Furioza 2

Ambitionen hatte Golden (Mateusz Damiecki) schon länger. Doch mit dem Tod von Kaszub (Wojciech Zielinski), Anführer einer Ultras-Gruppe, ist seine Stunde gekommen. Er übernimmt die Macht über die Gruppe und gewinnt auf diese Weise rasch an Einfluss, kämpft sich durch seine Skrupellosigkeit und Gewaltbereitschaft bis an die Spitze der Stadt. Immer mehr, immer weiter, für ihn gibt es keine Grenze, angetrieben auch von den Erinnerungen, die ihn verfolgen. Und es gibt keine Landesgrenze: Unter seiner Führung beginnt die Gruppe, auch im Ausland Drogen zu verkaufen. Das ist lukrativ, aber auch sehr gefährlich. Schließlich ist da nicht nur die Polizei, die hinter ihm her ist. Auch rivalisierende Banden machen ihm zu schaffen …

Ein Leben für die Kriminalität

Eines muss man Cyprian T. Olencki lassen: Er scheint schon sehr überzeugt zu sein von der düsteren Welt rund um Hooligans, die immer wieder in kriminelle Machenschaften verwickelt sind. So erzählte er 2021 in dem auf Netflix veröffentlichten Krimidrama Furioza von dem Arzt Dawid, der das eigentlich hinter sich gelassen hatte, dann aber von der Vergangenheit eingeholt wurde. Ein Jahr später nahm sich der polnische Regisseur und Drehbuchautor dieses Themas noch einmal in der gleichnamigen Miniserie an. Weitere drei Jahre später gibt es nun mit Furioza 2 eine offizielle Fortsetzung, in der wir sehen, wie es mit Golden und den anderen weitergangen ist nach den Ereignissen des ersten Teils.

Wer sich noch an den Vorgänger erinnert, dürfte an der Stelle stutzig werden: Wieso ist Golden zurück, wenn er beim letzten Mal doch zum Schluss getötet wurde, die Folgen seiner Tat und seiner grenzenlosen Gier? Wirklich klar wird das nicht. Möglich, dass das hier als eine Art alternatives Ende gedacht war, eine Was-wäre-wenn-Überlegung, wie es auch hätte weitergehen können. Die Figur ist in Furioza 2 dann auch etwas komplexer, als wir sie beim letzten Mal kennengelernt haben. War sie seinerseits noch von geradezu blindem Ehrgeiz getrieben, bei dem alles erlaubt war, solange es ihn irgendwie weiterbringt, da ist er bei dieser Fassung durchaus für Gefühle zu haben. Die Ereignisse sind ihm nahegegangen, werden zu einer Antriebsfeder für ihn.

Atmosphärisch, aber sehr lang

Daraus hätte man natürlich eine Art Schuld-und-Sühne-Drama machen können. Ganz so weit geht es dann aber doch nicht, da Golden prinzipiell schon an seiner Art festhält. Nach wie vor tut er alles, um weiterzukommen, Gegner aus dem Weg zu räumen und sich zu bereichern. Damit ist er das Gegenteil von Dawid im ersten Teil, der ja eigentlich alles hinter sich lassen wollte, aber gegen seinen Willen Teil dieser kriminellen Welt war. Ein guter Mensch ist Golden kaum geworden. Dafür aber einer, der mehr Nuancen hat. Das tut ihm ganz gut, Furioza 2 ist zumindest streckenweise ein Charakterporträt um einen Menschen, der ein Monster ist, dabei aber eine Form der Loyalität zeigt. Am Ende ist ihm doch nicht alles egal. Bei den anderen Figuren ist weniger zu holen, die sind teilweise nur ein Mittel zum Zweck.

Das größte Manko ist aber die Länge. Schon der erste Teil war mit einer Länge von 140 Minuten ein schwerer Brocken. Beim zweiten Film legt Olencki noch einmal eine gute halbe Stunde obendrauf, womit er dann endgültig übers Ziel hinausschießt. Hier braucht man schon sehr viel Geduld, um das bis zum Ende durchzustehen, zumal es auch nicht so ist, als hätte es der Regisseur sonderlich eilig, die Geschichte voranzutreiben. Dafür überzeugt Furioza 2 wieder mit einer düsteren Atmosphäre, die einem kaum Lichtblicke lässt und alles in einer Mischung aus Grau und Gewalt verschluckt. Wer in der Stimmung ist für ein solches Krimidrama, findet hier einen durchaus passablen Vertreter. Im Anschluss ist dann aber auch wieder für einige Jahre gut, ein dritter Teil darf auf sich warten lassen.