The Watcher Netflix
© Eric Liebowitz/Netflix

The Watcher

The Watcher Netflix
„The Watcher“ // Deutschland-Start: 13. Oktober 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Dean (Bobby Cannavale) und Nora Brannock (Naomi Watts) können ihr Glück kaum fassen. Zwar hat es sie eine ganze Stange Geld gekostet, sämtliche Ersparnisse sind dafür draufgegangen. Dafür aber können sie und ihre Kinder Ellie (Isabel Gravitt) und Carter (Luke David Blumm) ein absolutes Traumhaus beziehen. Dabei stellen sie schnell fest, dass dieser Traum ein verkappter Alptraum ist. So dauert es nicht lange, bis sie es sich mit der Nachbarschaft verscherzt haben. Ob die verschrobene Pearl (Mia Farrow) und ihr Bruder Jasper (Terry Kinney) oder auch die übergriffigen Nachbarn Mitch (Richard Kind) und Mo (Margo Martindale), an Konflikten mangelt es nicht. Und dann sind da noch die seltsamen Drohbriefe, die sie erhalten. Da Detective Rourke Chamberland (Christopher McDonald) nicht viel tun kann, sucht Dean die Hilfe der Privatdetektivin Theodora Birch (Noma Dumezweni), während Dakota (Henry Hunter Hall) überall Kameras installiert. Doch je mehr er unternimmt, umso verworrener ist die Lage …

Brutale Geheimnisse auf schrille Skurrilität

Im Serienbereich ist derzeit wohl kaum jemand so produktiv wie Ryan Murphy. Da kommen praktisch jedes Jahr mehrere neue Titel heraus, viele davon auch recht erfolgreich und namhaft besetzt. Dabei ist der US-Amerikaner für zwei Arten von Geschichten bekannt. Da sind zum einen die besonders düsteren Werke wie etwa American Horror Story oder auch Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer, das kürzlich zu einer Sensation wurde. Die anderen sind dafür umso schillernder, darunter beispielsweise Pose oder Hollywood. Mit The Watcher, das wie die meisten seiner letzten Serien auf Netflix erschienen ist, hat der Tausendsassa nun etwas vorgelegt, das beide Welten miteinander verbindet. Da treffen brutale Geheimnisse auf schrille Skurrilität.

Wie schon bei Dahmer greifen er und sein regelmäßiger Co-Schöpfer Ian Brennan auf einen wahren Kriminalfall zurück, reiten also weiterhin auf der nicht abebbenden True-Crime-Welle mit. Im Gegensatz zu dem berühmten Serienmörder, der bestens dokumentiert wurde, ist die hier zugrundeliegende Geschichte bis heute ein Rätsel. Das wirkt sich natürlich auch auf The Watcher aus, selbst wenn das Original nicht eins zu eins übernommen wurde. Die Serie richtet sich nicht an ein Publikum, das am Ende eine Lösung will und braucht. Diejenigen werden hier frustriert sein, wenn Murphy und Brennan zwar zahlreiche Ansätze mit auf den Weg geben, aber keine definitive Antwort dabei rauskommt. Dafür dürfen die Zuschauer und Zuschauerinnen selbst kräftig spekulieren. Da wird es im Anschluss vergleichbar zu Das Motiv, Verschwunden in Lørenskog und ähnlichen offenen True-Crime-Geschichten sicher viele Diskussionen geben.

Gnadenlos überzogener Wahnsinn

Dass man auch ohne fertige Antwort hier seinen Spaß haben kann, liegt daran, dass Murphy und sein Team mit jeder Menge Humor an die Sache gehen. Tatsächlich ist The Watcher so gnadenlos überzogen, dass zu den vielen Fragen, die einem beim Anschauen durch den Kopf gehen, auch die dazukommt: Ist das überhaupt ein Thriller oder nicht doch eine Komödie? Gerade bei den Nebenfiguren wimmelt es nur so vor sonderbaren Gestalten. Dabei sind es vor allem die Frauen, welche Glanzauftritte haben: Mia Farrow und Margo Martindale als schräge und übergriffige Nachbarinnen, Noma Dumezweni in der Rolle einer Privatdetektivin mit absurdem Lebenslauf, dazu Jennifer Coolidge, die eine gierige Country-Club-Immobilienmaklerin spielt. Dass sie damit oft nicht mehr sind als Karikaturen, ist kein größeres Problem. Vielmehr trägt es zu dem allgemeinen Wahnsinn bei, der um sich greift.

Herkömmliche Spannung sollte man sich hingegen weniger erhoffen. Dann und wann ist zwar mal eine Szene dabei, die in eine solche Richtung geht. Richtig viel passiert aber nicht, weshalb die sieben Folgen sich irgendwann ein wenig ziehen. Ein anderer Grund für den ausbleibenden Nervenkitzel: Die Figuren sind in The Watcher fast durch die Bank weg so unsympathisch, dass man händeringend nach jemandem sucht, dem man überhaupt die Daumen drücken mag. Wo andere Thriller klar darauf setzen, dass das Publikum sich mit den Protagonisten und Protagonistinnen identifiziert, da ist das hier schon sehr schwierig. Da ist praktisch niemand dabei, mit dem man in der realen Welt freiwillig Zeit verbringen wollte. Zeitlich begrenzt und aus sicherer Distanz heraus funktioniert das hingegen schon alles ganz gut. Murphy und Brennan nehmen uns mit in eine farbenfrohe Hölle, in der hinter jedem Busch ein Geheimnis versteckt ist, man sich am Ende nicht einmal sicher sein kann, dass es überhaupt ein Busch ist.

Credits

OT: „The Watcher“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Ryan Murphy, Paris Barclay, Jennifer Lynch, Max Winkler
Drehbuch: Ryan Murphy, Ian Brennan, Reilly Smith, Todd Kubrak
Idee: Ryan Murphy, Ian Brennan
Musik: Morgan Kibby, David Klotz
Kamera: Jason McCormick, Maceo Bishop, Stanley Fernandez
Besetzung: Naomi Watts, Bobby Cannavale, Mia Farrow, Noma Dumezweni, Joe Mantello, Richard Kind, Terry Kinney, Margo Martindale, Jennifer Coolidge, Christopher McDonald

Bilder

Trailer

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The Watcher
fazit
„The Watcher“ basiert auf einem bis heute ungelösten Kriminalfall rund um mysteriöse Drohbriefe. Das wird für einige sicherlich unbefriedigend sein. Dafür ist die Serie ein Fest für ein Publikum, das selbst gerne spekuliert, da es hier vor wahnsinnigen Hypothesen nur so wimmelt. Dazu passen auch die gnadenlos überzeichneten und weitestgehend unsympathischen Figuren. Das ist dann zwar nicht spannend im herkömmlichen Sinn, aber durchaus unterhaltsam.
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