Mord in Monaco

Üblicherweise muss man bei Netflix nicht lange warten, bis eine neue True-Crime-Dokumentation herauskommt. Zeitweise bringt der Streamingdienst wöchentlich weitere Titel heraus, die das Publikum über vergangene Verbrechen informieren. Aktuell müssen Fans aber ein wenig darben, offensichtlich sollen in der Vorweihnachtszeit nicht zu viele schreckliche Geschichten ausgepackt werden. Allenfalls Sean Combs: The Reckoning könnte man zu dem Segment dazuzählen. Zwar handelt es sich dabei eigentlich um eine biografische Serie, die dem bekannten Rapper Puff Daddy gewidmet war. Der Fokus lag aber auf dessen kriminellen Machenschaften, weniger auf den musikalischen Erfolgen. Wem das so nicht ausreichte, bekommt jetzt mit Mord in Monaco Nachschub, dem einzigen klassischen Vertreter dieser lukrativen Sparte in diesem Monat.

Rätselhafter Todesfall

Der Titel nimmt dabei bereits vorweg, was einen hier erwartet. Opfer des titelgebenden Mordes war Edmond Safra, ein brasilianisch-libanesischer Bankier, der im Dezember 1999 in seinem Penthouse in Monaco gestorben ist. Grund war ein Feuer, der Mann starb an einer Rauchvergiftung, ebenso seine Pflegerin Vivian Torrente. Vorausgegangen war dem Feuer ein Überfall von zwei Männern. Das zumindest ist es, was sein zweiter Pfleger Ted Maher behauptete. Doch schon früh weckte der Mann das Misstrauen der Polizei. Und so richtete sich der Verdacht auf den US-Amerikaner. Dieser war derjenige, der Hilfe gerufen hatte. Das bedeutet aber nicht, dass er nicht auch der Täter war, wie wir aus zahlreichen Krimis wissen. Vielleicht wollte er nur den Verdacht von sich ablenken.

Dennoch, die Geschichte war rätselhaft. Und das weiß man auch bei Mord in Monaco, weshalb der Film sich besonders viel Mühe gibt, den Mystery-Faktor zu betonen. Da werden dann verschiedenste Theorien bemüht, was wirklich geschehen sein könnte. Und natürlich auch warum. Wenn ein Milliardär ermordet wird, fallen einem natürlich auf Anhieb Milliarden Gründe ein, warum ihn jemand töten will. Nur bleibt die Frage, was genau der Pfleger denn von der Sache hätte. Erben würde er nichts. Im Gegenteil: Durch den Tod war er seinen lukrativen Job los, was nicht in seinem Interesse lag. Hinzu kommt, dass die Geschichte, die er erzählte, so sehr an den Haaren herbeigezogen war, dass man sie fast für wahr halten könnte. Aber eben auch nur fast.

Bizarr und tragisch

Die Auflösung, was genau an dem Tag geschehen ist und aus welchem Grund ist schon ein wenig bizarr – und sehr tragisch. Ohne das Ende vorwegnehmen zu wollen, stellt sich heraus, dass das Unglück so nicht nötig gewesen wäre. An manchen Stellen sieht es zwar noch danach aus, als wäre eine alternative Erklärung möglich. Mord in Monaco verschweigt die diversen Verschwörungstheorien nicht. Wie bei diversen anderen True-Crime-Dokus auch, wo es zu Ungereimtheiten kommt, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Da werden dann schon die richtig schweren Geschütze ausgepackt, um eine möglichst spannende Erklärung zu haben. Doch das muss man nicht ernstnehmen. Es wäre sogar fast lustig, wenn die Wahrheit nicht so bitter wäre.

Die Umsetzung des Stoffes entspricht dabei dem Standard. Da gibt es wie immer eine Mischung aus Archivaufnahmen und aktuellen Interviews, die zusammen ein Bild ergeben. Das ist weder inhaltlich noch inszenatorisch ambitioniert, da ist nichts und niemand, das wirklich hervorstechen würde. Aber es erfüllt seinen Zweck. Neue Erkenntnisse braucht man ebenfalls nicht zu erwarten. Wer die Geschichte nicht kennt, kann aber auf jeden Fall reinschauen. Hinzu kommt, dass Mord in Monaco von dem Kontrast zwischen der Luxusidylle und dem Abgrund berichtet. So war man seinerzeit kaum darauf vorbereitet, dass ein solches Verbrechen geschehen könnte. Es passte auch nicht zu dem Image und war natürlich geschäftsschädigend. Ein bisschen zynisch wird es an der Stelle schon.