Nightbooks Netflix
© Netflix/Christos Kalohoridis

Nightbooks

Inhalt / Kritik

Nightbooks Netflix
„Nightbooks“ // Deutschland-Start: 15. September 2021 (Netflix)

Alex (Winslow Fegley) liebt unheimliche Geschichten, liebt es sie sich anzuhören oder auch selbst welche auszudenken. Dass er aber einmal selbst in einer stecken würde, das hatte er dann doch nicht kommen sehen. Dafür brauchte es nicht einmal sonderlich viel: 1. Ein Fernseher, auf dem The Lost Boys läuft 2. Ein Stück Kürbiskuchen. Das war einfach zu verführerisch für den Jungen, weshalb er ohne zu zögern die fremde Wohnung betritt. Dabei ahnt er nicht, dass diese der bösen Hexe Natacha (Krysten Ritter) gehört. Erst einmal drin, kann er sie nicht mehr verlassen, wie er schnell zu seinem Entsetzen feststellen muss. Und es kommt noch schlimmer: Die Hexe lässt ihn nur dann am Leben, wenn er ihr jeden Abend eine Gruselgeschichte vorliest. Immerhin, mit Yasmin (Lidya Jewett) findet sich noch ein zweites Kind, das in der Wohnung gefangen ist und ihm das eine oder andere Geheimnis über sein neues Zuhause verrät …

Erzähl um dein Leben!

Geschichten erzählen, um weiterleben zu dürfen? Klar, da denkt man zunächst an Tausendundeine Nacht, jene berühmte Geschichtensammlung, in der Scheherazade den König davon abhält sie zu ermorden, indem sie ihm besonders spannende Erzählungen auftischt. Der Netflix-Film Nightbooks verwendet dabei zwar ein ähnliches Prinzip, wenn hier ein Kind den Geschichtendurst einer Hexe befriedigt. Um einen bloßen Abklatsch des oft erzählten Klassikers handelt es sich dabei jedoch nicht. Denn während dort die Einzelgeschichten im Mittelpunkt stehen und den Zuhörer fesseln sollen, seien sie nun königlich oder einfache Bürger, da sind hier die einzelnen Geschichten sehr kurz und nur ein Mittel zum Zweck.

Auch der naheliegende Vergleich zu Scary Stories to Tell in the Dark trifft es deshalb nicht so ganz. In beiden Fällen handelt es sich zwar um Gruselgeschichten für ein jüngeres Publikum, die auf einem Buch basieren – bei Nightbooks stammt die Vorlage von J. A. White. Wo beim obigen Beispiel aber etwas mühselig nach einem Rahmen gesucht wurde, um die einzelnen Horrorbegegnungen auszupacken, da geht es hier praktisch nur um den Rahmen. Der Film handelt in erster Linie davon, wie zwei Kinder zu Gefangenen einer Hexe geworden sind und nun nach einem Weg suchen müssen, um dieser wieder zu entkommen. Ein bisschen wie in Hänsel und Gretel, was auch mehrfach innerhalb des Films referenziert wird.

Ein Ort voller Geheimnisse

Nightbooks hat jedoch einen deutlich größeren Mystery-Faktor. Ein Haus, das aus Lebkuchen und anderen Leckereien gezimmert ist, mag sehr verführerisch sein, von lecker ganz zu schweigen. Aber es ist dann doch eher einfach. Wenn Alex und Yas durch die Wohnung der Hexe streifen, hat man hingegen das Gefühl, dass auf Schritt und Tritt ein Geheimnis wartet. Dass überall eine eigene Geschichte zu entdecken ist. Die Wohnung, die jeder Beschreibung spottet und für Naturgesetze wenig übrig hat, wird fast zu einem eigenen Charakter. Reizvoll ist zudem, dass sie mitten in der Stadt ist, sogar mitten in einem regulären Wohnhaus. Es bekommt nur keiner mit, da die Grenzen zwischen der Realität und dem Reich der Magie verschwommen sind.

Aber auch die Hexe selbst trägt dazu bei, dass der Film durchaus einen Blick wert ist. Gerade die Darstellung durch Krysten Ritter (Jessica Jones), die sichtlich Spaß hat an ihrer Rolle, bringt einen höheren Unterhaltungsfaktor mit sich. Zudem hat die Hexe selbst noch ein Geheimnis, wie sich später herausstellen wird. Bei ihrer Suche nach Auswegmöglichkeiten entdecken Alex und Yas Hinweise auf frühere Geschichten, die sich hier abgespielt haben und die eine mögliche Lösung beinhalten könnten. Da darf die etwas jüngere Zielgruppe nach Belieben miträtseln, was es mit allem auf sich hat und wer hinter den seltsamen Hinweisen steckt, die sie überall in Nightbooks finden.

Von allem etwas

Dafür finden sich andere Schwächen. Zum einen wäre es schön gewesen, wenn die innerhalb der Geschichte erzählten Geschichten mehr hergeben würden. Selbst wenn sie dem Konzept nach nur ein Mittel zum Zweck sind, so ist das schon ein bisschen wenig. Außerdem kann sich der Film nie so ganz entscheiden, was er denn nun eigentlich sein will, weshalb es von allem etwas gibt. Von Märchen bis Coming of Age, von Horror bis humorvolles Abenteuer: Nightbooks klaubt alles Mögliche zusammen und entwickelt dadurch nie eine wirkliche Identität. Obwohl da schon einiges Positives in dem Film steckt, darunter eine interessante Wendung zum Schluss: Mehr als solide ist das nicht.

Credits

OT: „Nightbooks“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: David Yarovesky
Drehbuch: Mikki Daughtry, Tobias Iaconis
Vorlage: J. A. White
Musik: Michael Abels
Kamera: Robert McLachan
Besetzung: Winslow Fegley, Lidya Jewett, Krysten Ritter

Bilder

Trailer

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Ein Junge wird von einer Hexe in eine seltsame Wohnung gelockt und muss ihr ständig Gruselgeschichten erzählen, um nicht getötet zu werden: „Nightbooks“ verwendet eine ganze Reihe bekannter Elemente und fügt sie zu einem Fantasyabenteuer für eine etwas jüngere Zielgruppe zusammen. Dieses hat einige Stärken, darunter die Wohnung, die Hexe selbst und eine interessante Wendung. Er kann sich nur nie so recht entscheiden, was er will. Die einzelnen Geschichten sind zudem nicht sonderlich interessant.
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