Der denkwürdige Fall des Mr Poe The Pale Blue Eye Netflix
© Scott Garfield/Netflix

Der denkwürdige Fall des Mr Poe

„Der denkwürdige Fall des Mr Poe“ // Deutschland-Start: 22. Dezember 2022 (Kino) // 6. Januar 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Es ist ein grausiger Anblick, der sich an einem Wintermorgen 1830 bietet: Ein Kadett an der Militärakademie West Point wurde ermordet und anschließend wurde ihm das Herz herausgeschnitten. Wer könnte nur so etwas getan haben? Und aus welchem Grund? Der erfahrene Ermittler Augustus Landor (Christian Bale) wird anschließend mit dem Fall beauftragt. Dabei stößt er schnell an seine Grenzen, weshalb er den jungen Edgar Allan Poe (Harry Melling), der selbst auf der Akademie ist, in seine Ermittlungen einbezieht. Tatsächlich kann er jede Hilfe gut gebrauchen, taucht kurze Zeit später doch eine weitere solche Leiche auf, ein weiterer ermordeter Kadett. Und auch bei den Anderen geht die Angst um, sie könnten die nächsten sein …

Ein Autor auf Abwegen

Edgar Allan Poe gehört sicher zu den bekanntesten Namen innerhalb der Kriminal- und Horrorliteratur. Immer wieder finden sich Verweise auf den jung gestorbenen Schriftsteller und seine Schauergeschichten. Hinzu kommen mehrere hundert Filme, die entweder direkte Adaptionen waren oder doch zumindest von den Werken des US-Amerikaners inspiriert wurden. Aber auch die Person an sich diente des Öfteren als Inspirationsquelle. So war vor einigen Monaten in dem Horrorfilm Raven’s Hollow zu sehen, wie er als junger Kadett eine sonderbar zugerichtete Leiche findet und in einem nahen Dorf unheimliche Erfahrungen macht. Der Krimi The Raven – Prophet des Teufels zeigte ihn als Schriftsteller in der Krise, dessen Werke andere Morde inspirieren.

Der Netflix-Film Der denkwürdige Fall des Mr Poe ist eine Art Mischung aus diesen beiden besagten Filmen. Erneut ist er hier als junger Kadett unterwegs und findet in einer grausamen Geschichte eine Inspiration für seine eigenen Geschichten. Hier fehlt jedoch das übernatürliche Element. Auch wenn das herausgeschnittene Herz auf okkulte Rituale schließen lässt, gibt es doch nie einen Zweifel, dass die Morde einen menschlichen Ursprung haben. Damit handelt es sich hier um eine klassische Mischung aus Krimi und Thriller, bei der die Suche nach einem oder mehreren Tätern im Mittelpunkt steht. Da wird Spuren nachgegangen, nach potenziellen Motiven gesucht, mit Leuten gesprochen, die Hinweise haben könnten. Das übliche Programm also.

Prominent besetzte Eintönigkeit

Das klang alles sehr vielversprechend, zumal der Film eine ganze Reihe bekannter Schauspieler und Schauspielerinnen versammelte. Unter anderem begegnen wir unterwegs Gillian Anderson, Charlotte Gainsbourg, Timothy Spall und Robert Duvall. Am Budget wurde darüber hinaus ebenfalls nicht gespart, weswegen sich die Zuschauer und Zuschauerinnen auf stimmungsvolle Aufnahmen freuen dürfen. Das historische Setting, der Wald, der Schnee – das kann sich alles sehen lassen. Das erhoffte Highlight ist Der denkwürdige Fall des Mr Poe dennoch nicht geworden. Zum Teil liegt das an der Geschichte selbst. Louis Bayard, auf dessen gleichnamigen Roman das hier basiert, hat sich keinen übermäßig interessanten Fall ausgedacht. Zwar dürfte die Auflösung viele überraschen, auch wenn Bayard nicht der erste ist, der diesen Kniff verwendet. Er hat auf dem Weg zur Auflösung aber zu wenig Spuren hinterlassen, mit denen sich das Publikum beschäftigen kann.

Auch die konkrete Umsetzung lässt zu wünschen übrig. Regisseur und Drehbuchautor Scott Cooper schaffte es schon bei seinem letzten Film Antlers nicht wirklich, aus einer Monstergeschichte Spannung zu erzeugen. Hier scheint er es nicht einmal zu versuchen. Nach einem neugierig machenden Einstieg erstarrt Der denkwürdige Fall des Mr Poe förmlich. Auf über zwei Stunden ausgedehnt führt die Mördersuche zu zahlreichen Längen. Immer wieder würde man sich wünschen, dass das erlesene Dekor zu mehr gut wäre als gepflegter Langeweile. Auch Star-Komponist Howard Shore ist nicht wirklich etwas zu dem Thema eingefallen. Wer großer Fan von Bale ist, alternativ von Krimis in historischer Umgebung, kann es trotz allem versuchen und sich zumindest manchmal an der Atmosphäre erfreuen. Aber es gibt in diesem Bereich doch deutlich spannendere Beispiele.

Credits

OT: „The Pale Blue Eye“
Land: US
Jahr: 2022
Regie: Scott Cooper
Drehbuch: Scott Cooper
Vorlage: Louis Bayard
Musik: Howard Shore
Kamera: Masanobu Takayanagi
Besetzung: Christian Bale, Harry Melling, Gillian Anderson, Lucy Boynton, Charlotte Gainsbourg, Toby Jones, Harry Lawtey, Simon McBurney, Timothy Spall, Robert Duvall

Bilder

Trailer

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Der denkwürdige Fall des Mr Poe
fazit
„Der denkwürdige Fall des Mr Poe“ ist ein prominent besetzter und erlesen ausgestattetet Thriller. Aber auch ein ziemlich langweiliger. Trotz späterer Wendungen hat die Romanadaption inhaltlich einfach nicht genug zu bieten, weswegen sie zwischenzeitlich regelrecht erstarrt und sich zu sehr auf dem Dekor ausruht.
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