Die Herrscher des Glücks – Staffel 1

Jefferson Moraes (André Lamoglia), auch Profeta genannt, hat große Pläne: Er träumt vom Aufstieg im Imperium des illegalen Glücksspiels. Schon sein Vater Nélio (Adriano Garib) ist in diesem Segment tätig, der Sohn will aber noch sehr viel mehr erreichen und ist auch bereit, ein großes Risiko einzugehen. Einfach ist das nicht, die Familien Guerra, Fernandez und Saad haben den Markt unter sich aufgeteilt und halten an ihrer Macht und dem Reichtum fest. Dabei haben auch sie mit internen Konflikten zu kämpfen. Für Profeta ergeben sich daraus aber auch Möglichkeiten, die er für sich nutzen will …

Verbrechen am Rand der Seifenoper

Wer gerne kriminelle Machenschaften sieht, wurde zuletzt auf Netflix reichlich bedient. Gerade bei den Serien haute der Streamingdienst einen Titel nach dem anderen raus. Zuletzt war da Amsterdam Empire über ein Paar, das sich nach der Trennung bekriegt und vor nichts zurückschreckt. Davor erzählte die dänische Serie Die Legende von dem Undercover-Einsatz einer Polizistin, die in einem Verbrechersyndikat ermittelt und dabei an ihre Grenzen geführt wird. Und dann war da natürlich auch Das Monster von Florenz über eine reale Mordserie, die zwischen den 1960ern und 1980ern in Spanien stattgefunden hat und die bis heute Fragen aufwirft. Völlig fiktional ist hingegen ist der brasilianische Beitrag Die Herrscher des Glücks, die vierte neue Krimiserie, die innerhalb von rund einer Woche an den Start ging.

Realismus sollte man hier auch nicht erwarten, daran hatte wohl niemand Interesse. Die Serie soll exzessiv sein, in mehrerer Hinsicht. Gerade im weiteren Verlauf wird das gern mal etwas übertrieben. Da geschehen dann Dinge, die nur der Unterhaltung wegen drin sind, nicht, weil sie sich sinnvoll aus der Geschichte heraus ergeben würden. Die Herrscher des Glücks neigt zudem zum Melodram, flirtet schon mal mit der Seifenoper. Das betrifft gerade die zwischenmenschlichen Aspekte, mit Eifersucht, verbotenen Liebschaften und ganz viel Leidenschaft. Beispielsweise gibt es einen Nebenstrang um den homosexuellen Sohn eines Bosses, der damit zu kämpfen hat, nicht angenommen zu werden. Wer hätte gedacht, dass in einem Berufsumfeld, das davon lebt, Gesetze zu brechen, Traditionen eine so große Rolle spielen?

Zwischen Abgrund und Glamour

Wobei natürlich auch Loyalität auf den Tisch kommt, immer dann, wenn es den Herren opportun erscheint. Genau können sie sich aber auch in den Rücken fallen, Intrigen sind in Die Herrscher des Glücks keine Seltenheit. Daraus bezieht die Serie schon auch ihre Spannung, wenn ständig miteinander gekämpft wird und dabei unklar ist, wer am Ende die Nase vorn haben wird. Zumal die Skrupel überschaubar sind. Logisch, hier sind sie ja alle kriminell. Das macht das mit den Identifikationsfiguren auch schwierig. Wie das bei solchen Gangsterepen der Fall ist, weiß man nicht so wirklich, wem man denn die Daumen drücken soll. So ist Profeta zwar die Hauptfigur, mit ihr zusammen erkunden wir die Unterwelt. Er ist auch nicht unsympathisch. Dennoch, das berufliche Umfeld macht ihn kaum zu einem Helden.

Wen das nicht stört und in der Stimmung ist für eine Mischung aus Abgrund und Glamour, findet hier einiges, womit man sich beschäftigen kann. Zwischendurch gibt es in den acht Folgen zwar schon auch Passagen, bei denen man sich wünschen würde, dass es etwas forcierter vorangeht. Auch durch die vielen Figuren und Stränge fehlt da manchmal eine klare Richtung, zumal einiges nicht wirklich vertieft oder zu Ende erzählt wird. Aber man schaltet ja Die Herrscher des Glücks auch nicht ein in der Erwartung auf Tiefgang. Der Unterhaltungsfaktor ist zumindest da, visuell wird auch einiges geboten, wenn wir uns in der Welt der Reichen und Schönen bewegen – überflüssige Sexszenen inklusive. Das wird dann zwar vielleicht nicht so düster wie bei einigen der obigen Titel. Aber es erfüllt seinen Zweck.