Richtig viel haben die beiden Brüder Efe (Okan Yalabık) and Selim (Ozan Dolunay) nicht mehr miteinander zu tun, sie haben sich im Laufe der Zeit entfremdet. Doch als ihre Mutter stirbt, müssen sie sich wohl oder übel zusammenraufen und einige schwierige Entscheidungen treffen. Das trifft vor allem dann zu, als sie ein Auto finden, in dem nicht nur zwei Leichen sind, sondern auch jede Menge Geld. Da sie in akuten finanziellen Nöten sind, beschließen sie, das Vermögen an sich zu nehmen, wohl wissend, dass es nicht unbemerkt bleiben wird, wenn das Geld weg ist. Tatsächlich dauert es nicht lange, bis ihnen gefährliche Gangster auf den Fersen sind und sie sich auch fragen müssen, wem sie in ihrer kleinen Heimatstadt noch trauen können …
In der letzten Zeit brachte Netflix wieder eine Reihe düsterer Serien heraus. Empfehlenswert war davon beispielsweise der südkoreanische Beitrag The Price of Confession um eine Frau, die nur dann wegen Mordes entlastet wird, wenn sie dafür einen anderen Mord begeht. Und auch die spanische Produktion Der Kristallkuckuck lohnt sich, wenn eine Frau in eine Kleinstadt fährt und dort in mehrere Fälle rund um verschwundene Menschen verwickelt wird. Wer ein solches Setting gern hat, kann es nun auch einmal mit „Kasaba: Die Kleinstadt“ versuchen. Dieses Mal steht eine Reise in die Türkei an, wo der Fund eines Haufen Geldes zunächst Glücksgefühle weckt, anschließend aber die Figuren in eine chaotische und eben gefährliche Situation rutschen.
Dabei mag es sich für die Betroffenen und einen weiteren involvierten Kindheitsfreund um eine Ausnahmesituation handeln. Ein erfahrenes Publikum dürfte aber schon andere Serien und Filme gesehen haben, bei denen es auch darum geht, wie der zufällige Fund von illegalem Geld oder anderer Wertgegenstände eine Gewaltspirale lostritt und die Ereignisse zunehmend eskalieren. Das kann mal auf humorvolle Weise geschehen, wie es bei der französischen Groteske How to Make a Killing neulich der Fall war. Andere meinen es ernst, darunter die schwedische Romanadaption Wolfssommer – Blutige Spuren, bei der ein solcher Fund ebenfalls eine wichtige Rolle spielt. Und auch bei „Kasaba: Die Kleinstadt“ braucht man auf Komik gar nicht erst zu hoffen. Man erfreut sich hier daran, wie die Figuren immer tiefer in den Abgrund gezogen werden.
Wobei die Richtung nicht ganz so geradlinig ist. Vielmehr werden unterwegs diverse Haken geschlagen. Da kommt es dann zu diversen Wendungen, bei denen es nicht nur um die Frage geht, ob die Gangster die Protagonisten erwischen werden. Wenn eine Menge Geld im Spiel ist, besteht zudem immer die Gefahr, dass jemand den Hals nicht voll genug kriegen kann. Die Androhung von Gewalt tut ihr Übriges. Das Tempo ist dabei ganz ordentlich. Bemerkenswert ist auch die vergleichsweise kurze Laufzeit von „Kasaba: Die Kleinstadt“: Viele der acht Folgen sind nicht einmal 40 Minuten lang, was nach den zahlreichen aufgeblasenen Netflix-Produktionen eine Wohltat ist. Die türkische Serie eignet sich ganz gut dazu, dass man sie sich übers Wochenende komplett anschaut.
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