Amsterdam Empire – Staffel 1

Jack van Doorn (Jacob Derwig) führt ein echtes Traumleben. Nicht nur, dass er es geschafft hat, mit Jackal ein Coffeeshop-Imperium zu gründen und über Jahre hinweg erfolgreich aufzubauen. Er ist zudem glücklich mit Marjolein Hofman (Elise Schaap) liiert, die beiden erwarten ihr erstes Kind. Die Sache hat nur einen Haken: Betty (Famke Janssen). Denn mit der ist er eigentlich verheiratet. Als die betrogene Ehefrau von der Affäre erfährt, ist sie außer sich. Richtig schlimm wird es für sie aber, als sich Jack auch noch scheiden lassen will. Für Betty ist klar, dass sie nicht kampflos aufgeben wird. Vor allem will sie den untreuen Gatten so richtig für die Demütigung bluten lassen und droht damit, ihm das wegzunehmen, was ihm am wichtigsten ist: Jackal!

Eskalierender Ehestreit

Auch wenn der Oktober bei Netflix enttäuschend horrorfrei war, es mit The Elixir nur einen wirklichen Genrebeitrag gab, einen Mangel an düsteren Stoffen konnte man eigentlich nicht beklagen. Auf der Filmseite warteten unter anderem die Undercover-Geschichtsstunde Kämpferin im Untergrund, die atomare Apokalypse von A House of Dynamite sowie Ballad of a Small Player über einen außer Kontrolle geratenden Glücksspieler. Bei den Serien lockten die True-Crime-Produktion Das Monster von Florenz über einen mysteriösen Serienmord sowie Die Legende, bei dem eine Agentin ein Verbrechersyndikat unterläuft. Wer das alles schon durch hat, kann es nun mit Amsterdam Empire versuchen, wobei die niederländische Serie nur zum Teil mit den obigen Titeln zu vergleichen ist.

So handelt es sich eigentlich um ein Familiendrama, wenn wir ein Paar kennenlernen, welches auseinanderbricht und aus Liebe Feindschaft wird. Das kann immer wieder passieren, zahlreiche Filme und Serien haben das im Laufe der Zeit thematisiert – zuletzt etwa Die Rosenschlacht. Ähnlich wie bei genanntem Film eskaliert auch hier die Geschichte. Man wartet aber nicht annähernd so lang, sondern fängt sehr schnell mit den absurden Exzessen an. Und während bei den meisten dieser Scheidungs- oder Ehekrisenangelegenheiten nur verbal gekämpft wird, scheut man hier nicht vor den ganz harten Bandagen zurück. In Amsterdam Empire sind die Figuren von vornherein kriminellen Machenschaften nicht abgeneigt, was ganz andere Möglichkeiten mit sich bringt.

Keine Tiefe, aber spaßig

Der Spaß besteht dann auch maßgeblich in der Neugierde, wie weit das alles noch gehen wird. Wenn schamlose Menschen aufeinandertreffen, kann schließlich alles Mögliche geschehen. Die Kehrseite dieser Schamlosigkeit: Sympathieträger sind in Amsterdam Empire rar gesät. Man kann gar nicht so genau sagen, welche der beiden Hauptfiguren die schlimmere ist. Drumherum sieht es nicht besser so. Zwar sieht es bei manchen anfangs so aus, als seien sie die Vernünftigen in dem Affenzirkus. Doch ob nun Marjolein, Jacks Tochter Katja (Jade Olieberg) oder die Ex-Frau – wenn es um den eigenen Vorteil geht, kennt hier niemand Skrupel oder Anstand. Erlaubt ist, was einen weiterbringt oder wahlweise die Gegenpartei zu Fall. Daumen drücken ist daher keine Option, es fehlen Identifikationsfiguren.

Wobei das auch an dem Tempo liegt. Eben weil die Serie von Anfang an Vollgas gibt, bleibt kaum Zeit für Zwischentöne. Eine nennenswerte Figurenzeichnung braucht man auch nicht zu erwarten, die Charaktere sind nicht mehr als Stereotype. Teils geht das sogar in Richtung Karikatur. Tatsächlich sind da immer wieder Passagen, bei denen man denkt, dass vielleicht eine schwarze Komödie doch die bessere Wahl gewesen wäre. Die Ansätze für eine solche sind auf jeden Fall da. Unterhaltsam ist dieser etwas andere Krimi aber auch so geworden. Das hat die Serie besonders der international bekannten Niederländerin Famke Janssen (X-Men, James Bond 007: GoldenEye) zu verdanken, die als gescheiterte Pop-Diva bei Amsterdam Empire viel Spaß mitbringt, der sich dann auch auf das Publikum überträgt.