Muromachi Outsiders
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Muromachi Outsiders

„Muromachi Outsiders“ // Deutschland-Start: 30. Mai 2025 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

1461 haben Armut, brutale Konflikte und die hohen Steuern der Landesfürsten die japanische Bevölkerung in große Not versetzt. Ein herrenloser Samurai wie Hasuda Hyoe (Yo Oizumi) hat bereits vor vielen Jahren seine Loyalität zu seinem Meister abgelegt und streift nun durchs Land, immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Durch seinen Einsatz für die Armen und Schwachen ist er zu so etwas wie einem Wohltäter geworden, der von vielen bewundert wird. Unter diesen Bewunderern befindet sich der junge Saizo (Kento Nagao), dessen Familie ebenfalls sehr viel Ungerechtigkeit widerfahren ist und der von dem Samurai die Schwertkunst erlernen will. Angetan von der Ambition seines jungen Begleiters nimmt Hyoe ihn unter seine Fittiche und lehrt ihn, was es heißt, in dieser Welt zu überleben. Parallel jedoch verfolgt er einen Plan, denn auch er ist es leid, das Elend seiner Mitmenschen mitansehen zu müssen. Bislang hat er sich aus den großen Konflikten herausgehalten, aber nun ist es an der Zeit für eine Veränderung. Dank seiner Beziehungen zum Sicherheitschef des Shogun gelingt ihm eine Täuschung, die Hyoe nutzt, um unter sich ebenfalls mit der Lage unzufriedene Krieger zu versammeln und einen Aufstand gegen die Mächtigen zu planen. Auch Saizo nimmt an dem Feldzug gegen die Landesherren teil und wird zu einem von Hyoes Generälen.

Moderne Ansätze im Chanbara

Der japanische Historienfilm hat eine lange Tradition und ist eng verbunden mit berühmten Namen wie Akira Kurosawa oder Kenji Mizoguchi. Die Geschichten erzählen aber nicht nur von einer vergangenen Zeit, denn sie greifen nicht selten auch gegenwärtige Themen der Politik oder Wirtschaft auf. Gerade diese Idee interessiert auch Regisseur Yu Irie, dessen Filmografie Dramen wie A Girl Named Ann, aber auch Kampfkunstfilme wie Ninja Girl beinhaltet. Auf Ninja Girl angesprochen, erklärt Irie, er habe mit dem Film die harte Einwanderungspolitik und den Rassismus in seiner Heimat thematisieren wollen, was vor einem historischen Hintergrund gut geht. Dieser Linie bleibt er auch in seinem aktuellen Film Muromachi Outsiders treu, einer Verfilmung des gleichnamigen Romans Ryosuke Kakines, der ebenfalls vor der Kulisse eines historischen Ereignisses über soziale Ungerechtigkeit und gesellschaftliche Hierarchien erzählt und aktuell auf dem Japan Filmfest Hamburg zu sehen ist.

Dass der japanischen Schwertkampffilm (chanbara) sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreut, kann man an vielen Produktionen der letzten Jahre sehen. Shinya Tsukamotos Killing, Junichi Yasudas A Samurai in Time oder Kazuya Shiraishis Bushido sind dabei nur einige Beispiele. Muromachi Outsiders reiht sich nahtlos in diese Tradition ein, wobei er zum einen die Konventionen oder vielmehr Traditionen des Genres beherzigt, diese aber mit einem modernen Ansatz erweitert. Wie für den Samuraifilm üblich finden sich auch in Iries Werk eine ganze Reihe von Schwertkampfduellen, die dank des dynamischen Schnitts technisch ansprechend, packend und unterhaltsam inszeniert sind.

Natürlich darf dabei der Lernprozess und das Training eines angehenden Schwertkämpfers nicht fehlen, sodass Irie sich ausreichend Zeit nimmt, die Entwicklung einer Figur wie Saizo zu verfolgen, dessen Training sowohl körperlich als auch mental sehr anstrengend ist. Man kann zwar einwenden, dass derlei Sequenzen mit der eigentlichen Handlung nicht viel zu tun haben und man auf sie hätte verzichten können, doch wegen der bereits angesprochenen Inszenierung sowie der Schauspiels nimmt man dies sicherlich in Kauf. Spätestens aber, wenn es Richtung Finale geht, nimmt Muromachi Outsiders an Fahrt auf und kulminiert in einem langen und dramaturgisch überzeugenden letzten Akt, den man ebenfalls als Verbeugung vor den bereits angesprochenen berühmten Regisseuren, die den chanbara geprägt haben, werten darf.

Der Kampf gegen die Ungerechtigkeit

Wie in Kurosawas Die sieben Samurai geht es auch in Muromachi Outsiders um den Kampf gegen die Mächtigen und die Ungerechtigkeit. Hyoe verteidigt sogar ein Bauerndorf gegen eine Meute von Räubern, was als direkte Anlehnung an Kurosawas Film zu werten ist. Generell scheint die Heldenverehrung oftmals aus dem Ruder zu laufen und sich in zwar unterhaltsamen, aber letztlich für die Handlung wenig relevanten Nebenbereichen zu verlieren, wie im vorherigen Absatz auch beschrieben. Das große Ensemble, angeführt von Yo Oizumi und Kento Nagao, macht die 135 Minuten Laufzeit dennoch zu einem kurzweiligen Vergnügen, wobei Oizumis Charisma als Hyoe und die Entwicklung von Nagaos Figur sicherlich positiv hervorzuheben sind. Dennoch bleibt das große Epos, dass Irie erzählen will, leider immer etwas dünn, weil es vor allem dem Drehbuch an der Finesse fehlt, die ungerechten politischen und sozialen Umstände auf eine andere Ebene zu transportieren. Eine Geschichte wird erzählt, aber der Bezug zur Gegenwart bleibt sehr dürftig.

Credits

OT: „Muromachi Burai“
Land: Japan
Jahr: 2025
Regie: Yu Irie
Drehbuch: Yu Irie
Vorlage: Ryosuke Kakine
Musik: Sammy Sanfilippo, David Shipps
Kamera: Ryo Ohtsuka
Besetzung: Yo Oizumi, Kento Nagao, Yasushi Ami, Yuya Endo, Hannya, Joey Iwanada

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Muromachi Outsiders
fazit
„Muromachi Outsiders“ ist ein Schwertkampffilm, der schauspielerisch und technisch zu überzeugen weiß. Regisseur Yu Irie will ein groß angelegtes Epos erzählen, schafft dies aber lediglich visuell und weniger erzählerisch und thematisch, sodass die Quintessenz aus über zwei Stunden Film etwas dürftig ausfällt.
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