Trainwreck: Der Ballon-Junge

Trainwreck und kein Ende. Ursprünglich hätte man meinen können, Netflix habe die die Doku-Reihe ins Leben gerufen, um möglichst große Unglücke thematisieren zu können. Längst ist aber klar, dass der Streamingdienst kein wirkliches Konzept für diese Filme hat und mehr oder weniger wahllos zusammenwürfelt. Los ging es mit Tragödie beim Astroworld-Festival über eine tödliche Massenpanik bei einem Musikfestival. Danach lernten wir in Chaos-Bürgermeister einen völlig ungeeigneten Politik-Quereinsteiger kennen. Poop Cruise erzählte von einer Kreuzfahrt mit unhygienischem Ausgang. Der American Apparel-Kult erinnerte an eine Modemarke, die von diversen Skandalen begleitet war. Zuletzt stand in Die echte Project-X-Party eine geplante Hausparty im Mittelpunkt, die viel Zerstörung und einen Polizeieinsatz nach sich zog. Mit Der Ballon-Junge kommt der sechste Teil, weitere sind bereits angekündigt.

Und weg war er …

Erzählt wird diesmal von einem Vorfall, der sich im Herbst 2009 zugetragen hat. Dabei geht es um eine Familie, die an einem eigenen UFO bastelte, eine Art Heißluftballon. Dieses hob auch tatsächlich ab, erfüllte also seinen Zweck. Weniger geplant war, dass in diesem Moment auch der sechsjährige Sohn Falcon an Bord war, der gemeinsam mit dem Ballon abhob. Die Eltern Richard und Mayumi Heene waren verständlicherweise außer sich vor Sorge, informierten die Behörden, eine groß angelegte Such- und Rettungsaktion wurde gestartet. Trainwreck: Der Ballon-Junge klingt nach einem dieser Alltagsabenteuer, die entweder mit einer großen Tragödie oder einem Wunder enden. Tatsächlich fällt das Ende anders aus, ist zwar tatsächlich ein Anlass zum Wundern, aber nicht in der Form, wie man das erwarten würde.

Mehr sollte man darüber im Vorfeld am besten gar nicht wissen. Der Reiz dieses Dokumentarfilms liegt in den diversen Wendungen, welche die Geschichte bereithält. Das betrifft nicht nur das Schicksal des Jungen, welches sich erst später klärte. Auch zu den Hintergründen der gesamten Angelegenheit folgen nach und nach Informationen, bei denen man als Zuschauer bzw. Zuschauerin erst einmal ungläubig auf den Bildschirm starrt. Im Gegensatz zu so manchem Beitrag dieser Reihe, bei denen man nicht ganz nachvollziehen konnte, warum nun unbedingt ein Film dazu nötig war, da hat Trainwreck: Der Ballon-Junge zumindest einen Unterhaltungswert. Gesellschaftliche Relevanz sollte man davon nicht erwarten, mehr als ein kurioser Einzelfall ist das nicht. Als solcher funktioniert das aber ganz gut, die knapp 50 Minuten sind relativ schnell vorbei.

Ein Film für zwischendurch

Die Umsetzung ist dabei unauffällig. Es gibt die übliche Mischung aus Archivaufnahmen und aktuellen Interviews, die Erzählweise ist chronologisch. Man versuchte also nicht, sich irgendwie künstlerisch zu betätigen oder mehr zu machen als das Nötigste. Größere Ansprüche darf man an Trainwreck: Der Ballon-Junge also nicht haben. Insgesamt passt das aber schon ganz gut, weshalb man den Film gut zwischendurch einschieben kann. Die drängende Frage, was Netflix mit dieser Doku-Reihe eigentlich vorhat, bleibt aber unbeantwortet. Das bisherige Sammelsurium wird durch einen neuen Eintrag erweitert, ohne dass dabei das überfällige Konzept erkennbar würde.