
Eigentlich hatte Fiete (Leonard Scheicher) ein gemütliches Wochenende mit seiner Freundin Amiri (Zeynep Bozbay) in der alten Strandhütte seiner Eltern verbringen wollen, um diese gemeinsam auszuräumen. Dass dort aber auch Luca (Johannes Nussbaum) auftauchen würde, hätte er nicht erwartet. Früher einmal waren die beiden eng befreundet. Tatsächlich waren sie sogar beste Freunde, wie Luca sagt – sehr zum Erstaunen von Amiri, die noch nie von ihm gehört hat. Die Hütte wurde immer von beiden Familien gemietet, wo sie viel Zeit zusammen verbrachten. Das Aufeinandertreffen bringt viele Erinnerungen hervor, schöne wie hässliche. Fietet ist dadurch gezwungen, sich mit einer Vergangenheit auseinanderzusetzen, die er längst verdrängt zu haben glaubte …
Über das Leben in Bubbles
In den letzten Jahren avancierte es zu einem oft genutzten Begriff bei der Beschreibung von Gesellschaften: Bubble. Oft wird dies in einem politischen Zusammenhang verwendet, um zu beschreiben, dass manche von der Realität abgeschnitten sind und nichts mehr von der Außenwelt mitbekommen. Verschwörungstheorien und krude Weltbilder sind zuweilen die Folge, wenn man nur unter sich bleibt. Gerade in den USA wird oft darüber gesprochen, wenn sich junge Männer in eine Parallelwelt zurückziehen und dort gefährliche Ansichten entwickeln. Mit Bubbles kommt nun ein Film, der sich – wie der Titel bereits verrät – ganz diesem Thema verschrieben hat. Er geht dabei jedoch einen etwas anderen Weg, als man vielleicht erwarten könnte.
So gibt es diesen politischen Aspekt hier durchaus, wenn sich im weiteren Verlauf herausstellt, dass Luca einer rechten Partei beigetreten ist. Er steht aber gar nicht so sehr im Mittelpunkt. Stattdessen betont Regisseur und Co-Autor Sebastian Husak in seinem Spielfilmdebüt, dass es Bubbles auch außerhalb dieses Kontextes gibt. So ist auch Fiete Teil einer Bubble und wird durch das Aufeinandertreffen mit Luca damit konfrontiert. Anstatt aus ihm den Helden zu machen und Luca zum Bösen zu degradieren, arbeitet der Film viel mit Ambivalenzen. Schon früh wird klar, dass Fiete sich nicht mit der Vergangenheit auseinandersetzen möchte, er nicht nur zu seiner Freundin unehrlich ist, sondern auch sich selbst gegenüber.
Viele Themen auf engem Raum
Interessant ist dabei auch, wie Fiete hin und her gerissen ist, er seine beiden Personas – die aktuelle und die aus der Schulzeit – sich immer wieder abwechseln, bis man sich fragt: Wer ist denn eigentlich der echte Fiete? Trotz der begrenzten Laufzeit von weniger als anderthalb Stunden gibt es also nicht gerade einen Mangel an Themen in Bubbles. Es sind tendenziell sogar eher zu viele, weil gar nicht der Platz reicht, um wirklich alles auszuformulieren. So erfährt man beispielsweise kaum, warum Luca der Partei beigetreten ist. Die Beziehung zwischen ihm und seiner Freundin Katja (Caro Cult) ist so spärlich beschreiben, dass man sie auch hätte weglassen können. Und auch wenn klar ist, dass Fiete seinem Jugendfreund Unrecht getan hat, ist doch offen, wie viel von Lucas Entwicklung auf einen Vorfall zurückzuführen ist, der wie ein Elefant im Raum steht.
Doch auch wenn der Film, der auf dem Filmfest München 2025 Premiere hatte, sich vielleicht ein bisschen viel zumutet mit dieser Mischung aus persönlichem Drama und großen Themen, ist er doch ein sehenswertes Debüt geworden. Leonard Scheicher und Johannes Nussbaum, die vor einigen Jahren schon in Hannes ein Freundespaar spielen, überzeugen bei der Darstellung zweier Menschen, die noch von ihrer gemeinsamen Vergangenheit zehren, obwohl sie längst nicht mehr zusammenpassen. Bubbles schafft auf diese Weise einiges an Identifikationsfläche, denn diese Auseinandersetzung mit alten Freundschaften und der Frage, wie viel von dem alten ich noch in dem aktuellen ist, dürfte vielen bekannt vorkommen. Stoff zum Nachdenken gibt es hier also einiges, dazu die implizite Aufmunterung, auch einmal auf sich selbst zu schauen und zu überprüfen, in welchen Bubbles wir so drinstecken.
OT: „Bubbles“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Sebastian Husak
Drehbuch: Leonard Hettich, Sebastian Husak
Musik: Giovanni Berg
Kamera: Nikolai Huber
Besetzung: Leonard Scheicher, Zeynep Bozbay, Johannes Nussbaum, Caro Cult
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