Asakusa Kid Netflix
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Asakusa Kid

Inhalt / Kritik

Asakusa Kid Netflix
„Asakusa Kid“ // Deutschland-Start: 9. Dezember 2021 (Netflix)

Nach einer Reihe von Auseinandersetzung mit seinen Eltern beschließt der junge Takeshi Kitano (Yuya Yagira) Mitte der 1970er Jahre sein Studium der Ingenieurswissenschaften abzubrechen und seinen eigenen Weg zu gehen. Dieser führt ihn nach Asakusa, einem der bekanntesten Unterhaltungsbezirke Tokios, wo er in dem Varieté des bekannten Komikers Senzaburo Fukami (Yo Oizumi), welches dieser zusammen mit seiner Freundin Mari (Honami Suzuki) leitet, als Liftboy anfängt. Dabei sind es besonders die Nummern Fukamis, der zwischen den einzelnen Tanznummern Sketche präsentiert, die Kitano für den Künstler einnehmen. Mit der Zeit beschließt dieser, dem hartnäckigen jungen Mann eine Chance zu geben, und bringt ihm den Stepptanz bei. Schließlich holt er Kitano das erste Mal auf die Bühne, als ein anderer Schauspieler ausfällt, und erkennt dessen Talent.

Über die Jahre wird Takeshi nicht nur festes Mitglied im Ensemble des Varietés, sondern lernt von Fukami das Handwerk des Schauspielers und Komikers. Jedoch ist auch Kitano nicht blind für die finanziellen Schwierigkeiten des Theaters. Als Kitano von einem ehemaligen Mitglied des Ensembles, Kiyoshi (Nobuyuki Tsuchiya), gefragt wird, ob er mit ihm ein Komikerduo bilden will, muss er sich entscheiden, ob er seinen eigenen Weg gehen will oder seinem Meister weiter die Treue hält.

Ein Akt der Befreiung

In Europa mag man Takeshi Kitano in erster Linie in Verbindung bringen mit seinen Filmen wie der Outrage-Reihe, Hana-Bi – Feuerblume oder einer TV-Show wie Takeshi’s Castle, doch in seiner Heimat ist er schon seit vielen Jahren eine Art Multi-Talent, welches mehrere TV-Auftritte in der Woche bestreitet, Bücher schreibt und malt. Über sechs Jahre arbeitete Regisseur Gekidan Hitori an einer Verfilmung von Kitanos Memoiren Asakusa Kid, die sich besonders auf dessen Anfänge als Komiker konzentrierte. Seit Anfang Dezember ist der Film nun auf Netflix zu sehen und folgt der bekannten Struktur des Biopic, wie man es schon unzählige Male gesehen hat.

In erster Linie mag sich ein Film wie Asakusa Kid an jene Menschen richten, die nicht Bescheid wissen über die Ursprünge des Regisseurs, doch auch als Abbild eines Japans, genauer gesagt einer Version von Tokio, die es so nicht mehr gibt. Kitano erscheint als Produkt jener Zeit, als ein Charakter, der sich vom Mief der Nachkriegsgeneration befreien will und mehrere Male sich selbst neu erfindet, wie auch seine Kunst. In der Hauptrolle agiert Darsteller Yuya Agira als jemand, für den Veränderung Teil seiner Natur ist sowie überlebenswichtig in der Umgebung, in welcher er sich bewegt. Die blitzschnellen Routinen des manzai, jener Form der Komik, mit der er und sein Kollege Kiyoshi, mit dem er zusammen das Duo „The Two Beats“ bildete, sind sinnbildlich für eine Form der Anpassung an seine Umgebung und an die Zeit, was sicherlich ein wichtiger Bestandteil des echten Kitano ist. Begreifen wird dies der Zuschauer und dabei zusehen, wie dieser Menschen durch diese Erkenntnis schnell aufsteigt in der Gesellschaft, doch wirklich nahe kommt man dem Menschen Kitano dadurch nicht. Dieser bleibt, wie die vielen Figuren seiner Filme, nämlich unergründlich.

Eine neue Zeit

Im Kontext dieser Geschichte und ihrer Themen ist besonders die Dynamik der Beziehung Kitanos zu seinem Meister Senzaburo Fukami wichtig. Nicht nur die Ausbildung und Reifung Takeshis spiegeln sich hier wider, sondern auch jener Umschwung der Gesellschaft und der Kultur. Der echte Kitano steht, wie viele seiner Zeitgenossen, für ein Loslassen der Ideale der Nachkriegsgeneration und damit auch einen Wechsel ins Medienzeitalter. Während sein Meister mit seiner Form der Komik schon bald niemandem mehr begeistern kann, erscheint Kitano im Film wie ein Opportunist, die die Chancen eines Mediums wie dem Fernsehen sieht und es nicht verdammt, wie sein Meister. Aus diesem Aspekt der Handlung hätten sich noch viele interessante Handlungen und Interaktionen machen lassen, doch dafür hat es Gekidan Hitoris Skript etwas zu eilig, trotz seiner über zweistündigen Laufzeit.

Neben den Schauspielern sind es die Kulissen und die Bilder Futa Takagis, die für das nötige Zeitkolorit sorgen, für Nostalgie wie für den Schmerz des Loslassens, kommt mit einem solch drastischen Wechsel auch ein Abschied, der tiefe Spuren beim Protagonisten hinterlässt.

Credits

OT: „Asakusa Kid“
Land: Japan
Jahr: 2021
Regie: Gekidan Hitori
Drehbuch: Gekidan Hitori
Musik: Takashi Ohmama
Kamera: Futa Takagi
Besetzung: Yuya Yagira, Yo Oizumi, Mugi Kadowaki, Ayumu Nakajima, Nobuhiko Tsuchiya, Honami Suzuki, Yusuke Furusawa

Trailer

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"Asakusa Kid" ist ein Biopic über die Anfänge des japanischen Regisseurs und Komikers Takeshi Kitano. Regisseur Gekidan Hitori gelingt zwar eine gewisse nostalgische Atmosphäre, doch leider hebt er sich kaum vom der Routine ähnlich angelegter Filme ab, wobei seine Darsteller den Film zumindest aus schauspielerischer Sicht überzeugend machen.
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