LEAVE
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Leave – Don’t Say She Didn’t Warn You

LEAVE
„Leave – Don’t Say She Didn’t Warn You“ // Deutschland-Start: 26. Mai 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Als Baby wurde sie einst auf einem Friedhof ausgesetzt, eingewickelt in einer schmutzigen Decke mit religiösen Symbolen und einem Wolfskreuz. Inzwischen ist Hunter (Alicia von Rittberg) erwachsen und führt ein glückliches Leben mit ihrer Adoptivfamilie in den USA. Doch die Frage nach ihrer Herkunft lässt sie einfach nicht los. Und so reist sie nach Norwegen, glaubt sie schließlich, die Tochter der Black-Metal-Künstlerin Cecilia (Ellen Dorrit Petersen) zu sein. Die verweist sie auf Kristian (Morten Holst), der seit vielen Jahren in einer psychiatrischen Anstalt ist, bevor es sie zu ihrem streng religiösen Großvater Torstein (Stig R. Amdam) verschlägt. Aber je mehr sie über ihre Familie erfährt, umso größere Rätsel tauchen auf. Und dann wären da noch die eigenartigen Alpträume, von denen sie verfolgt wird …

Dunkle Geheimnisse auf dem Land

Es gehört zu den immer wieder gern in Horrorfilmen verwendeten Szenarien: Die Hauptfigur verschlägt es in eine abgelegene Gegend, wo sie sich dunklen Geheimnissen und bösen Mächten gegenüber sieht. Dieses Böse kann manchmal menschlichen Ursprungs sein, in anderen Fällen bekommen wir es mit Monstern und Sagengestalten zu tun. Sehr beliebt ist auch die Begegnung mit streng religiösen Leuten, ob es nun christliche Fanatiker sind wie in We Still Say Grace, heidnische Gemeinschaften (Midsommar) oder satanistische Gruppen, wie wir sie in The Long Night kennenlernen. Mit Leave kommt nun ein weiterer Vertreter dieser religiös motivierten Alpträume hinzu. Wenn wir zu Beginn erfahren, dass die Protagonistin in einer Decke mit religiösen Motiven ausgesetzt wurde, und das auch noch auf einem Friedhof, ist die Marschrichtung klar.

Der Vergleich zum besagten The Long Night ist hier gleich doppelt angebracht, eint beide Filme doch auch, dass im Mittelpunkt eine junge Frau steht, die ihren biologischen Wurzeln nachjagt. Die Reise ist hier besonders lang, wenn sie von den USA nach Norwegen führt. Das wird dann dazu genutzt, um die Fremdartigkeit des Zielorts zu betonen. In dem kleinen norwegischen Dorf ist alles anders – bis auf die Sprache, da die meiste Zeit über praktischerweise alle Englisch sprechen. Selbst die Großeltern, die sich in ihrem kleinen Dorf einbuddeln und wenig vom Rest der Welt sehen. Das ist nicht der einzige Punkt, der in Leave sehr konstruiert ist. Vieles von dem Aufbau ergibt nur mäßig Sinn, das wird alles völlig unnötig verkompliziert. Dazu gehört auch die sehr umständliche Erklärung des Titels.

Auf der Suche nach der Spannung

Zudem werden wahllos Elemente zusammengeworfen, die am Ende gar nichts miteinander zu tun haben. Beispielsweise spielt der Black Metal, der am Anfang noch thematisiert wird, letztendlich keine Rolle. Zwischendurch geht es um interne Streitereien der Familie, gerade bei Hunters Cousin Stian (Herman Tømmeraas), der sich um sein Erbe betrogen fühlt. Das mag ja sein, hat mit Hunters Geschichte aber nichts zu tun. Und dann wären da noch die Alpträume, mit denen die Protagonistin in Leave zu kämpfen hat. Das impliziert eigentlich, dass wir es mit einem okkulten Schocker zu tun haben werden. Stattdessen hätte man diese Stellen auch einfach weglassen können, ohne dass es Auswirkungen auf die Geschichte gehabt hätte. Das hat dann doch mehr Alibifunktion, um den Film als Horror verkaufen zu können, ohne es wirklich zu sein.

Das dürfte für die meisten dann auch zum Problem werden: Der Film ist einfach nicht spannend. Sicher, so ein Ausflug ins norwegische Hinterland kann schon atmosphärisch sein. Regisseur Alex Herron, dessen Karriere mit Musikvideos begann, zeigt da auch immer wieder ein Talent für stimmungsvolle Bilder. Die werden aber zu oft zum Mittel zum Zweck. Das heißt nicht, dass Leave keine Geschichte zu erzählen hätte. Diese ist nur nicht übermäßig interessant, enthält zu viele Klischees und wird immer mal wieder in die Länge gezogen. Zum Ende hin wird es sogar etwas ärgerlich, wenn der Actionanteil erhöht wird. Zwar wird dann mal etwas Spannung hineingebracht. Aber es wird gleichzeitig auch irgendwie albern, wenn ständig jemand niedergeschlagen wird, nur um im nächsten Moment wieder dazustehen und so zu tun, als wäre nichts gewesen. Trotz des vielversprechenden Einstiegs: Man kann sich das hier gut sparen.

Credits

OT: „Leave“
Land: Norwegen
Jahr: 2022
Regie: Alex Herron
Drehbuch: Thomas Moldestad
Musik: Jamie Christopherson
Kamera: Sjur Aarthun
Besetzung: Alicia von Rittberg, Herman Tømmeraas, Ellen Dorrit Petersen, Morten Holst, Stig R. Amdam, Maria Alm Norell, Ragnhild Gudbrandsen

Bilder

Trailer

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Leave – Don’t Say She Didn’t Warn You
fazit
„Leave“ begleitet eine junge als Kind ausgesetzte US-Amerikanerin nach Norwegen, wo sie sich mehr Informationen über ihre Familie erhofft. Das geht mit stimmungsvollen Bildern einher, wenn die Protagonistin immer tiefer in Geheimnisse eintaucht. Der Film hat nur keine besonders interessante Geschichte zu erzählen, wirft wahllos Elemente zusammen, ist umständlich konstruiert und bietet zu wenig Horror.
Leserwertung7 Bewertungen
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von 10