Wu Assassins Iko Uwais Netflix
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Wu Assassins – Staffel 1

Wu Assassins Iko Uwais Netflix
„Wu Assassins – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 8. August 2019 (Netflix)

Bislang führte Kai Jin (Iko Uwais) ein eher unspektakuläres Leben. Der Sohn chinesisch-indonesischer Eltern arbeitet als Koch in San Francisco und träumt von, einmal einen eigenen Food Truck zu besitzen. Stattdessen wird er in eine Geschichte hineingezogen, die er sich niemals hätte träumen lassen: Eine junge Frau namens Ying Ying (Celia Au) eröffnet ihm, dass es sein Schicksal ist, als letzter der Wu Assassins fünf Wu Warlords zu besiegen, die mit ihren Elementarkräften die Stadt unsicher machen. Nach anfänglicher Skepsis muss Kai feststellen, dass da wirklich etwas Eigenartiges vor sich geht – und dass die Spur ausgerechnet zu seinem Stiefvater führt, dem Gangsterboss Uncle Six (Byron Mann).

Als Liebhaber handfester Action wurde man zuletzt ja nicht unbedingt verwöhnt, die alten Kampfkünste werden in Filmen kaum noch gewürdigt. Während die chinesischen Veteranen in die Jahre gekommen sind, begnügt sich der Westen oft mit Computereffekten, lässt die Darsteller einfach vor einem Green Screen herumstehen. Wenn er überhaupt noch Darsteller verwendet. Einer der Lichtblicke der letzten Jahre ist der Indonesier Iko Uwais, der dank The Raid weltweit auf sich aufmerksam machen konnte und nun auch in Hollywood ein gefragter Mann fürs Grobe ist – etwa in Mile 22. Grundsätzlich war die Freude daher groß, als bekannt wurde, dass Netflix eine komplette Serie mit ihm plant. Viele Stunden dabei zusehen, wie der Kampfkünstler böse Burschen vermöbelt, doch das lässt man sich gefallen.

Ist das euer Ernst?
Dummerweise hatte man bei Wu Assassins jedoch einen anderen Plan. Schon die Überlegung, eine kontemporäre Serie auf Wu Xing, einer sich um die fünf Elemente drehende Philosophie aus dem alten China, basieren zu lassen, sorgte erst einmal für Verwunderung. Was hat Uwais mit China zu tun? Eigentlich nicht viel, weshalb man ihn im Film zu einem Halb-Chinesen machte. Den Unterschied würde keiner sehen, dachte man sich wohl. Außerdem konnte man die Serie dann in Chinatown spielen lassen, das zugegeben deutlich namhafter ist, als ein imaginäres Indonesiatown aufmachen zu müssen.

Während man hier schon ein bisschen die Augenbraue nach oben ziehen durfte, ist das eigentliche Problem, was aus dem Szenario gemacht wurde. Einen der berühmtesten und gefragtesten Martial-Arts-Schauspieler zu nehmen, ihn dann aber kaum kämpfen zu lassen, sondern stattdessen irgendwelche CGI-Feuerbälle durch die Luft zu schießen, auf eine derart bescheuerte Idee muss man erst einmal kommen. Wären besagte Feuerbälle wenigstens irgendwie schön anzusehen. Aber nichts da: Die gesamten Spezialeffekte in Wu Assassins sind eine Frechheit, als wäre den Machern schon bei der Planung das Geld ausgegangen. Oder auch das Talent.

Kampfperlen im Müll
Vereinzelt darf zwar noch richtig gekämpft. Und wenn das geschieht, zeigt Wu Assassins auch seine Klasse. Neben Urwais wurden schließlich noch eine Reihe weitere kampferprobte Darsteller und Darstellerinnen verpflichtet. Schön anzusehen ist beispielsweise ein interessanter Dreikampf zwischen der Restaurantbesitzerin Jenny Wah (Li Jun Li), der Undercover-Ermittlerin Christine Gavin (Katheryn Winnick) und Zan (JuJu Chan), der weiblichen rechten Hand von Uncle Six. Das ergibt dann zwar auch keinen Sinn, erfüllt aber wenigstens die Erwartungen, die man an eine solche Serie stellen darf. Nur geschieht das eben zu selten. Außerdem konnten sich die Macher*innen nie entscheiden, ob sie nun eine Brutalovariante à la The Night Comes for Us oder doch lieber etwas Massentaugliches machen wollten. Also wechselt die Serie immer mal zwischen dem einen und dem anderen, wird mal explizit, schneidet dann aber wieder auf irritierende Weise weg, wenn es zur Sache geht.

Wirklich Spaß macht Wu Assassins daher nicht, selbst wenn man sich auf die dümmliche Geschichte um plötzlich wieder auftauchende tausend Jahre alte Magiesplitter einlassen kann. Die Dialoge sind eine Katastrophe, die Figuren verhalten sich willkürlich, die gelegentlichen Versuche der Ernsthaftigkeit verdienen nur schallendes Gelächter. Sie verdienen aber nicht, dass man seine Zeit dafür verschwendet. Wäre die Serie wenigstens so konsequent grottig, dass sie als Trashvergnügen durchginge. Vereinzelt ist das hier auch lustig, bei dem völlig konzeptlos zusammengestellten Soundtrack beispielsweise oder wenn sich manche dem Overacting hingeben. Doch das ist eben nicht genug, insgesamt die US-Produktion zu langweilig, zu zäh, zu umständlich, hat auch nicht den notwendigen Humor, um das Dilettantische sympathisch erscheinen zu lassen. Für einige der Kämpfe kann man dennoch reinschauen, sollte sich aber darauf gefasst machen, zwischendurch viel Leerlauf zu haben oder besser gleich kapitelweise zu überspringen.



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Eine ganze Serie rund um Iko Uwais und andere kampferprobte Schauspieler*innen, das klang eigentlich ziemlich gut. „Wu Assassins“ enttäuscht aber gerade in der Hinsicht: Nur selten darf das Ensemble sein Talent zeigen, stattdessen gibt es billige CGI-Effekte, die so gar nicht überzeugen können. Und auch inhaltlich ist die krude Geschichte um tausend Jahre alte Magiesplitter und Assassinen-Prophezeiungen eine Frechheit.
4
von 10