The Journalist Netflix
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The Journalist – Staffel 1

Inhalt / Kritik

The Journalist Netflix
„The Journalist – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 13. Januar 2022 (Netflix)

Als Journalistin ist Anna Matsuda (Ryoko Yonekaru) bei ihren Kollegen sowie dem Chefredakteur der Zeitung, für die sie arbeitet, hoch angesehen. Seit vielen Jahren schon verfolgt sie die japanische Politik, Korruptionsfälle wie auch andere Skandale. Von ihrem Redakteur wird Matsuda eines Tages auf eine Geschichte über einen verdächtigen Grundstückserwerb angesetzt, in den unter anderem die First Lady verwickelt sein soll. Während Matsuda mit ihren Recherchen beginnt, sieht sich der Finanzbeamte Kazuya Suzuki (Hidetaka Yoshioka) mit einer neuen Aufgabe konfrontiert, denn in einer Nacht-und-Nebel-Aktion sollen er und einige Kollegen diverse Unterlagen „korrigieren“, welche eine Verbindung des Premierministers zu dem Bauprojekt belegen könnten. Da die Medien, die Bevölkerung Japans und die Opposition die Regierungspartie unter Druck setzten, bleibt es für Suzuki nicht nur bei einem nächtlichen Einsatz, was ihn körperlich erschöpft und psychisch belastet.

Als Sprecher der First Lady ist ihr Berater Shinichi Murakami (Go Ayano) derweil in einer anderen Situation, hatte er seine Vorgesetzten doch einst auf den Kauf des Grundstücks aufmerksam gemacht. Anstatt ihm zu kündigen, soll er nun maßgeblich an der Schadensbegrenzung mitarbeiten und mithelfen, all jene mundtot zu machen, die etwas wissen oder zu neugierig werden, wobei er unter anderem Matsuda beobachten lässt.

Für die Freiheit der Presse

Mit seiner Verfilmung des Romans The Journalist von Isoko Mochizuki gelang Regisseur Michihito Fuji in seiner Heimat nicht nur ein kritischer Erfolg, der mit vielen Filmpreise geehrt wurde, sondern zugleich ein Spielfilm, der seinen Finger auf ein Problem legte, was gerade in Japan sehr aktuell ist. Für den Streamingdienst Netflix beschäftige er sich noch einmal, dieses Mal im Serienformat, mit der Geschichte um eine Reporterin, die einen Skandal innerhalb der Regierungskreise aufdeckt, wobei sich die Handlung von der im Film von 2019 sehr unterscheidet. Dennoch bliebt Fuji seinem Grundthema treu, wenn er den Wert von Presse- und Meinungsfreiheit gerade in der heutigen Zeit in den Fokus nimmt und sie sich erweiternde Kluft zwischen dem Volk und den Regierenden verweist.

Bereits nach wenigen Minuten wird man als Zuschauer mit einer jener Statistiken konfrontiert, die den Ton der nun folgenden Geschichte setzen. Gerade einmal im Mittelfeld liegt Japan, wenn es um den Status von Pressefreiheit geht, was besonders seit der letzten Amtszeit von Shinzo Abe zu beklagen ist, wie es Initiativen wie Reporter ohne Grenzen beschreiben. So geht es nicht alleine um den Korruptionsfall und die damit einhergehende Thrillerhandlung, denn zugleich zeigt The Journalist den Wert, den die Presse- und Meinungsfreiheit in einer immer konformistischer werdenden Gesellschaft wie der japanischen hat. Nicht nur die zahlreichen Presskonferenzen, auf denen Reporter wie Matsuda von Regierungssprechern mit den immer gleich klingenden, inhaltsleeren Phrasen abgespeist werden, auch der Medienkonsum sowie der Rezeption finden ihren Weg in die einzelnen Episoden der Serie, wenn man beispielsweise der Geschichte eines Zeitungsauslieferers folgt, der sich beginnt durch die Lektüre der Zeitung für Politik zu interessieren. Sinnbildlich stehen diese etwas idealisiert wirkenden Beispiele für die Diffusion jener Werte, die als nicht mehr wichtig empfunden werden, wenn es einfacher (und auch wirtschaftlich attraktiver) ist, einfach nur dem Status quo zu entsprechen.

Die Gleichzeitigkeit der Ereignisse

Wie schon im Spielfilm spielen Prinzipien wie Gleichzeitigkeit und Plötzlichkeit eine wichtige Rolle in The Journalist. Zwar wartet die von Ryoko Yonekura gespielte Reporterin nicht mehr vor ihrem Bildschirm auf die nächste Story, doch ihr persönliches Engagement für jede einzelne Geschichte steht auch hier im Vordergrund und wird von Yonekura überzeugend gespielt. Jedoch ist sie keinesfalls die Hauptdarstellerin, denn Go Ayanos Charakter wie auch dem von Hidetaka Yoshioka gespielten Finanzbeamten fällt eine hohe Bedeutung für die Handlung zu, spielen sie doch wichtige Zahnräder in jenem Prozess der Vertuschung, der nach einer unbedachten Äußerung des Premierministers beginnt. Durch den Schnitt, der zwischen ihren Perspektiven wechselt, entsteht jene Gleichzeitigkeit der Ereignisse, welche letztlich dramaturgisch auch für Spannung und Dramatik sorgt.

Credits

OT: „Shinbun Kisha“
Land: Japan
Jahr: 2022
Regie: Michihito Fuji
Drehbuch: Yoshitatsu Yamada, Kazuhisa Kodera
Besetzung: Ryoko Yonekura, Go Ayano, Ryusei Yokohama, Hidetaka Yoshioka, Shinobu Terajima

Trailer

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"The Journalist" ist eine Serie über den Wert der Meinungs- und Pressefreiheit. Michihito Fuji gelingt im Vergleich zu seinem Spielfilm basierend auf derselben Quelle eine spannende, darstellerisch sehr überzeugende Geschichte, die in einigen Aspekten eine Verbesserung gegenüber dem Film von 2019 darstellt.
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