Fred und Rose West: Eine britische Horror-Story

Und weiter geht es mit den True-Crime-Produktionen auf Netflix. Gerade erst hat der Streamingdienst Tödlich: Eine amerikanische Ehe herausgebracht, bei dem wir mehr über eine besonders tragische und brutale Geschichte erfahren, da gibt es mit Fred und Rose West: Eine britische Horror-Story bereits den nächsten Titel aus diesem Segment. Und auch dieser ist dazu geeignet, bei dem Publikum eine Reihe von Gefühlen auszulösen, ob es nun Schock, Übelkeit oder Trauer ist. Schließlich handelt die dreiteilige Serie davon, wie mehrere junge Menschen getötet wurden. Und im Gegenteil zu dem obigen Film ist die Motivation hier keine, die irgendeine Identifikationsfläche bieten würde.

Die Geschichte eines brutalen Paares

Der Titel nimmt dabei vorweg, um wen es geht. Im Mittelpunkt von Fred und Rose West: Eine britische Horror-Story stehen Frederick West und seine spätere Ehefrau Rosemary Letts, die ab den 1960ern eine Reihe von Morden begangen haben. Manches geschah separat. Beispielsweise tötete Fred seine minderjährige Freundin Anna McFall, kurz bevor diese ihr gemeinsames Kind gebar. Rose wiederum wird vermutlich Charmaine getötet haben, Freds Tochter aus erster Ehe. Andere Morde haben sie hingegen gemeinsam durchgeführt, wobei einiges davon nie ganz geklärt werden konnte, auch weil sich Fred vorher das Leben nahm und Rose die Gelegenheit nutzt, dem Verstorbenen alles in die Schuhe schieben zu wollen. Aber auch wenn einige Fragen nie ganz geklärt werden konnten, zu erzählen gibt es einiges.

Regisseur Daniel Dewsbury hat dann auch die Qual der Wahl, was er alles in die rund 50 Minuten langen Folgen quetschen sollte und was nicht. Sollte er die grausigen Details rund um die Morde ausbreiten? Den Gerichtsprozess? Wie sieht es mit den Menschen aus? Fred und Rose West: Eine britische Horror-Story versucht beispielsweise an die diversen Opfer zu erinnern und ihnen gerecht zu werden. Das ist immer ein heikler Balanceact. Auf der einen Seite ist das Ansehen gut und richtig, dass die Toten nicht im Schatten derjenigen stehen, die sie ermordet haben. Gleichzeitig wird so etwas schnell voyeuristisch, wenn das Leid der Menschen ausgeschlachtet wird. Die Würde ist in solchen Fällen schnell dahin. Hier wird es nicht ganz so schlimm, da hat es in dem Segment Übleres gegeben.

Nichts Neues

Das hat allerdings auch zur Folge, dass man gar nicht so viel über das Duo erfährt. Wer waren sie? Was hat sie zu ihren Taten veranlasst? Natürlich ist es immer schwierig, so etwas jenseits der Küchenpsychologie klären zu wollen. Aber man versucht es in Fred und Rose West: Eine britische Horror-Story auch nicht wirklich, verlässt sich stärker auf den Schockeffekt. Letzterer hat es natürlich in sich. Wer die Geschichte der beiden noch nicht kennen sollte, findet hier ein besonders abscheuliches Beispiel. Und dabei wurden eine Reihe von Details noch rausgestrichen, es handelt sich also um eine abgeschwächte Version. Aber das, was man hier erzählt bekommt, reicht auch so für Albträume.

Was der Serie jedoch fehlt, ist ein eigener Ansatz. Gerade bei einem Fall, der derart berüchtigt ist und mehrfach behandelt wurde, stellt sich die Frage, was man noch beizutragen hat. Bei Fred und Rose West: Eine britische Horror-Story fällt die Antwort ernüchternd aus. Man erfährt hier nichts Neues, bekommt keine ungekannten Einblicke. Das wird nicht alle stören, zumal man nicht mit jeder Serienmördergeschichte vertraut sein kann. Es wird also sicher Zuschauer und Zuschauerinnen geben, die hier etwas Neues lernen können. So ganz schafft es die Serie aber nicht, eine wirkliche Daseinsberechtigung herauszuarbeiten. Dafür bleibt das hier dann auch zu sehr an der Oberfläche. Von dieser kann man zwar schockiert werden, als Dokumentation wäre da aber sicher mehr drin gewesen.