Christopher – A Beautiful Real Life

Manchmal hat man das Gefühl, dass jeder, der es im Leben zu etwas gebracht hat, früher oder später seine eigene Dokumentation erhält. Vor allem Menschen, die im künstlerischen oder sportlichen Bereich Erfolge feiern, haben eine gute Chance, irgendwann auf diese Weise gewürdigt zu werden. Dieses Jahr gab es beispielsweise Ich will alles. Hildegard Knef, Thomas Müller – Einer wie keiner und Avicii – Ich heiße Tim, die schon im Titel verraten, wer da jeweils porträtiert wurde. Das gilt dann auch für den neuen Netflix-Film Christopher – A Beautiful Real Life. Hier ist es der gleichnamige dänische Sänger, der im Mittelpunkt steht. In seiner Heimat ist er ein Superstar, schaffte es mehrfach an die Spitze der Charts. Hierzulande war die Ausbeute bislang eher überschaubar, viele Fans dürfte er mit seiner Musik nicht gewonnen haben.

Das wahre Leben

Wobei, einen Erfolg kann er schon vorweisen. Genauer spielte er die Hauptrolle in dem ebenfalls auf Netflix veröffentlichten Musikdrama A Beautiful Life über einen einfachen Fischer, der zu einer Sensation wurde. Der Titel der Dokumentation nimmt auf den Spielfilm Bezug, ein bisschen Crossmarketing hat ja noch nie geschadet. Wobei es sich nicht allein um Namedropping handelt. Vielmehr stellt Christopher – A Beautiful Real Life die Geschichte des fiktionalen Werks der realen aus dem Leben des Dänen gegenüber. Dieses ist nach außen hin eines, das neidisch machen kann: Christopher ist nicht nur kommerziell erfolgreich, sondern auch glücklich verheiratet, hat mit ihr eine Bilderbuchfamilie gegründet. Zumindest ist es das, was man glauben könnte.

Stattdessen ist das aber alles gar nicht so einfach. Die Probleme des Protagonisten sind dabei weder finanzieller noch künstlerischer Natur. Vielmehr tut er sich schwer damit, sein Leben als Musiker und seine Familie unter einen Hut zu kriegen. Das ist ein Thema, mit dem sich viele werden identifizieren können, auch mit einem normalen Beruf. Als Sänger ist das noch etwas schwieriger. Wie soll man sich um kleine Kinder kümmern, wenn man selbst dauernd unterwegs ist, um im In- und Ausland auf der Bühne zu stehen? Christopher – A Beautiful Real Life setzt an der Stelle ein, als seine Frau das zweite Mal schwanger ist und ihm klarmacht, dass er eine Entscheidung treffen muss. Entweder er arbeitet weiter an seiner Karriere oder er bleibt mehr zu Hause, um Zeit mit seiner Familie zu verbringen. So oder so, Opfer sind damit verbunden.

Keine typische biografische Doku

Christopher – A Beautiful Real Life ist damit keine typische biografische Dokumentation über berühmte Persönlichkeiten, wie man sie sonst zu sehen bekommt. Üblicherweise arbeiten diese die Karriere ab und sparen dabei nicht mit Superlativen, eine Feel-Good-Veranstaltung sowohl für die Porträtierten als auch die Fans. Hier fehlt das. Wer den Sänger nicht kennt, erfährt überraschend wenig über sein Werk. Die entsprechenden Informationen muss man sich schon woanders zusammensuchen. Im Mittelpunkt steht eben der private Teil und die Frage, wie sich das alles unter einen Hut bekommen lässt. Das ist ungewöhnlich, interessiert sich mehr für den Menschen, weniger den Künstler.

Das heißt nicht, dass man hier keine Musik geboten bekommt. So wechseln sich die Aufnahmen mit der Familie und Interviewszenen mit Auftritten ab. Manchmal laufen Lieder auch im Hintergrund. Ob Fans das so reichen wird, bleibt abzuwarten, zumal auch der persönliche Aspekt nicht so sehr in die Tiefe geht. Auf der einen Seite ist es zwar schon irgendwie löblich, wenn der Film keine reine Heldenverehrung ist, sondern alltägliche Sorgen hinter den Kulissen zeigt – selbst wenn das hier die Luxusvariante ist. Man erfährt durch Christopher – A Beautiful Real Life aber relativ wenig, wer Christopher tatsächlich als Mensch ist, unabhängig von dieser komplizierten Doppelaufgabe. Da hätte man doch gern noch ein bisschen mehr gesehen und gehört.