Einfach unheimlich Creeped Out Netflix
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Einfach unheimlich – Staffel 2

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„Einfach unheimlich – Staffel 2“ // Deutschland-Start: 4. Oktober 2019 (Netflix)

Halloween nähert sich mit großen Schritten. Das bedeutet nicht nur, dass wir in den Geschäften jetzt wieder drollige Verkleidungen sehen dürfen. Auch die Filmindustrie will wieder von diesem schaurig-ertragreichen Event profitieren. Netflix beispielsweise geht diese Woche mit der Stephen-King-Verfilmung Im hohen Gras an den Start, beschert aber auch jüngeren Zuschauern ein paar wohlige Horrormomente. Neben dem üblichen Verdächtigen Die Supermonster, die in die dritte Runde gehen und mit Vidas erstes Halloween ein weiteres Themenspecial unters sehr junge Volk bringen, werden Jugendliche mit der zweiten Staffel von Einfach unheimlich bedient.

Die vor knapp einem Jahr veröffentlichte erste Staffel war dabei sowas wie ein Geheimtipp. Einfach unheimlich nimmt das in dem Horrorbereich gern verwendete Anthologieformat, sprich jede Folge erzählt dabei eine neue Geschichte, hat auch ein komplett neues Ensemble. Die einzige Verbindung zwischen den einzelnen Episoden ist der Wunderling, ein maskiertes Kind mit einem Mantel, das umherläuft und rätselhafte Geschichten sammelt. Und rätselhaft sind die Erfahrungen ja auch, welche die durchweg jungen Protagonist*innen da so sammeln, in einer Mischung aus Unglaubliche Geschichten und Twilight Zone.

Tipps für den Alltag
Wobei der Inhalt nicht komplett fantastisch ist. Vielmehr waren die Serienschöpfer Robert Butler und Bede Blake, die auch für viele der Drehbücher verantwortlich sind, sehr darum bemüht, dem jungen Publikum etwas mit auf den Weg zu geben. Das ist in der zweiten Staffel nicht anders, die meisten der zehn Folgen haben eine Art Moral oder zumindest einen guten Rat. Das ist nicht unbedingt subtil: Wer die Message zwischendrin nicht verstanden haben sollte, dem wird das zum Ende hin noch einmal genau erklärt. Einfach unheimlich verfolgt also das doppelte Ziel, die Zuschauer und Zuschauerinnen zu unterhalten, sie aber auch ein klein wenig besser zu machen.

Eine derart offensive Moralisierung kann natürlich schnell nach hinten losgehen und das Publikum nerven. Im Großen und Ganzen funktioniert die Mischung aber, da die Szenarien passend gewählt wurden. In Noch eine Minute verbringt ein Junge so viel Zeit vor der Konsole, dass er nicht merkt, wie die Jahre um ihn herum vergehen. In Ungefiltert ist eine Jugendliche von Selfies besessen und lässt sich in ihrem Drang auf fotogene Perfektion auf einen Deal ein, den sie in der Form nicht erwartet hat. Und schon gar nicht gewünscht: Anders als bei vielen Produktionen für eine jüngere Zielgruppe müssen die Geschichten in Einfach unheimlich nicht gut ausgehen.

Abwechslungsreich und schräg
Während sich die Geschichten von Einfach unheimlich meist um eine junge Erfahrungswelt drehen, haben aber auch Erwachsene Gründe hier einzuschalten. Ein Höhepunkt ist beispielsweise die Folge Die vielen Orte über ein Hotel, das sich als unheimliches Labyrinth entpuppt. Auch Juckreiz ist witzig, wenn die Serie das bewährte Horrorelement einer Invasion verwendet. Nur dass hier nicht gegen Außerirdische oder Zombies gekämpft wird, sondern gegen Kopfläuse, die sich verschworen haben, um die Welt zu erobern. Das ist natürlich absolut bescheuert, soll es aber auch sein, und trotz der winzigen Aggressoren ein großer Spaß.

Nicht alle Episoden können diese Klasse halten. Tatsächlich kann es die zweite Staffel auch nur teilweise mit der ersten aufnehmen. Da die Laufzeit pro Folge aber nur bei 25 Minuten liegt, sind auch die schwächeren schnell vorbei. So richtig unheimlich wird es trotz des anderslautenden Titels zwar normalerweise nicht. Dafür sind die Themen abwechslungsreich, teilweise schön eigenartig. Glücklicherweise sind auch die sehr mäßigen Spezialeffekte der ersten Staffel verschwunden, was jedoch mehr mit dem Inhalt als einem größeren Budget zu tun hat. Der Einstieg in die Halloween-Saison ist so oder so geglückt, vor allem wenn man Teil der Zielgruppe ist. Erwachsene Horrorfans wird das zu harmlos sein, sympathisch ist Einfach unheimlich aber auch dann.



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Die zweite Staffel von „Einfach unheimlich“ setzt das Format der ersten fort, wenn kurze, in sich abgeschlossene Horror-Geschichten oft mit einer Moral verbunden werden. Für erwachsene Zuschauer wird das sicher nicht spannend genug sein. Das häufige Fehlen eines Happy Ends und die teils schrägen Einfälle machen die Anthologie-Serie aber auch außerhalb der Zielgruppe zu einem kleinen Geheimtipp.
7
von 10