Death by Lightning

USA, 1880: Eigentlich wollte James A. Garfield (Michael Shannon) auf dem Kongress der republikanischen Partei nur die Werbetrommel für John Sherman (Alistair Petrie) rühren. Doch seine Rede wird so begeistert aufgenommen, dass er stattdessen selbst die Nominierung für die Präsidentschaft erhält. Widerwillig nimmt er diese an und schafft dabei das Undenkbare: Er wird tatsächlich zum Präsidenten gewählt! Einfach ist das Leben als Staatsoberhaupt nicht, er muss sich gegen manche Feinde und Widersacher durchsetzen. Gleichzeitig hat er aber auch Bewunderer, darunter Charles J. Guiteau (Matthew Macfadyen), der es sich in den Kopf gesetzt hat, seinem Idol nahezukommen und selbst politisch Einfluss zu üben …

Die sonderbare Geschichte eines Attentats

Immer wieder erzählt Netflix von historischen Ereignissen, stellt Menschen vor, die Ungewöhnliches geleistet haben oder ein besonders tragisches Schicksal ertragen mussten. Gerade erst erinnerte die polnische Serie Heweliusz an ein verheerendes Schiffsunglück im Jahr 1993, bei dem 55 Menschen ums Leben gekommen sind. Die True-Crime-Serie Das Monster von Florenz gibt die Geschichte um einen Serienmörder wieder, der in Italien zwischen den 1960ern und 1980ern eine Reihe von Doppelmorden begangen hat. Und dann war da noch House of Guinness, das uns ins 19. Jahrhundert mitnimmt und uns die Familie hinter der gleichnamigen irischen Brauerei vorstellt. Wer sich für solche historischen Stoffe interessiert, kann es nun auch mit dem US-Beitrag Death by Lightning versuchen. Auch hier ist es das 19. Jahrhundert, das auf dem Reiseprogramm steht.

Im Mittelpunkt steht dabei der Präsident Garfield, der hierzulande eher weniger Leuten präsent sein dürfte. Aus gutem Grund: Er war nur wenige Monate an der Macht, bevor er ermordet wurde. Death by Lightning erzählt von eben diesem Mord, aber auch von den beiden Menschen – also Opfer und Täter – und der Zeit, in der sie lebten. Angesichts der diversen Attentate, die in den USA in den letzten Monaten verübt wurden, seien es auf Donald Trump, den rechtsradikalen Aktivisten Charlie Kirk oder auch die Abgeordnete Melissa Hortman, ist der Ausflug in die Vergangenheit überraschend zeitgemäß. Als Kommentar zu einer allgemeinen politischen Lage ist das dennoch wenig geeignet, dafür waren die Umstände zu eigen. Tatsächlich ist die Geschichte hinter dem Attentat so sonderbar, dass kaum jemand auf die Idee kommen würde, dass das real ist.

Interessant und informativ

An manchen Stellen wird das auch sehr bewusst eingesetzt, Death by Lightning hat da durchaus humoristische Momente, in denen das Publikum zum Lachen gebracht werden soll. Schon der Einstieg, wenn es um das Vermächtnis des Killers geht, ist kräftig gegen den Strich gebürstet. Für eine Serie, die sich um einen Mord dreht, ist die Tonalität manchmal vielleicht sogar schon zu heiter. Das heißt aber nicht, dass es nicht auch dramatisch werden kann. Wenn es zum Ende heißt Abschied nehmen zu müssen, dann ist das trotz der kuriosen Vorgeschichte hart. Interessant ist in dem Zusammenhang auch die Beschäftigung mit der eigenen Vergänglichkeit. Was bleibt von mir, wenn ich fort bin? Woran wird man sich erinnern?

Insgesamt ist die Dramaserie dann auch sehenswert geworden. Manchmal springt sie vielleicht etwas zu sehr hin und her, was den Eindruck verstärkt, nicht voranzukommen. Zumal man ja auch weiß, worauf alles hinausläuft. Tatsächlich langweilig wird es einem aber nicht, die Serie ist mit vier Folgen angenehm kurz gehalten und hat auch genügend zu erzählen. Wer sich für Geschichte interessiert, findet mit Death by Lightning daher eine gute Adresse. Die Balance aus einem Zeitporträt und den persönlichen Geschichten ist gut gewählt. Zudem konnte man hier ein talentiertes und bekanntes Ensemble versammeln, dem es gelingt, die Figuren greifbar und aktuell zu machen, selbst wenn man von diesen zuvor noch nie etwas gehört hat.