The Survivors – Der Sturm

Als Kieran Elliott (Charlie Vickers) 2009 in einer Höhle gefangen ist, ändert sich für ihn sein ganzes Leben. Sein Bruder Finn und dessen Freund Toby ertrinken bei dem Versuch, ihm zur Hilfe zu kommen. Eine junge Frau verschwindet zudem spurlos. Da man ihn für diese Tode verantwortlich macht, bleibt Kieran nichts anderes übrig, als seine Heimatstadt Evelyn Bay hinter sich zu lassen und in Sydney einen Neuanfang zu versuchen. 15 Jahre sind seither vergangen, er ist mittlerweile mit Mia (Yerin Ha) verheiratet, die beiden haben ein Kind. Doch als er nach Evelyn Bay zurückkehrt, ist die Zeit dort stehengeblieben, seine Mutter Verity (Robyn Malcolm), aber auch andere, haben ihm nie verziehen. Als später die Leiche der Jugendlichen Bronte (Shannon Berry) gefunden wird, beginnt die Suche nach dem Mörder – und der Wahrheit, was damals wirklich geschehen ist …

Viel zu rätseln

Diesen Monat hält Netflix wieder einige düstere Stoffe für das Publikum bereit. So macht sich in K.O. ein ehemaliger MMA-Kämpfer auf die Suche nach dem Sohn seines Rivalen, den er Jahre zuvor versehentlich getötet hat. Straw wiederum erzählt die Geschichte einer völlig überforderten alleinerziehenden Mutter, die durch eine Verkettung unglücklicher Umstände in eine Katastrophe hineingezogen wird. Von einer solchen ist auch in The Survivors – Der Sturm die Rede. Die australische Serie beginnt mit einem Unglück, von dem sich die Menschen einer Kleinstadt auch Jahre später nicht erholt haben. Zumal es dann zu einem Mord kommt, der noch einmal alles durcheinanderbringt und die Gemeinschaft endgültig zu sprengen droht.

Die Serie wechselt dabei zwischen mehreren Genres. Auf der einen Seite handelt es sich bei der Adaption eines 2020 veröffentlichten Romans von Jane Harper (The Dry – Die Lügen der Vergangenheit) durchaus um einen Krimi. Schließlich muss herausgefunden werden, wer Bronte getötet hat. Und je mehr die Handlung voranschreitet, umso stärker kristallisiert sich heraus, dass auch bei der vorangegangenen Katastrophe um die zwei ertrunkenen Männer die Wahrheit eine andere war. Ob man nun so weit gehen muss, The Survivors – Der Sturm wirklich als Mysterythriller zu bezeichnen, darüber lässt sich dann zwar streiten. Spannend ist die Geschichte aber schon und bietet einem Publikum, das gern rätselt, eine Menge Stoff, über den man nachgrübeln kann.

Zwischen Schuld und Trauer

Gleichzeitig ist The Survivors – Der Sturm aber auch ein Drama, das sich mit den Themen Verlust und Schuld auseinandersetzt. Wie geht man damit um, den Tod eines anderen Menschen verursacht zu haben? Kann man dem eigenen Sohn verzeihen, wenn der andere durch ihn gestorben ist? Dieses Trauerdrama wird noch mit einer Reihe weiterer Motive und Überlegungen verknüpft, die eher in die gesellschaftliche Richtung gehen. Da wird dann beispielsweise über Frauenfeindlichkeit gesprochen, über toxische Männlichkeit. Gerade auch Mia, die einiges über sich ergehen lassen muss, wird zu einem Beispiel dafür, wie viel da in der Kleinstadt im Argen liegt – und wie wenig die Menschen ein Bewusstsein dafür entwickeln, was sie anderen antun.

Originell ist das Ganze weniger. Dass jemand Jahre später in seine alte Heimat zurückkehrt und sich dort mit der eigenen Vergangenheit auseinandersetzen muss, ist ein derart beliebtes Motiv, dass es zu einem Klischee verkommen ist. Auch die verhandelten Themen und die Figuren tragen nicht unbedingt dazu bei, dass die Serie aus dem reichhaltigen Angebot ähnlich gelagerter Titel hervorsticht. Doch The Survivors – Der Sturm ist besser umgesetzt als die meisten davon. Das Trauma ist hier nicht einfach nur ein Ersatz für die fehlende Figurenzeichnung, sondern ein essenzieller Bestandteil der Handlung. Man kann hier mitfiebern und mitleiden, während wir immer tiefer in die Abgründe rutschen. Im Gegensatz zu anderen Netflix-Serien wie Dept. Q stimmt auch die Länge, die sechs Folgen sind schnell vorbei.