Mononoke The Movie: Chapter II – The Ashes of Rage

In den inneren Ooku-Kammern sind die Spannungen groß: Seitdem Otomo Botan die Leitung übernommen hat, sind Konflikte an der Tagesordnung. Aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb die Stimmung angespannt ist. So ist die Kurtisane Fuki schwanger geworden, was die Thronfolge durcheinanderbringen könnte. Während die Bediensteten am Hof noch darüber streiten, was mit dem Kind geschehen soll, kommt es zu eigenartigen Vorfällen. Immer wieder verbrennen Menschen am lebendigen Leib. Aber wie kann das sein? Der Medizinverkäufer ist sich sicher, dass erneut ein Mononoke sein Unwesen treibt. Und nur er kann dieses übernatürliche Wesen bannen. Aber was hat es hier zu suchen? Welches Motiv hat es, all diese Menschen anzugreifen?

Zweiter Teil der Anime-Trilogie

Als Netflix letztes Jahr Mononoke the Movie: Phantom in the Rain veröffentlichte, war das eine schöne Überraschung – zumindest für einige ältere Animefans. So handelte es sich bei dem Film um die Fortsetzung einer Kultserie aus den 2000er Jahren, genauer von zwei. Zuerst trat der Medizinverkäufer in der Horroranthologie Ayakashi: Samurai Horror Tales (2006) auf, bevor er mit Mononoke (2007) eine eigene Serie erhielt. 17 Jahre später noch einen Film sehen zu dürfen, das hatten wohl die wenigsten auf dem Programm. Und es kommt noch besser, da dies nur der Auftakt einer Trilogie war. Mit Mononoke The Movie: Chapter II – The Ashes of Rage wird nun der Mittelteil der besagten Trilogie veröffentlicht, ebenfalls auf dem Streamingdienst. Der dritte Film ist bereits für 2026 angekündigt.

Das könnte auf manche abschreckend wirken, die nicht mit dieser Reihe vertraut sind. Muss man tatsächlich zwei Serien und einen Film sehen, um hier einsteigen zu können? Nicht unbedingt. Zwar ist es von Vorteil, wenn man den vorangegangenen Film kennt, da sich der neue immer wieder darauf bezieht. Außerdem tut Mononoke The Movie: Chapter II – The Ashes of Rage nicht so wahnsinnig viel dafür, das Konzept dieser Geschichten zu erläutern. Mit Vorkenntnissen ist es da schon leichter. Prinzipiell geht es aber auch ohne. Im Grunde geht es bei allen Geschichten darum, dass irgendwelche seltsamen Vorkommnisse geschehen, hinter denen ein übernatürliches Wesen steckt. Der Medizinverkäufer ist dann zur Stelle und muss dieses Wesen irgendwie loswerden, wobei alte Rituale eine große Rolle spielen. Der Anime hat traditionell also eine stark folkloristische Ausrichtung.

Auf der Suche nach der tragischen Wahrheit

Gekämpft wird dabei aber nicht. Stattdessen ist der Mystery-Faktor groß: Der Protagonist muss erst herausfinden, was der Mononoke will und weshalb er sein Unwesen treibt. Der Anime hat dadurch immer mal wieder Elemente eines Krimis, wenn nach Spuren gesucht wird, Leute verhört werden, immer auf der Suche nach der Wahrheit, die oft mit einer tragischen Vorgeschichte verbunden ist. Mononoke The Movie: Chapter II – The Ashes of Rage kombiniert dies mit dem Porträt des Hofs, erzählt also viel von der damaligen Zeit und den seinerzeit üblichen Wertvorstellungen. Wobei auch ein Publikum, das Intrigen mag, hier gut bedient wird. Denn Intrigen gibt es eine Menge, wenn am Hof um Macht und Einfluss gekämpft wird. Das Geheimnis ist dabei zwar tragisch, aber nicht wirklich spannend. Zumindest wird recht früh klar, in welche Richtung das geht, weshalb es weniger zum Rätseln gibt.

Zu sehen gibt es dafür wieder mehr als genug. Erneut hat das Animationsstudio EOTA die Produktion übernommen, orientierte sich dabei aber an der Optik des Originals, welches damals noch von Toei Animation umgesetzt wurde. Das bedeutet, dass es bei dem Beitrag vom Annecy Filmfestival 2025 erneut psychedelische Bilder gibt, die angesichts der düsteren Themen erstaunlich farbenfroh sind. Je tiefer wir in die Abgründe steigen, umso schwindliger darf einem dabei werden, auch weil die Kamera dynamisch durch die Hallen schwirrt. Gerade in den übernatürlichen Szenen läuft Mononoke The Movie: Chapter II – The Ashes of Rage zur Hochform auf, wird zu einem Trip, der noch immer seinesgleichen sucht. Auch wenn man sich wünschen würde, dass die Geschichte etwas interessanter ist, ist der Anime sehenswert und macht neugierig auf das Finale.