The Ballad of Wallis Island
© Universal Pictures

The Ballad of Wallis Island

The Ballad of Wallis Island
„The Ballad of Wallis Island“ // Deutschland-Start: 10. Juli 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Früher einmal, da war Herb McGwyer (Tom Basden) ein gefragter Sänger und Musiker als Teil des Folk-Duos McGwyer Mortimer. Doch das ist lange her, seine Karriere dümpelt ein wenig vor sich her. Zwar arbeitet er an einem neuen Album, aber das gestaltet sich mühselig. Und so nimmt er das Angebot von Charles Heath (Tim Key) an, der ihn auf eine kleine Insel einlädt, um dort ein Konzert zu geben. Das Publikum soll dabei überschaubar sein, weniger als hundert Menschen. Wie überschaubar, stellt Herb aber erst fest, als er dort ankommt und erfährt, dass tatsächlich nur Charles zuhören wird. Und das ist nicht die einzige Überraschung: Der exzentrische Einsiedler hat auch Nell Mortimer (Carey Mulligan) eingeladen, die andere Hälfte des damaligen Duos, bis die zwei sich unglücklich getrennt haben …

Zwischen Rückblick und Neuanfang

Manchmal dauert es etwas länger. Als 2007 der Kurzfilm The One and Only Herb McGwyer Plays Wallis Island erschien, gab es bereits erste Diskussionen darüber, die Geschichte um einen Mann, der sein musikalisches Idol trifft, noch einmal größer aufzuziehen. Das Potenzial für mehr war da, in der Hinsicht war man sich schnell einig. Doch es dauerte Jahre, bis aus diesen Überlegungen etwas Vorzeigbares wurde. Tatsächlich brauchten Regisseur James Griffiths sowie Tom Basden und Tim Key, die gemeinsam das Drehbuch schrieben und die Hauptrollen spielen, am Ende 17 Jahre, bis The Ballad of Wallis Island auf dem Sundance Film Festival 2025 Weltpremiere feierte. Von dort aus startete die leise Tragikomödie eine Reise, die sie noch zu diversen anderen Filmfesten führte.

Dass es so lange dauerte, mag unglücklich wirken und ist doch ein Glücksfall. Schließlich geht es in dem Film nicht allein um die Begegnung zwischen Musiker und schrägem Fan. Vielmehr erzählt The Ballad of Wallis Island von mehreren Menschen, die auf ihre eigene Vergangenheit zurückblicken, von dieser leben, teilweise aber auch in ihr gefangen sind. Das betrifft das Musik-Duo, das versucht, an alte Tage anzuschließen. Es betrifft aber auch Charles, der die Insel zu einem Schrein gemacht hat, der sowohl McGwyer Mortimer wie auch seiner verstorbenen Frau gewidmet ist. Die Geschichte handelt daher maßgeblich davon, wie diese Figuren nach einer Balance suchen, diese Vergangenheit anzunehmen, sich zugleich von ihr lösen zu können und weiterzumachen.

Urkomisch und tieftraurig zugleich

Das klingt sehr tragisch, die Reise auf die einsame Insel ist über weite Strecken aber tatsächlich sehr lustig. Mit viel Humor und einem feinen Gespür für zwischenmenschliche Absurdität erzählt Regisseur James Griffiths in seinem zweiten Langfilm vom Finden und Suchen. Zunächst versteht der Protagonist ebenso wenig wie das Publikum, wie ihm geschieht. Wie in einer irrwitzigen Schnitzeljagd sucht er in The Ballad of Wallis Island nach Hinweisen, um aus dieser sonderbaren Situation schlau zu werden. Wer ist dieser unbeholfene Charles, der ihn auf die Insel gelockt hat? Warum ist er so besessen von dem besagten Folk-Duo? Was hat es mit dem Konzert auf sich?

Auf jede Antwort folgen nur neue Fragen, wird eine weitere Schicht freigelegt. Urkomisch und tieftraurig zugleich erinnert The Ballad of Wallis Island an eine vergangene Liebe und ist selbst eine Liebeserklärung an die Menschen mit ihren Macken und Wunden, an die diejenigen, die wir verloren haben und die doch hier sind, und an all die Träume und verpassten Chancen, die uns zu denen machen, die wir sind. Die Tragikomödie lebt von dieser Mischung aus skurrilen Momenten und Nachdenklichkeit. Und natürlich von der Musik, die ihre heilende Kraft entfaltet und Menschen zusammenbringt, so unterschiedlich sie sein mögen.

Ein schräger Trip mit Herz

Tom Basden beweist, teils im Duett mit Hollywood-Star Carey Mulligan, sein Gesangstalent mit Liedern, die unter die Haut gehen. Sein Gegenstück Tim Key, sonst durch Comedy-Shows bekannt, überzeugt als naiver Einsiedler, der einen mal in den Wahnsinn treibt und mal berührt. So wie unser Trip nach einem sympathisch-lustigen Anfang eine gefühlvolle Seite enthüllt, die es zu erkunden lohnt. Auch wenn es auf der titelgebenden Insel an allem Möglichen mangelt, von Reis über funktionierende Handys bis zu richtigen Bühnen, eines gibt es dort und in The Ballad of Wallis Island im Überfluss: Herz.

Credits

OT: „The Ballad of Wallis Island“
Land: UK
Jahr: 2025
Regie: James Griffiths
Drehbuch: Tom Basden, Tim Key
Musik: Adem Ilhan
Kamera: G. Magni Ágústsson
Besetzung: Tom Basden, Tim Key, Carey Mulligan, Akemnji Ndifornyen, Sian Clifford

Bilder

Trailer

Interviews

Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, die Hauptdarsteller Tom Basden und Tim Key sowie den Regisseur James Griffiths zum Interview zu treffen und mit ihnen über den richtigen Umgang mit der Vergangenheit und Kunst als verbindendes Element zu sprechen.

Tom Basden / Tim Key [Interview]

James Griffiths [Interview]

Filmfeste

Sundance Film Festival 2025
SXSW 2025
Filmfest München 2025

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The Ballad of Wallis Island
fazit
„The Ballad of Wallis Island“ erzählt die Geschichte eines kriselnden Sängers, seiner früheren Partnerin und eines exzentrischen Einsiedlers, die alle auf ihre Weise feststecken. Mit viel Humor, aber ebenso viel Herz ist der Film eine Liebeserklärung an die Menschen mit all ihren Macken und an die Musik, wenn sie die Leute zusammenbringt, so unterschiedlich diese auch sein mögen.
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von 10