Falling Inn Love Netflix
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Falling Inn Love

Falling Inn Love Netflix
„Falling Inn Love“ // Deutschland-Start: 29. August 2019 (Netflix)

So schnell kann’s gehen: Im einen Moment hat Gabriela (Christina Milian) noch einen Job und einen Freund, im nächsten ist sie beides los. Durchaus gewollt, sah sie doch weder in dem einen, noch dem anderen Bereich noch eine Zukunft für sich. Da trifft es sich doch gut, dass sie bei einem Wettbewerb gewinnt. Der Preis: ein Gasthaus in Neuseeland. Also reist die US-Amerikanerin dorthin, um das Haus ganz nach ihren Vorstellungen umzubauen, mit großem Fokus auf die Umweltfreundlichkeit. Doch die Arbeit ist deutlich schwieriger als gedacht, denn das Ding ist von Grund auf renovierungsbedürftig. Glücklicherweise erhält sie dabei bald Hilfe, unter anderem von Jake (Adam Demos) – auch wenn die erste Begegnung zwischen den beiden ein wenig holprig ist.

Im Sommer halten sich viele Verleihe damit zurück, neue Filme herauszubringen, sei es im Kino oder für den Hausgebrauch. Aber auch Netflix hat zuletzt nicht unbedingt dazu beigetragen, dieses Sommerloch zu füllen. Große Titel waren ohnehin seit Wochen nicht mehr dabei. Auffallend war jedoch, dass es nicht einmal für eine dieser fabrikgefertigten Liebeskomödien gereicht hat, die uns der Streamingdienst vor allem zu Weihnachten, zum Valentinstag und im Frühjahr um die Ohren haut, wenn alle wieder auf die neue Liebe hoffen. Jetzt gibt es aber wieder Nachschub in Form von Falling Inn Love, dessen Titel bereits alles verrät, was es über den Film zu wissen gibt.

Alles nach Plan
Der Titel ist sogar noch einer der originellsten Einfälle, den das Drehbuchteam Elizabeth Hackett und Hilary Galanoy da hatte, indem sie den englischen Ausdruck für das Verlieben mit dem englischen Wort für Gasthaus kombinieren. Das kann man als recht plumpes Wortspiel empfinden oder als bemerkenswerte Aufrichtigkeit. Hier weiß man genau, was man bekommt. Außerdem muss man es erst einmal schaffen, einen Film in nur drei Worten so umfassend zu beschreiben, dass keine Fragen mehr übrig bleiben. Und keine Überraschungen: Falling Inn Love verrät in den ersten paar Minuten bereits alles, was es über den Film zu wissen gibt, tut später auch nur sehr wenig dafür, diesen eingeschlagenen Pfad irgendwie zu verlassen oder zumindest anderweitig zu gestalten.

Man könnte sich hier die Finger wund schreiben bei dem Versuch, all die Klischees einzufangen, die auf das Publikum losgelassen werden – von der ersten rumpeligen Begegnung über peinliche Nähe bis hin zur traurigen Vorgeschichte. Falling Inn Love erinnert mehr als einmal an den Netflix-Kollegen Die Weihnachtskarte, nur eben mit Sonne und Kiwis statt Plätzchen und Weihnachtsmusik. Doch dieser Versuch würde mehr Zeit in Anspruch nehmen, als es der Film selbst tut. Und würde die vornehmlich weibliche Zielgruppe auch überhaupt nicht interessieren. Die schaut hier ja rein, um sich bestätigt zu fühlen, von der großen Liebe zu träumen und dabei schöne Bilder anzuschauen.

Ein Paar zum Träumen
Letztere gibt es dann auch nicht zu knapp. Zum einen gibt es reizende Aufnahmen der neuseeländischen Landschaft. Zum anderen hat man für die Besetzung zwei überaus attraktive Menschen gefunden, wie es das Genre nun mal erfordert. Man will hier ja schließlich von einem besseren Leben träumen, hässliche Leute gibt es in der Realität schon genug. Adam Demos darf sogar mal das Shirt ausziehen, um seinen Waschbrettbauch zu zeigen. Die Geschichte hätte es nicht erfordert, aber für einen kleinen Wow-Moment reicht das. Mehr Erotik gibt es aber nicht, Falling Inn Love ist die familienfreundliche Idealisierung einer großen Liebe. Hier sollen schließlich möglichst viele Leute reinschauen. Je weniger es gibt, an dem man sich stoßen kann, umso besser. Und so strich man alles weg, was irgendwie kontrovers oder störend sein könnte. Die Romanze ist so glattgebügelt und vorhersehbar, dass man sie schon vergessen hat, noch bevor sie überhaupt beginnt.

In Erinnerung bleiben neben den Bildern vor allem die etwas skurrileren Nebenfiguren, auch wenn der Film es da nicht mit dem Netflix-Kollegen Die kleine Schweiz aufnehmen kann. Außer Gilbert vielleicht, eine Ziege, die irgendwie immer in den ungünstigsten Momenten auftaucht. Das funktioniert dann alles natürlich schon irgendwie, auch wenn sich das Knistern zwischen Milian und Demos eher in Grenzen hält. Manches ist zudem so übertrieben, dass es schon wieder lustig ist. Irgendwie haben diese Liebeskomödien aber auch immer etwas Zynisches an sich, wie sie ein Konstrukt als Gefühl verkaufen wollen, das völlig falsche Erwartungen weckt. Andererseits: Wenn schon Realitätsflucht, dann kann das ja auch mit Sonne, schönen Menschen und ein bisschen Besinnlichkeit passieren. Gibt Schlimmeres.



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In „Falling Inn Love“ reist eine US-Amerikanerin nach Neuseeland, um dort ein Gasthaus umzugestalten und verliebt sich dabei. Das ist völlig frei von Überraschungen, von einigen etwas skurrileren Nebenfiguren einmal abgesehen. Dafür lockt die insgesamt etwas farblose Liebeskomödie mit schönen Bildern und ein bisschen idyllischer Realitätsflucht.
4
von 10