuch: Andy Fetscher
Musik: Christopher Bremus, Steven Schwalbe
Kamera: Ralf Noack
Besetzung: Melika Foroutan, Stephan Luca, Anna Unterberger, Otto Emil Koch, Bianca Nawrath, Paul Faßnacht

Bilder

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Old People
fazit
„Old People“ beginnt eigentlich sehr vielversprechend, wenn auf einmal alte Menschen Jagd auf alle Jüngeren machen. Es gelingt aber nicht, das interessante Szenario zu einem interessanten Film zu machen. Das Thema selbst wird über weite Strecken einfach vergessen. Stattdessen gibt es 08/15-Horror, der allenfalls dadurch auffällt, dass alles übertrieben dunkel ist.
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