Fantacalcio – Fantasy Football war Schuld

Es hätte eigentlich der große Tag von Gianni (Enrico Borello) sein sollen, schließlich wollte er Bianca (Francesca Agostini) heiraten. Umso größer ist die Verwunderung, dass er kurz vorher spurlos verschwindet. Außerdem war das Finale der Fantasy-Football-Liga „Mai una gioia“ geplant, was er sich nie hätte entgehen lassen, gehört er doch einer Gruppe eingefleischter Spieler an. Da muss doch irgendetwas vorgefallen sein. Vielleicht sogar ein Verbrechen? Diese Frage muss sich auch sein bester Freund Simone (Giacomo Ferrara) stellen, der wie er Teil dieser Gruppe ist und verdächtigt wird, etwas mit dem Verschwinden zu tun zu haben. Während dieser seine Geschichte erzählt und dabei seinen Freundeskreis vorstellt, wird es immer verrückter, die ermittelnde Richterin (Caterina Guzzanti) traut ihren Ohren kaum …

Ein Haufen komischer Leute

Zuletzt hat Netflix eine Reihe von Titeln veröffentlicht, die das Ziel verfolgen, die Zuschauer und Zuschauerinnen zum Lachen zu bringen. Da war etwa der US-Animationsfilm Fixed um einen Hund, der kastriert werden soll, vorher aber noch einmal mit seiner Clique um die Häuser zieht auf der Suche nach Spaß. Bei dem polnischen Beitrag Planet Single: Greek Adventure versuchen zwei Männer, einen Freund vor einem mutmaßlichen Hochstapler zu schützen, der ihm schöne Augen macht. Und dann war da ja noch die französische Serie Young Millionaires um vier Teenies, die beim Lotto ganz groß gewonnen haben, dabei aber mit einer Reihe von Problemen zu kämpfen haben. Bei der italienischen Produktion Fantacalcio – Fantasy Football war Schuld sind die Hauptfiguren schon deutlich älter, Chaos gibt es aber auch bei ihnen reichlich.

Tatsächlich besteht der Humor maßgeblich darin, wie kindisch sich erwachsene Menschen verhalten können. Dabei macht sich Fantacalcio – Fantasy Football war Schuld gar nicht mal per se über Fantasy Football lustig. Genauer erzählt der Film erstaunlich wenig über diese Freizeitbeschäftigung, bei dem die Teilnehmenden anhand realer Spieler eine fiktive Mannschaft aufstellen. Hier und da wird mal ein Informationsbrocken vor die Füße des Publikums geworfen, aber das ist nicht annähernd genug, damit Außenstehende das Spiel tatsächlich verstehen. Das mag man als Manko empfinden, da man auf diese Weise bis zum Schluss fremd bleibt. Und doch passt es irgendwie, wenn die Richterin als Identifikationsfigur versucht, aus diesem Haufen schlau zu werden und an dieser Aufgabe scheitert.

Ganz amüsant

Zumal der Fokus ohnehin ein anderer ist. Eigentlich geht es in dem Film um die Leute, die Teil dieser Clique sind. Die haben alle auf ihre Weise mit dem Leben zu kämpfen, sind dabei mal erfolgreicher, mal weniger erfolgreich – meistens Letzteres. Man schaut sich Fantacalcio – Fantasy Football war Schuld deshalb weniger an wegen der Tätigkeit der Figuren, sondern wegen der Figuren selbst. Die sind alle ziemlich schräg, wenn nicht gar bescheuert. Nerds, bei denen man zuweilen nicht versteht, wie sie so lange überleben konnten in dieser Welt. Regisseur Alessio Maria Federici (Vier Gäste) beleuchtet diese Macken, hat zudem einiges über die Verhältnisse dieser Figuren zu sagen. Nur weil sie eine gemeinsame Clique bilden und ein Hobby teilen, heißt das ja nicht zwangsläufig, dass sie immer kompatibel sind.

Wie viel Spaß man mit dem Film hat, hängt dann auch maßgeblich davon ab, ob man mit dieser Art Humor etwas anfangen kann. Zwar gibt es noch kleinere Krimielemente, wenn herausgefunden werden muss, was denn mit dem verschwundenen Verlobten geschehen ist. Das ist aber einem Hangover näher, wo ebenfalls die Vergangenheit rekonstruiert wird, als einem tatsächlichen Genrebeitrag. Ganz so absurd wie der ungehemmt eskalierende Blockbuster ist die italienische Variante nicht. Fantacalcio – Fantasy Football war Schuld ist aber zumindest ganz amüsant, was man nicht über alle Komödien bei Netflix sagen kann. Man kann sich das hier ganz gut anschauen und die Zeit vertreiben.