Beauty and the Bester

Bei Netflix vergeht derzeit mal wieder fast keine Woche, ohne dass der Streamingdienst eine neue True-Crime-Doku ins Programm aufnimmt. Bei Love Con Revenge: Die Rache der Betrogenen folgten wir neulich zwei Frauen und den Opfern von perfiden Betrugen im Deckmantel der Liebe. Davor durften sich Fans unter anderem über Stolen: Der große Diamantenraub in Antwerpen über einen spektakulären, bis heute nicht ganz aufgeklärten Coup freuen. Schockierend war zudem der Fall von einer Schülerin, die in Unbekannte Nummer: Der Highschool-Catfish von einer unbekannten Person per Textnachricht terrorisiert wurde – vor allem, als herauskommt, wer diese Person ist. Wem ein solcher Schockfaktor gefällt, kann es auch einmal mit Beauty and the Bester versuchen, einer weiteren Doku, die an wahre Verbrechen erinnert.

Die Geschichte eines spektakulären Falls

Erzählt wird dabei die Geschichte von Thabo Bester, einem südafrikanischen Vergewaltiger und Mörder, der 2011 und 2012 seine Verbrechen begangen hat. Zumindest in seiner Heimat ist diese sehr bekannt, auch wegen einer spektakulären Entwicklung. Wer diese noch nicht kennt, sollte sich am besten auch nicht vorab informieren, weshalb die Kritik hier auch nicht weiter auf den Inhalt eingehen wird. Tatsächlich ist das hier einer dieser Fälle, die davon leben, dass man von den Enthüllungen völlig überrumpelt wird. Das Team hinter Beauty and the Bester wusste das auch und setzt das Ganze entsprechend in Szene. Man zelebriert geradezu, wie sich die Ereignisse überschlagen. Das Motto: „Ihr werdet nicht glauben, was als nächstes geschieht.“

Subtil ist die dreiteilige Dokuserie dann auch nicht, das Publikum soll mit aller Macht mitgerissen werden. Wer sich an dem oft etwas sensationslüsternen Stil solcher Produktionen stört, könnte an der Stelle seine Probleme haben. Beauty and the Bester will die Zuschauer und Zuschauerinnen primär unterhalten. Das heißt aber nicht, dass man deswegen unsauber gearbeitet hätte. Da wurden schon zahlreiche Menschen für Interviews gewonnen, die ihre Sicht auf die Dinge und damaligen Ereignisse teilen dürfen. Bester und die Promi-Ärztin Nandipha Magudumana, die eine wichtige Rolle in dem Fall spielt, sind hingegen nicht vertreten. Man versuchte im Gegenteil, die Veröffentlichung dieser Serie zu verhindern, scheiterte jedoch mit dem Anliegen.

Menschliche Abgründe

Warum man sich so sehr dagegen wehrte, ist nicht ganz klar. Schließlich erzählt Beauty and the Bester nichts Neues: Die Fakten sind seit einigen Jahren bekannt, man verzichtet hier auf größere Spekulationen oder ähnliches. Tatsächlich könnte das Teilen des Publikums daher auch zu wenig sein. Wer den Fall seinerzeit verfolgt hat, kann sich eine Sichtung der Doku eigentlich sparen, es sind lediglich Details, die man auf diese Weise noch lernen kann. Wobei diese es schon in sich haben. Gerade bei dem, was nach der Inhaftierung alles geschehen ist, reibt man sich verwundert die Augen, wie das überhaupt möglich sein soll. Es kann einem sogar ein bisschen angst und bange werden.

Und dann ist da natürlich noch die Skrupellosigkeit, mit der Bester vorgegangen ist. Das erinnert ein wenig an Angi: (K)eine perfekte Mörderin, eine weitere Netflix True-Crime-Doku. Dort geht es um eine Spanierin, die aus reiner Profitgier eine Freundin tötete und das auch noch akkurat vorbereitete. Wer sich an solchen Geschichten über die menschlichen Abgründe erfreut, kann auf jeden Fall einmal einen Blick auf Beauty and the Bester werfen. Denn davon gibt es hier reichlich, dazu eben eine Wendung, die so unglaublich ist, dass sie wie aus einem schlechten Hollywood-Film wirkt. Manchmal schreibt dann doch das Leben die kuriosesten Geschichten – und einige erschreckende gleich mit.