Animalisch – Staffel 1

Einfach war der Beruf von Anton (Luis Zahera) ja nie. Als Tierarzt in dem ländlichen Teil von Galicien hat er zwar zu tun, aber keine wirkliche Perspektive. Immer mehr landwirtschaftliche Betriebe müssen schließen, wer noch da ist, hat kaum Geld. Notgedrungen muss er sich daher eine neue Klientel erschließen und fängt daher bei Kawanda an, einer Tierhandlung, die von seiner Nichte Uxía (Lucía Caraballo) betrieben wird. Kranke Tiere gibt es dort schließlich auch. Allerdings auch viele Zweibeiner, die ihre Marotten haben, vor allem bei den reicheren Exemplaren. Und die wollen ebenfalls umsorgt werden. Immer wieder kommt es dabei zu Konflikten zwischen dem Experten und der Kundschaft – aber auch zwischen ihm und der jungen Frau, da sie recht unterschiedliche Vorstellungen davon haben, wie der Laden zu führen ist …

Tägliches Chaos und große Kontraste

Es gab zuletzt auf Netflix nicht gerade einen Mangel an neuen Komödien, aus aller Welt versammelte man Filme und Serien, die das Publikum zum Lachen bringen sollten. Die deutsche Serie Alphamännchen erzählte von vier Männern Mitte vierzig, die in Krisen rutschen und nicht wirklich wissen, was zu tun ist. In dem türkischen Beitrag Platonisch: Blue Moon Hotel will ein Mann ein Hotel kaufen, was zunehmend absurder wird. Und dann waren da noch diverse Liebeskomödien, darunter die US-Produktion The Wrong Paris über eine angehende Kunststudentin, die an einer Reality Tv Datingshow  teilnimmt und dort eine amouröse Überraschung erlebt. Animalisch nimmt uns nun mit nach Spanien und zeigt uns ein tägliches Chaos, das tierisch komisch sein soll.

Die Serie setzt bei dem Humor primär auf zwei Elemente. Das erste beruht dabei auf dem bewährten Mittel des Kontrasts. Da trifft Land auf Luxus, wenn der Protagonist die Bauernhöfe hinter sich lässt, um die Schickeria zu bedienen. Damit einher geht ein deutlicher Unterschied bei der Mentalität. Während Anton schroff ist und auf die ganzen Sonderwünsche der Kundschaft abweisend reagiert, da ist seine Nichte Uxía sehr um Harmonie und Freundlichkeit bedacht. Der Kunde ist mal wieder König. Das zweite Element in Animalisch sind die überzeichneten Kunden und Kundinnen, die zum Teil so viel Blödsinn erzählen, dass man richtig Mitleid mit dem Arzt haben kann, selbst wenn dieser vielleicht nicht der größte Sympathieträger der Menschheitsgeschichte ist.

Nett, aber auf Dauer zu wenig

Das funktioniert prinzipiell ganz gut, da sind schon immer mal wieder amüsante Momente dabei, wenn die Leute mit sonderbaren Theorien ankommen. Auf Dauer hätte die Abwechslung aber höher sein dürfen, das Prinzip nutzt sich mit der Zeit ab. Zwar ist Animalisch keine sonderlich lange Serie, die neun Folgen sind meistens zwischen 25 und 30 Minuten lang, also die typische Sitcom-Länge. Aber es fehlten wohl die Ideen, wie man die füllen könnte. Hinzu kommt, dass die Entwicklung eher überschaubar ist. Natürlich kommen sich Onkel und Nichte nach und nach näher, so läuft es bei diesen Geschichten ja immer. Man hat dabei aber nicht mehr als das Nötigste getan.

So ganz will der Funke dann auch nicht überspringen. Das ist hier zwar schon sympathisch und nett. Dazu ist der Laden ein Hingucker mit den auffälligen Farben und der Liebe zum Detail. Schauspielerisch passt das auch, gerade Luis Zahera (Infiesto, Der Kurier) macht als sarkastischer Stoffel Spaß. Es reicht nur irgendwie nicht so ganz, das verschwimmt mit der Zeit alles ein bisschen. Man kann sich Animalisch durchaus anschauen. Im Gegensatz zu so manch anderer Netflix-Komödie muss man sich über diese hier nicht ärgern, es wird auch nicht völlig langweilig. Viel mehr als das sollte man aber nicht erwarten. Die Wahrscheinlichkeit, dass die spanische Serie ein begeistertes Publikum findet, ist nicht so wahnsinnig hoch.