The Wrong Paris

Für Dawn (Nicole Henrich) geht ein Traum in Erfüllung, als sie in Paris an einer Kunsthochschule angenommen wird. Die Sache hat aber einen Haken: Sie hat nicht das Geld, um sich den Flug und die Lebenshaltungskosten leisten zu können. Als sie von einer Dating-Show erfährt, die in Paris produziert wird, seht sie ihre Chance gekommen, ihrem Traum näherzukommen. An der Show selbst hat sie wenig Interesse, diese ist nur ein Mittel zum Zweck. Umso größer ist der Schock, als sie feststellen muss, dass die Dreharbeiten nicht in der französischen Metropole stattfinden, sondern einem gleichnamigen Ort in Texas. Eigentlich wäre das für sie ein Grund, alles wieder sausen zu lassen. Nur ist da eben auch Trey (Pierson Fodé), der Protagonist der Show, an dem sie Gefallen findet …

Dumm gelaufen

Liebeskomödien finden auf Netflix eigentlich immer ihr Publikum. Bevorzugt veröffentlicht der Streamingdienst diese um den Valentinstag oder vor Weihnachten, wenn der Bedarf an romantischen Stoffen besonders hoch ist. Man kann diese aber auch im Sommer auf den Markt bringen. So erzählte der südkoreanische Film Love Untangled kürzlich von einer Jugendlichen, die ihre gelockten Haare in glatte verwandeln möchte, um an ihren Schwarm heranzukommen. Die schwedische Romanadaption Halb Malmö hat mit mir Schluss gemacht wiederum folgte einer 31-Jährigen, die einen Sommer lang verzweifelt die große Liebe sucht. Nun reisen wir eben mit dem Film The Wrong Paris in die USA, wo die Protagonistin eigentlich nur eine kostenlose Mitfahrgelegenheit sucht, stattdessen aber Romantik findet.

Der Einstieg ist dabei etwas irritierend. So sollte man eigentlich erwarten, dass jemand weiß, wenn es in der Nähe der eigenen Heimatstadt einen Ort namens Paris gibt. Aber um Plausibilität geht es in dem Film sowieso nicht. Denn selbst wenn die Show Dawn in die französische Hauptstadt gebracht hätte, die Lebenshaltungskosten, wenn jemand jahrelang dort studiert, wären trotz allem nicht gedeckt. Das ist schon mehr als ein bisschen weltfremd. Um nicht zu sagen richtig dämlich. Wobei man zumindest anfangs nicht ganz sicher ist, ob The Wrong Paris nicht vielleicht doch eine Satire sein soll. Schließlich macht sich der Film über die Show und die Teilnehmenden lustig, wenn wir hier eine Art Cowboy-Version vom Bachelor sehen.

Am Ende nur 08/15

Leider gibt der Film das mit der Zeit aber auf und will dann doch primär eine Liebesgeschichte sein. Das ist prinzipiell legitim. Nur ist das Ergebnis völlig uninteressant geworden. Während das anfängliche Szenario noch einigermaßen originell ist, kommt danach nur noch die übliche 08/15-Konfektionsware. Ob es die dramatische Zuspitzung ist, die obligatorische Enthüllung der Lüge oder auch der Kalenderspruch, dass Liebe wichtiger ist als Geld – man lässt bei The Wrong Paris wirklich kein Klischee aus. Da hat man den Eindruck, dass Drehbuchautorin Nicole Henrich eine Checkliste vor sich hatte und diese brav abgearbeitet hat. Wenn dann auch noch irgendwelche tragischen Vorgeschichten ausgepackt werden, um noch etwas mehr Emotionalität zu erzwingen, ist die Bingo-Karte dann komplett.

Das muss einen nicht stören. Formelhafte Liebeskomödien werden schließlich andauernd produziert, weil es einen Bedarf danach gibt. Außerdem ist das hier ja hübsch anzusehen. Neben dem attraktiven Paar Miranda Cosgrove (Mother of the Bride) und Pierson Fodé (The Man From Toronto) locken die Aufnahmen aus dem ländlichen Texas – selbst wenn der Film in Kanada gedreht wurde. So ein bisschen Cowboy-Idylle inklusive heimeliger Bar, das ist schon nett. Nur ist hinter dieser Fassade eben nicht viel zu finden. Zum Ende hin nervt The Wrong Paris ein wenig mit seinem Kitsch. Ansonsten ist die Liebeskomödie aber ein so harmloser Vertreter seiner Art, dass nicht viel davon zurückbleibt. Man kann sich nicht einmal wirklich darüber ärgern, da er dafür zu langweilig ist.