Invader Zim Enter the Florpus Netflix
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Invader Zim: Enter the Florpus

Invader Zim Enter the Florpus Netflix
„Invader Zim: Enter the Florpus“ // Deutschland-Start: 16. August 2019 (Netflix)

Dib kann seinen Augen kaum glauben, als er tatsächlich wieder vor ihm steht: Zim. Immer wieder hatte das fiese Alien versucht, die Welt zu erobern, scheiterte jedoch am Widerstand von Dib. Doch das ist viele Jahre her, Zim war plötzlich verschwunden. Und Dib wartete. Und wartete. Leider futterte er während dieser Zeit aber auch beträchtlich, weshalb er seinem Erzfeind nichts entgegenzusetzen hat, als der wieder auftaucht. Er schafft es ja nicht einmal mehr aus seinem Stuhl herauszukommen. Genau das war auch Zims Plan gewesen, denn wenn Dib erst einmal außer Gefecht gesetzt wurde, kann er ungestört zu Phase zwei seines teuflisches Plans übergehen. Da wäre nur ein Problem: Zim kann sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, worin genau diese Phase zwei bestand …

Aller guten Dinge sind drei. Nachdem Netflix kürzlich Für immer zwölf gerettet hat, das nach der Pilotfolge ohne Sender dastand, und auch das Serien-Revival Rockos modernes Leben: Alles bleibt anders ins Programm nahm, steht mit Invader Zim: Enter the Florpus das dritte wieder ausgegrabene Animationsprojekt in Folge an. Wie bei Rockos modernes Leben basiert der Film auf einer alten Zeichentrickserie von Nickolodeon, die Jahre später zu neuem Leben erweckt werden soll. Zumindest in Form eines Specials. Ob danach noch mehr folgt, ist bislang nicht bekannt. Potenzial dafür ist zumindest da.

Für alte und neue Fans
Erst einmal ist die Freude für Fans natürlich groß, dass es überhaupt ein Wiedersehen gibt. Invader Zim wurde 2006 nämlich ohne rechtes Ende abgesetzt. 27 Folgen lang hatte Zim versucht, im Auftrag der Allmächtigen die Erde zu erobern, ohne dass dabei ein nennenswertes Ergebnis dabei heraussprang – vom Unterhaltungsfaktor einmal abgesehen. Nun sind 13 Jahre eine lange Zeit. Kinder von heute werden die damalige Serie nicht unbedingt gesehen haben. Und selbst wer damit aufwuchs, wird vielleicht vergessen haben, worum es eigentlich ging. Für beide hat Serienschöpfer Jhonen Vasquez, der auch hier wieder mit an Bord ist, aber vorgesorgt: Das Special beginnt mit einer kurzen Zusammenfassung der Ereignisse. Später wird es zwar auch immer mal wieder Anspielungen und Verweise geben. Aber selbst wer diese nicht versteht, kann hier seinen Spaß haben.

Es gehört bei Invader Zim nämlich durchaus dazu, dass man nicht immer so ganz versteht, was da vorne auf dem Bildschirm eigentlich passiert. Schon bei der Serie zeigte Vasquez eine große Liebe fürs Absurde. Das hat sich in all den Jahren nicht geändert. Ob Zims eigenwilliger Sidekick etwas andere Verwendungszwecke für Nahrungsmittel findet oder der große Plan nur eine Aneinanderreihung von Nonsens ist, ebenso dessen Verhinderung: Man muss sich schon darauf einlassen können, dass Dinge ohne erkennbaren Grund geschehen oder getan werden. Und man sollte eine Vorliebe für hyperaktive Albernheit haben, davon gibt es hier nämlich jede Menge.

Beachtet mich … bitte!
Gleichzeitig versucht Invader Zim: Enter the Florpus, dem Ganzen aber auch etwas emotionale Tiefe zu verleihen. So ist Zim nicht einfach der typische Bösewicht. Vielmehr sehnt er sich danach, ein bisschen Anerkennung von den noch größeren Bösewichtern zu erlangen. Damit wird er zum Spiegelbild von Dib, der ebenfalls 70 Minuten lang darum kämpft, von seinem Vater akzeptiert und respektiert zu werden. Das schwingt zwar immer nur mit, im Vordergrund stehen die manischen Versuche, die Welt zu zerstören oder eben zu retten. Als emotionales Fundament für den geballten Blödsinn taugt es aber ganz gut.

Visuell ist Invader Zim: Enter the Florpus ebenfalls gelungen, zumindest gemessen an den Absichten. „Schöne“ Zeichnungen sollte man hier natürlich nicht erwarten. Hier ist alles verzerrt, kantig, irgendwie schräg – auf mehr als eine Weise –, ein typischer Cartoon mit sehr markanten Designs. Und einer auffallenden Vorliebe für die Farbe Lila. Das ist nichts, worauf man sein Auge länger verweilen wollte, die Optik überzeugt mehr im bewegten Zustand als in Standbildern. Sehenswert sind dabei die gelegentlichen Experimente, unter anderem eine Stop-Motion-Sequenz zum Ende hin. Alles in allem ist der erste Ausflug in eine längere Geschichte geglückt und lässt darauf hoffen, dass Dib und Zim sich noch weiter bekriegen werden, in welcher Form auch immer.



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Mit „Invader Zim: Enter the Florpus“ wird nach 13 Jahren Pause die Kultserie um ein Alien, das die Erde erobern will, wieder fortgesetzt. Das Special richtet sich prinzipiell eher an die Fans von damals. Aber auch Neueinsteiger haben eine Menge zu lachen, sofern sie die Vorliebe für absurde und alberne Geschichten teilen. Denn davon gibt es hier jede Menge, dazu die gewohnt schräge Optik.
7
von 10