Intolerance Kuhaku
© Nippon Connection 2022

Intolerance

Intolerance Kuhaku
„Intolerance“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

In einer kleinen Ortschaft nahe der japanischen Küster lebt der Fischer Mitsuru (Arata Furuta) mit seiner Tochter Kanon (Aoi Ito). Jeden Tag fährt er auf die See und verdient sich seinen Unterhalt vor allem durch das Fischen von Krabben, die er zusammen mit seinem Gehilfen Ryoma (Kisetsu Fujiwara) dann verkauft. Die beiden Männern arbeiten ebenfalls seit vielen Jahren zusammen, doch auch wenn sie viel miteinander verbindet, hat Ryoma nach wie vor das Gefühl, von seinem älteren Kollegen mit einer gewissen Herablassung und Distanz behandelt zu werden. Aber auch bei seiner Tochter verhält sich Mitsuru ähnlich, verbietet ihr vom Umgang mit anderen Klassenkameraden bis zu Handys eigentlich alles, was für Kanons Mitschülerinnen eigentlich normal ist. Als ihre Mutter ihr dennoch ein Mobiltelefon schenkt, kommt es zu einem Streit mit ihrem Vater, der wutentbrannt das Telefon aus dem Fenster wirft und noch nicht einmal zuhören will, als ihm seine Tochter etwas berichten will, was in der Schule vorgefallen ist.

Seine Ungeduld wird Mitsuru direkt am nächsten Tag einholen, als er ins örtliche Polizeirevier bestellt wird, wo er den Leichnam Kanons identifizieren soll, die bei einem schlimmen Unfall ums Leben kam. Wie man ihm berichtet, soll Kanon bei einem örtlichen Supermarkt gestohlen haben, sodass der Besitzer, Naoto (Tori Matsuzaka), die junge Frau zur Rede stellen wollte und verfolgt hat, was einer der Begleitumstände des Unfalls war. Während Mitsuru voller Trauer und Wut zum einen die Vorkehrungen für die Beerdigung beginnt und zum anderen nach einem Schuldigen sucht, macht sich zudem Naoto heftige Vorwürfe, meint, dass er überstürzt gehandelt habe, wovon ihn seine Mitarbeiter jedoch abbringen wollen.

Familiendrama und Medienkritik

Bereits mehrere Male hat der japanische Regisseur Keisuke Yoshida das in seinem Land sehr populäre Genre des Familiendramas genutzt, um darüber hinaus noch andere Themen oder Zusammenhänge aufzugreifen. In seinem Film Intolerance, der auf der Nippon Connection 2022 seine Europapremiere feiert, greift er die Berichterstattung der Medien auf, insbesondere, wenn es um Tragödien oder Dramen geht, welche seitens der Reporter, ihrer Artikel und Beiträge noch verstärkt oder gar ausgeschlachtet werden. Die Grundidee von Intolerance ist dabei durchaus interessant, doch leidet an diversen Aspekten, welche leider symptomatisch für das japanische Gegenwartskino sind.

Wie bereits beschrieben ist Intolerance ein Spielfilm, der sich aus zwei sich ergänzenden Narrativen zusammensetzt. Während besonders in der ersten halben Stunde die einzelnen Charaktere und die Familienbande zwischen Mitsuru, Kanon und dem Rest der Verwandtschaft gezeigt wird, sowie der von Naoto geführte Supermarkt samt einem Teil der Belegschaft, geht es im zweiten Teil um das Drama um den Tod einer Jugendlichen, entfacht durch diverse Gerüchte und lückenhafte Medienberichte eben jener Reporter, die vor Ort sind, und welche einige der Entscheidungen der Figuren beeinflussen. Auch wenn diese Idee nicht unbedingt neu ist, auch nicht im japanischen Kino, so betont Yoshidas Drehbuch und Inszenierung immer wieder den Zusammenhang von medialer Darstellung und den unmittelbaren Folgen in einer Kette von Ursache und Wirkung. Hierbei kommt es zudem zu teils ernüchternden Kommentaren auf die Rezeption von Medien, beispielsweise wenn Mitsuru, der wutentbrannt einige Reporter anbrüllt, sie mögen ihn endlich in Ruhe lassen, zu einem Meme in den sozialen Medien wird.

Schwieriges Finale

Daneben kann man Intolerance zudem als einen Ensemblefilm betrachten. Regisseur Yoshida und Kameramann Takayuki Shida zeichnen das Bild einer kleinen Gemeinde, welche durch die Tragödie immer mehr auseinandergerissen wird, und deren Mitglieder sich entscheiden müssen, auf wessen Seite sie stehen. Dabei geben sowohl Furuta als auch Matsuzaka starke Darstellungen von zwei Menschen, die von Schuld, Wut und Trauer getrieben sind und letztlich genauso zu Opfern eines Narrativs werden, welches sie weder steuern noch überschauen können, welches aber fatale Konsequenzen für ihr Leben in dieser Gemeinde hat. Auch die zahlreichen Nebendarsteller sind gute besetzt und tragen ihren Teil dazu bei, dass Intolerance packend und spannend bleibt.

Leider gibt es aber dann auch noch das Finale des Films, welches, wie in vielen Famliendramen aus Japan, nicht nur viel zu lang geraten ist, sondern dadurch der Geschichte viel von ihrer Kraft nimmt. Nicht nur die fragwürdige Tendenz des Auserzählens fällt hierbei auf, sondern zudem die Menge abgedroschener Bilder, die so gar nicht zu der sehr realistischen Erzählweise passen wollen.

Credits

OT: „Kuhaku“
Land: Japan
Jahr: 2020
Regie: Keisuke Yoshida
Drehbuch: Keisuke Yoshida
Musik: Hiroko Sebu
Kamera: Takayuki Shida
Besetzung: Arata Furuta, Tori Matsuzaka, Shinobu Terajima, Tomoko Tabata, Kisetsu Fujiwara

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Intolerance
Fazit
„Intolerance“ ist eine Mischung aus Familiendrama und Medienkritik. Keisuke Yoshidas Film überzeugt durch seine Darsteller und die Verbindung der beiden Elemente, was aber bedauerlicherweise im dritten Akt auseinandergeht, durch zu viele Redundanzen sowie eine Vielzahl abgedroschener Bilder.
Leserwertung0 Bewertungen
0
7
von 10