Altes Geld, neue Liebe – Staffel 1

Nihal (Aslı Enver) entstammt einer sehr reichen Dynastie, die jede Form von Luxus gewohnt ist und in einer prächtigen Villa lebt. Zumindest noch, denn die Familie steckt aufgrund eines Deals in mächtigen Schwierigkeiten. So hatte sie den Bau einer Yacht zugesagt, um mit dem Verkauf Schulden bezahlen zu können, womit sie aber überfordert sind. Sollte das nicht klappen, müssen sie das Haus verkaufen. Nihal will dabei aber nicht tatenlos zusehen und setzt sich dafür ein, das Unmögliche möglich zu machen. Dabei lernt sie auch Osman (Engin Akyürek) kennen, dessen Lebenslauf das genaue Gegenteil ist. So stammt er aus einfachen Verhältnissen und hat sich bis an die Spitze gekämpft, auch dank riskanter Pläne, mit denen er ganz eigene Wege geht …

Ein Leben für den Glamour

Diesen Monat hat Netflix bereits einiges veröffentlicht, was sich an die Fans dramatischer Geschichten richtet. Wobei diese Titel zum Teil sehr unterschiedlich sind. Eher zurückhaltend sind die beiden Romanadaptionen Steve und Limpia – Schwimm zu mir. Die erstere nimmt uns mit in ein Internat, in dem verhaltensauffällige Jugendliche ein Zuhause gefunden haben, die zweite erzählt von der besonderen Freundschaft zwischen einem Kindermädchen und einer vernachlässigten Tochter aus reichem Haus. Caramelo war da schon dicker aufgetragen, wenn ein Koch Freundschaft mit einem Hund schließt, bevor er einen Schicksalsschlag erleidet. Wem das noch zu alltäglich war, kann es mit Altes Geld, neue Liebe versuchen, einer Serie aus der Türkei, bei der es sogar hochdramatisch zugeht.

Das ist für ein Publikum interessant, das eine Vorliebe für Glamour hat. Denn davon gibt es hier reichlich. Zwar sind die beiden Familien sehr unterschiedlich. Die einen haben von Generation zu Generation das Vermögen weitergegeben, weshalb es ihnen nie an etwas mangelte. Die andere musste sich das Geld tatsächlich erarbeiten. Nur sind sie jetzt eben beide Teil der High Society. Das bedeutet dann, dass wir uns in Altes Geld, neue Liebe ausschließlich in einem luxuriösen Umfeld bewegen. Zu sehen gibt es daher einiges, man darf hier in einer ganz eigenen Welt verlorengehen. Dass die Besetzung überwiegend attraktiv ist, trägt dazu bei, dass sich das alles nicht sonderlich echt anfühlt. Das hat eher etwas von einem Traum, typischer Eskapismus also.

Typischer Seifenoper

Beim Inhalt darf man sowieso nichts erwarten, das auch nur ansatzweise etwas mit der Realität zu tun hat. Man setzt hier auf die üblichen Seifenoper-Elemente, verbunden mit einer Reihe von Wendungen, weil natürlich alles ganz anders ist als gedacht. Dass dabei Klischees bedient werden, spielt keine Rolle. Die Zielgruppe wird das freuen, wenn es viele Intrigen gibt und es zu einer Art Machtkampf zwischen den beiden Hauptfiguren kommt. Der Rest muss sich diesen Edeltrash nicht unbedingt anschauen. Letzten Endes erzählt Altes Geld, neue Liebe nichts, das wirklich interessant ist. Hinzu kommen die nervigen Figuren, die es schon etwas anstrengend machen, dem Schicksal der beiden Familien weiter zu folgen.

Dabei ist die Grundidee eigentlich sogar ganz nett. Wenn Neureiche auf Altreiche treffen, gibt es einen Mix aus Gemeinsamkeiten und Unterschieden, die man sicherlich hätte herausarbeiten können. Nur hatte man kein Interesse an gesellschaftlichen Themen, größere Diskussionen gibt es keine. Stattdessen wird in Altes Geld, neue Liebe persönliches Drama in Massen ausgeschüttet. Und eben sich eine anbahnende Romanze zwischen zwei willensstarken Menschen, die genau wissen, was sie wollen. Für Zuschauer und Zuschauerinnen, die Gefallen haben an solchen Glamour-Veranstaltungen zwischen Intrige und Anziehungskraft, können natürlich reinschauen. Insgesamt handelt es sich bei dieser türkischen Serie aber um eine dieser glattpolierten Wegwerfproduktionen, die zwar viel zu erzählen, aber nichts zu sagen haben, sich ganz auf der Oberfläche ausruhen, anstatt einmal darunter zu schauen.