Sicilia Express

Einfach ist es nicht gerade für Salvo (Salvatore Ficarra) und Valentino (Valentino Picone), ihren Beruf und ihr Familienleben unter einen Hut zu kriegen. Denn während sie in Mailand in einem Krankenhaus als Pfleger arbeiten, ist ihre Familie nach wie vor in Sizilien. Das bedeutet, dass sie ständig hin und her reisen müssen. Und nicht einmal das klappt wirklich, weil ihr Vorgesetzter ihnen dabei Steine in den Weg legt. Doch dann entdecken sie eines Tages per Zufall eine eher ungewöhnliche Abkürzung: eine Mülltonne, die sie von einem Ort zum anderen teleportieren kann. Das ist natürlich praktisch, auch wenn das Portal eher ungünstig gelegen ist. Mit der Zeit lernen sie, sich das Ganze etwas zu verschönern und die Vorteile zu nutzen. Nur ahnen sie dabei nicht, was sie mit dieser Entdeckung anrichten werden …

Weihnachten mal anders

Dass Netflix zu Weihnachten thematisch passende Filme und Serien veröffentlicht, ist kein Geheimnis. Die letzten beiden Monate im Jahr sind prall gefüllt mit entsprechenden Titeln, eigenen wie lizenzierte. Den Löwenanteil machen dabei romantische Komödien wie A Merry Little Ex-Mas aus, die das Fest der Liebe sehr wörtlich nehmen. Zuletzt sorgte der Streamingdienst glücklicherweise aber für etwas mehr Abwechslung. Ob in Als mein Vater Weihnachten rettete 2 ein Ex-Krimineller und sein Sohn den Weihnachtsmann aus den Klauen eines Spielzeugunternehmens befreien, in Man vs. Baby ein Mann ein verlassenes Kleinkind entdeckt oder in Weihnachten zu Hause – Staffel 3 die Protagonistin in eine Sinnkrise gerät: Die Geschichten waren wohltuend anders. Und das gilt dann auch für die italienische Serie Sicilia Express, die mit einigen Wochen Verspätung doch noch erscheint.

Zum Glück. Zwar kann man sich mal wieder darüber streiten, ob das hier wirklich als Weihnachtstitel durchgeht. Ein Großteil der Geschichte ließe sich ohne den zeitlichen Hintergrund genauso gut erzählen. Das Szenario selbst ist dafür ungewöhnlich. Sicher, das Konzept eines Portals, mit dem man sich an ferne Orte teleportieren kann, findet man immer wieder, sei es im Science-Fiction-Bereich oder bei Fantasytiteln. Auf die Idee, einen Müllcontainer zu einem solchen zu machen, muss man aber erst einmal kommen. Ausgedacht hat sich dieses das Duo Salvatore Ficarra und Valentino Picone. Die beiden sind ein eingespieltes Team, haben zahlreiche Titel zusammen auf die Beine gestellt – darunter auch die Netflix-Serie Reingelegt! über zwei Freunde, die ihre Unschuld in einem Mordfall beweisen müssen.

Mal herzlich, mal absurd

Bei Sicilia Express kommen sie ohne Leiche oder andere Verbrechen aus. Schließlich will man hier etwas für die ganze Familie anbieten. Tatsächlich ist der Familienaspekt bei der Serie wichtig. So steht am Anfang die unglückliche Situation, dass die beiden Männer nicht bei ihren Familien sein können. Wenn es ihnen mit der Zeit doch gelingt, ist das etwas fürs Herz. Und natürlich geht die Geschichte auch gut aus. Das müssen sie in diesem Segment. Ficarra und Picone, die zusammen die Serie entwickelt haben, Regie führten und die Hauptrollen spielen, verzichten jedoch auf den üblichen Kitsch, den man in diesem Segment meistens hat. Der Zuckerguss wird spärlich verteilt, das Publikum soll in erster Linie lachen.

Das funktioniert überwiegend gut. Das Szenario ist so bescheuert, dass man allein deswegen immer wieder lacht. Glücklicherweise verlässt sich die Serie auch nicht allein auf diesen Aspekt, sondern hat sich Gedanken gemacht, wie sie das alles noch weiterspinnen kann. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen, wird die Geschichte größer, eskaliert auf unvermutete Weise und hat dann sogar leicht satirische Elemente zu bieten. In der Hinsicht wäre sicherlich noch mehr möglich gewesen, selbst beim Spott bleibt Sicilia Express eher nett. Wer in dieser Hinsicht keine größeren Erwartungen hat, sondern sich einfach an einer albern-schrägen Komödie erfreuen möchte, hat hier die Gelegenheit. Als Alternative zu den üblichen Weihnachtstiteln funktioniert das sowieso.