Love Con Revenge: Die Rache der Betrogenen

Sie gehören bekanntlich fest zum Angebot bei Netflix dazu: True-Crime-Dokumentationen. So erscheinen jeden Monat Filme und Serien, die sich mit den unterschiedlichsten vergangenen Verbrechen auseinandersetzen. Letzten Monat war da etwa Stolen: Der große Diamantenraub in Antwerpen über einen spektakulären, bis heute nicht ganz aufgeklärten Coup. Die Wahrheit über Jussie Smollett? erinnert an den Fall des gleichnamigen Schauspielers, der einen gewaltsamen Angriff auf sich selbst vortäuschte. Zuletzt ging es in Unbekannte Nummer: Der Highschool-Catfish um einen besonders schockierenden Fall, bei dem eine Jugendliche per Textnachrichten von einer anonymen Person terrorisiert wurde. Nun gibt es wieder Nachschub, auch bei Love Con Revenge: Die Rache der Betrogenen erfahren wir mehr über menschliche Abgründe.

Ein Opfer geht auf Täterjagd

Wer fleißig alles anschaut, was Netflix in diese Richtung veröffentlicht, könnte hier ein Déjà-vu-Erlebnis haben. So gibt es ein Wiedersehen mit Cecilie Fjellhøy, die in Der Tinder-Schwindler Opfer eines Liebesbetrügers wurde. Anstatt sich mit dieser Opferrolle zufriedenzugeben, nutzt sie ihre Erfahrungen nun, um anderen zu helfen, die in einer ähnlichen Situation sind. Denn betrogen wird oft, es finden sich viele Menschen, welche die Sehnsüchte und Einsamkeit anderer auszunutzen wissen. Love Con Revenge: Die Rache der Betrogenen folgt so in sechs Folgen Fjellhøy und der Privatdetektivin Brianne Joseph, wie sie mehreren Fällen folgen, dabei Trost spenden und auch den einen oder anderen Rat auf Lager haben, was zu tun ist.

Das Publikum weiß an der Stelle daher schon recht genau, was es erwartet. So erfahren hier zwar die unterschiedlichsten Menschen individuelles Leid. Grundsätzlich läuft das aber immer nach einem recht ähnlichen Prinzip. Ein Mensch lernt jemand anderen über irgendwelche Datingseiten oder Apps kennen. Man trifft sich, versteht sich gut, es funkt sofort. Nach einer Zeit des Glücks kommt das Gegenüber aber mit irgendwelchen Geschichten an, die Geldnöte nach sich ziehen. In Love Con Revenge: Die Rache der Betrogenen kann das etwas Alltägliches sein wie eine gesperrte Karte, weshalb gerade eine Rechnung nicht bezahlt werden kann. Andere sind ausgefallener und tragischer, reichen von Kriegstrauma bis zu einer schweren Krankheit.

Schockierend oberflächlich

Das Ergebnis ist aber immer dasselbe: Man gibt gern das Geld, ist es doch die große Liebe und ein Notfall. Er oder sie wird das Geld schon zurückzahlen. Erst nach einiger Zeit dämmert es den Opfern, dass da etwas nicht stimmt. Da ist es aber schon zu spät, es beginnt der mühsame Kampf um Gerechtigkeit. Und das auch nur, wenn man sich überhaupt traut aktiv zu werden, schließlich ist die Scham oft groß, derart leichtgläubig gewesen zu sein. In Love Con Revenge: Die Rache der Betrogenen geben sich die Bestohlenen zwar zerknirscht. Eine wirkliche Auseinandersetzung damit, wie das immer wieder geschehen kann, findet aber nicht statt. Dass vor allem Frauen auf Männer hereinfallen – es gibt nur einen Mann unter den Opfern –, wird angesprochen, aber nicht untersucht.

Damit hat die Serie einiges gemeinsam mit Der Tindler-Schwindler. Beide True-Crime-Dokus sind recht oberflächlich geworden. Anstatt sich mit dem Phänomen auseinanderzusetzen und vielleicht auch darüber nachzudenken, wie solche Fälle verhindert werden können, konzentriert man sich auf das Persönliche. Love Con Revenge: Die Rache der Betrogenen betont das Schockierende, mal auch das Tragische. Hauptsache ist, dass die Zuschauer und Zuschauerinnen zu Hause emotional gepackt werden. Das funktioniert grundsätzlich schon, auch wenn es natürlich berechnend ist und auf Dauer nicht sehr abwechslungsreich. Fans wird das gefallen, nennenswerte Erkenntnisse braucht aber niemand zu erhoffen.