Young Millionaires

David (Abraham Wapler), Jess (Sara Gançarski), Samia (Malou Khebizi) und Leo (Calixte Broisin-Doutaz) können ihr Glück kaum fassen: Sie haben doch tatsächlich bei der Lotterie gewonnen, 17 Millionen Euro winken den vier! Die Sache hat nur einen Haken: Sie sind alle noch 17, also nicht volljährig. Und damit haben sie keinen Anspruch auf das Geld. So leicht will das Quartett aber nicht aufgeben, haben sie doch längst angefangen, die Unsummen auszugeben. Wenn sie selbst nicht den Lottoschein abgeben können, brauchen sie eben einen Erwachsenen, der das für sie macht und dafür einen Teil des Geldes bekommt. Das dürfte doch nicht so schwierig sein. Ist es aber, wie sie bald feststellen müssen, wenn auf einmal nichts mehr nach Plan geht …

Der komische Kampf ums Geld

Wer gern Komödien sieht, hatte zuletzt bei Netflix nicht so wirklich viel zu lachen. Da war die brasilianische Komödie Familie, aber nur fast über eine geplante Hochzeit, die zwei Väter an den Rand des Kriegs bringt. Außerdem brachte der Streamingdienst noch Happy Gilmore 2 heraus, die Fortsetzung der beliebten Sportkomödie über einen unorthodoxen Golfer. Beide Filme waren aber eher mäßig. Den besten Eindruck hinterließ noch die Animationsserie Die 7 Bären, die auf einem Comic basierend eine Reihe von bekannten Märchen so umschrieb, dass immer Bären darin auftauchen. Mit Young Millionaires kommt jetzt endlich wieder Nachschub. Die französische Serie ist dabei auch ganz ordentlich geworden, besser zumindest, als man im Vorfeld befürchten musste.

So war es bei dem Titel zu erwarten gewesen, dass es hier mal wieder um junge Menschen aus ultrareichem Haus geht, die ein privilegiertes Leben führen und sich dabei doch immer alles schwermachen. Die typischen Seifenoper-Glamour-Dramen eben. Bei Young Millionaires hält der Traum vom großen Reichtum aber nur wenige Minuten, bevor klar ist: Das klappt so nicht. Die acht Folgen handeln dann auch nicht davon, wie das Quartett den neuen Reichtum aus dem Fenster wirft. Stattdessen geht es darum, wie sie richtig darum kämpfen müssen, überhaupt an dieses Geld zu kommen. Dabei schwanken sie zwischen erfindungsreich und dämlich. Realistisch ist das Ergebnis kaum, soll es aber auch nicht sein. Die Serie erfreut sich vielmehr am eigenen Chaos.

Ein bisschen zu nett

Sie greift dabei aber nicht auf Slapstick zurück, auch wenn sich das danach anhören mag. Vielmehr basiert der Humor oft auf den zwischenmenschlichen Beziehungen und der Dynamik innerhalb der Gruppe. Das ist überwiegend nett. An manchen Stellen eskaliert das zwar ein wenig, etwa als es später Erpressungsversuche gibt. Young Millionaires wird aber nie wirklich böse. Dass das Thema Lottogewinn sich für schwarzen Humor anbietet, hat vor einiger Zeit der Geheimtipp Sechs Richtige – Glück ist nichts für Anfänger gezeigt, auch dieser kam aus Frankreich. So weit wollte man aber wohl nicht gehen. Wo man dort oft nicht sagen konnte, wer denn da eigentlich gut ist und wer nicht, da sollen die Zuschauer und Zuschauerinnen hier schon den vieren die Daumen drücken.

Das funktioniert grundsätzlich schon, was auch dem Ensemble zu verdanken ist. Zwar sind die Schauspieler und Schauspielerinnen zu alt für die Rollen – sie sind alle über 20, Abraham Wapler (Die Farben der Zeit) sogar Ende 20 –, irgendwie ist die Chaostruppe aber schon sympathisch. Es passt auch von der Länge, die einzelnen Folgen sind jeweils um die 30 Minuten lang. Im Gegensatz zu vielen anderen Netflix-Serien hat man bei Young Millionaires nicht ständig das Gefühl, dass man da gern hätte kürzen dürfen. Ein wirkliches Komödienhighlight mag das nicht sein, so richtig oft wird wohl auch nicht gelacht. Aber es ist doch amüsant genug, um in einigen wenigen Sessions alles durchzuhaben, selbst wenn dann im Anschluss nicht so wahnsinnig viel zurückbleibt.