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Jay Kelly

„Jay Kelly“ // Deutschland-Start: 20. November 2025 (Kino) // 5. Dezember 2025 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Jay Kelly (George Clooney) hat in seinem Leben eine ganze Menge erreicht. So war der Schauspieler in zahlreichen großen Filmen zu sehen, weltweit liegen ihm die Menschen zu Füßen. Doch zuletzt kriselt es ein wenig bei ihm. So trifft ihn die Nachricht, dass Regisseur Peter Schneider (Jim Broadbent), der ihm seine erste große Rolle gab, gestorben ist. Dafür taucht Timothy Galligan (Billy Crudup) wieder auf, mit dem er als junger Mann eng befreundet war, der aber gar nicht gut auf ihn zu sprechen ist. Und auch das Verhältnis zu seiner jüngeren Tochter Daisy (Grace Edwards) ist inzwischen nicht sehr gut. Also beschließt er, einen Film abzusagen – zum Entsetzen seines Managers Ron Sukenick (Adam Sandler) – und stattdessen durch Europa zu reisen, auch in der Hoffnung, seiner Tochter wieder näherzukommen …

Starbesetztes Comeback

Seit einigen Jahren schon ist Noah Baumbach eng mit Netflix verbandelt. In dieser Zeit hat der US-Amerikaner durchaus experimentiert. So war zwar The Meyerowitz Stories (2017), sein erster Film für den Streamingdienst, noch eine Tragikomödie, wie man sie von dem Regisseur vorher kannte. Doch mit seinem gefeierten, harten Scheidungsdrama Marriage Story  (2019) und der apokalyptischen Genremischung Weißes Rauschen (2022) bewegte er sich schon weit weg von seiner Komfortzone. Wer den alten Baumbach vermisst, darf nun aufatmen. Denn mit Jay Kelly, dem vierten Film in Folge, den er für Netflix gedreht hat, kehrt er zu seinen Wurzeln zurück und präsentiert eine Tragikomödie, die stark mit einer nostalgischen Wehmut arbeitet und dabei eine Menge Déjà-vus bereithält.

Letzteres hängt beispielsweise mit der Besetzung zusammen. Diese enthält nicht nur zahlreiche Weggefährten und Weggefährtinnen des Filmemachers, mit denen er früher schon zusammengearbeitet hat. Sie ist auch noch mit absurd vielen Prominenten gefüllt, von denen die meisten nur Gastauftritte haben. Zu denen zählt Darstellerin Emily Mortimer, die zusammen mit Baumbach das Drehbuch geschrieben hat. Wie praktisch alle in dem Film begnügt sie sich mit einem Platz im Hintergrund, während vorne George Clooney agiert. Denn ihm gehört in Jay Kelly die Bühne, die Geschichte ist komplett auf den alternden Schauspieler zugeschnitten. Das ist einerseits Verschwendung von schauspielerischem Talent, wenn Stars wie Greta Gerwig, Alba Rohrwacher, Riley Keough oder Patrick Wilson bereits verschwunden sind, noch bevor sie etwas Sinnvolles tun durften. Aber es passt doch zu einem Film über einen Mann, der sich Anerkennung sehnte und dabei immer wieder die Menschen um ihn herum vergessen hat.

Schön und nett

Der Protagonist wird dann auch immer wieder kritisiert, mal offen, mal über Ecken. Er neigt zum Narzissmus, ist übergriffig, hat seine Schwierigkeiten damit, sich auf andere einzulassen. Und doch ist er kein Antagonist. So muss er im Laufe des Films erkennen, was seine eigene Rolle in den Schwierigkeiten ist, die er mit anderen hat, und dass Bewunderung nicht dasselbe ist wie Zuneigung. Jay Kelly ist dabei ein Film der leisen Töne. Es gibt nur wenige wirkliche Auseinandersetzungen, die dann auch nicht zum großen Drama werden. Selbst die mit Timothy zu Beginn ist kurz und zudem humorvoll präsentiert, wenn zwei eitle Menschen aneinandergeraten und sich wie Kinder verhalten.

Überhaupt wird die Filmindustrie mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Spott betrachtet. Für eine Satire ist die Tragikomödie, die 2025 im Wettbewerb der Filmfestspiele von Venedig Weltpremiere hatte, dann aber doch zu zahm. Böse wird es hier nie. Jay Kelly entwickelt auch keine vergleichbare Emotionalität wie Sentimental Value, bei dem ebenfalls ein selbstbezogener Filmschaffender – dort ein Regisseur – die Nähe zu seiner Tochter sucht. Denn Baumbach will niemandem wehtun, mag es selbst beim Streit irgendwie versöhnlich. Das ist durchaus sehenswert, ein schöner Film, den man sich anschauen kann, wenn man einer leichten Melancholie verfällt. Im Vergleich zu den letzten beiden Werken des US-Amerikaners ist das hier aber weniger prägnant und irgendwie dann doch zu nett.

Credits

OT: „Jay Kelly“
Land: USA, UK, Italien
Jahr: 2025
Regie: Noah Baumbach
Drehbuch: Noah Baumbach, Emily Mortimer
Musik: Nicholas Britell
Kamera: Linus Sandgren
Besetzung: George Clooney, Adam Sandler, Laura Dern, Billy Crudup, Riley Keough, Grace Edwards

Bilder

Trailer

Filmfeste

Venedig 2025
Telluride Film Festival 2025
Zurich Film Festival 2025
San Sebastian 2025
BFI London Film Festival 2025

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Jay Kelly
fazit
In „Jay Kelly“ gerät ein Schauspielstar in die Krise und blickt auf sein Leben zurück. Das ist hochkarätig besetzt und bietet eine Art wohlige Melancholie, weshalb die Reise des Protagonisten schon sehenswert ist. Tatsächlich emotional wird es aber nicht, der Blick auf das Filmgeschäft ist dann doch ein wenig zu nett geworden.
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