Lou 2022 Netflix
© Netflix/Liane Hentscher

Lou (2022)

Lou 2022 Netflix
„Lou“ // Deutschland-Start: 23. September 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Der Schock ist groß bei Hannah Dawson (Jurnee Smollett), als sie eines Tages nach Hause kommt und das Zimmer von Vee (Ridley Bateman) leer vorfindet. Nicht nur dass jemand das Mädchen offensichtlich entführt hat. Es handelt sich bei dem Entführer zudem um dessen Vater Philip (Logan Marshall-Green), den sie vor Jahren verlassen hat. Doch wie kann das sein, wenn dieser eigentlich tot sein sollte? Während Hannah noch verzweifelt nach einem Hinweis sucht, wie sie ihre Tochter zurückbekommen kann, erhält sie Hilfe von Lou Adell (Allison Janney). Eigentlich hatte sie bislang kein sonderlich enges Verhältnis zu ihrer Nachbarin. Sie weiß auch praktisch nichts über die ältere Frau, die allein lebt und den Kontakt zu anderen meidet. Dennoch nimmt Hannah die unerwartete Hilfe dankend an, ohne zu ahnen, dass Lou nicht die harmlose Einsiedlerin ist, für die sie alle halten …

Actionthriller mit unerwarteter Heldin

Dass auch Frauen im Zentrum von Actionthrillern stehen können, anstatt einfach nur als Damsel in Distress zu dienen, ist kein Geheimnis. Filme wie Aliens – Die Rückkehr oder Terminator 2 – Tag der Abrechnung haben das seinerzeit vorgemacht. Später buhlten Filme wie Resident Evil, Atomic Blonde oder Die Tribute von Panem mithilfe weiblicher Actionstars um die Gunst des Publikums. Dennoch sind diese Filme im Vergleich zu den männlichen Pendants nach wie vor eher selten. Und wenn dann doch mal eine Frau alleine gegen Feinde und Gefahren besteht, dann ist sie meist etwas jünger. Das männliche Auge isst schließlich mit. Eine Actionheldin im fortgeschritteneren Alter, das verstößt so sehr gegen die Sehgewohnheiten, dass kaum jemand dieses Wagnis auf sich nimmt.

Das allein macht den Netflix-Film Lou deutlich sympathischer als so manche andere Actionvertreter, wenn Hannah nicht von muskelbepackten Männern gerettet wird, sondern von einer Frau jenseits der 60, die eigentlich schon mit dem Leben abgeschlossen hat. Der Thriller beweist, dass es durchaus eine weibliche Form von Liam Neeson gibt, sofern man das zulässt. Unerwartet ist aber auch die konkrete Besetzung dieser Figur. Allison Janney, die für ihre Darstellung einer bissigen Rabenmutter in I, Tonya einen Oscar erhielt, hat zuvor in Komödien und Dramen mehrfach ihre schauspielerische Klasse bewiesen. Als Actionstar dürften aber nur die wenigsten sie auf dem Schirm gehabt haben. Das Ergebnis überzeugt, die Mischung aus müde und abgehärtet ist eine reizvolle Variante der traditionellen Heldin.

Gute Stimmung, schwacher Inhalt

Die restlichen schauspielerischen Leistungen sind in Ordnung, ohne übermäßig aufzufallen. Das liegt aber auch an dem Drehbuch, das in der Hinsicht nur wenig dankbares Material mitgibt. Am ehesten ist es noch Philip, dem eine nennenswerte Charakterisierung mitgegeben wurde. Der darf immerhin psychotisch sein und zugleich eine tragische Vorgeschichte haben. Das hinterlässt jetzt zwar auch nicht den ganz großen Eindruck, da vieles hier recht dünn gehalten ist, zum Teil auch nicht sonderlich viel Sinn ergibt. Immerhin gibt es dadurch aber ein paar intensivere Momente in Lou, die zugleich Ambivalenz aufweisen. Die Einteilung in Gut und Böse funktioniert hier nicht so ganz, wenn wir immer tiefer in die Abgründe hineinblicken.

Dennoch, an den Inhalt sollte man keine höheren Ansprüche haben. Dafür ist er zu schwach, an manchen Stellen langweilig, an anderen lächerlich. Auf der Plusseite wiederum steht, neben der Titel-Anti-Heldin, das Setting. Auch wenn die blau-grauen Bilder ein bisschen dominant sind, sorgen sie doch für Stimmung. Der aufkommende Sturm, der für alle eine Bedrohung darstellt, bietet einen idealen Hintergrund für diese Mischung aus Katz-und-Maus-Spiel und Jagd. Hier geht es mehr um die Androhung eines kommenden Unglücks und die Spannung, während die Zuschauer und Zuschauerinnen auf das unvermeidliche Duell warten. In der Summe reicht das, um aus Lou einen soliden Genrevertreter zu machen, der sich nicht vor den männlichen Pendants verstecken muss, selbst wenn die Chance verpasst wird, etwas wirklich Eigenes zu schaffen.

Credits

OT: „Lou“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Anna Foerster
Drehbuch: Maggie Cohn, Jack Stanley
Musik: Nima Fakhrara
Kamera: Michael McDonough
Besetzung: Allison Janney, Jurnee Smollett, Logan Marshall-Green, Ridley Bateman, Matt Craven

Bilder

Trailer

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Lou (2022)
fazit
„Lou“ unterscheidet sich von anderen Actionthrillern, dass hier tatsächlich mal eine Frau jenseits der 60 im Mittelpunkt steht. Das geht sogar ganz gut dank Allison Janney, die als müde und zugleich abgehärtete Anti-Heldin neben dem grau-blauen Sturm-Setting zu den Stärken zählt. Die Geschichte taugt hingegen nicht viel, schwankt zuweilen zwischen langweilig und lächerlich.
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