
Familie Sinclair mangelt es an nichts. Zumindest Geld und Einfluss hat sie genug, dazu ein wertvolles Ansehen, über das der Patriarch Harris Sinclair (David Morse) herrscht. Er ist es, der über das Erbe und den weiteren Verlauf bestimmt, weshalb seine Töchter alles dafür tun, um in seiner Gunst zu stehen. Seine Enkelin Cadence (Emily Alyn Lind) interessiert sich dafür eher weniger. Zusammen mit Cousine Mirren (Esther McGregor) und Cousin Johnny (Joseph Zada), sowie Gat (Shubham Maheshwari), dessen Onkel mit einer der Töchter liiert ist, verbringt sie jeden Sommer auf Beechwood Island. Doch als sie 16 ist, kommt es zu einem Zwischenfall, Cadence wird ohne jede Erinnerung am Strand gefunden. Was ist nur vorgefallen? Ein Jahr später kehrt sie zu der Insel zurück, fest entschlossen, die Wahrheit herauszufinden. Doch das ist nicht so einfach, da alle anderen nur zu lügen scheinen …
Eine Familie voller Geheimnisse
Serien, die eine Mischung aus Drama und Genreelementen bieten, hatten zuletzt auf den Streamingdiensten wieder Hochkonjunktur. Auf Netflix war da etwa The Waterfront über eine dysfunktionale Familie und deren kriminellen Machenschaften. Amazon Prime Video wiederum brachte Die perfekte Schwester an den Start, begann dabei mit einem brutalen Mord, nur um im Anschluss das komplizierte Verhältnis zweier Schwestern aufzudröseln. Eben dort ist jetzt auch Solange wir lügen erschienen. Einen Mord gibt es dabei zwar nicht, aber ebenfalls ein rätselhaftes Ereignis. Offensichtlich hat sich ein Unfall ereignet, an den sich die Protagonistin aber nicht erinnern kann. Und die anderen scheinen etwas vertuschen zu wollen, die Serie trägt den Titel nicht ohne Grund.
Allerdings ist die Adaption eines 2014 veröffentlichten Romans von E. Lockhart keine reine Mysteryserie. Zwar spielt die Frage, was sich da zugetragen hat, weiterhin eine große Rolle. Immer wieder wird diese aufgegriffen, das Publikum soll schließlich miträtseln. Allerdings hat es Solange wir lügen nicht sonderlich eilig dabei, zur Lösung zu kommen. Acht Folgen umfasst die Staffel, teilweise sind diese bis zu eine Stunde lang. Und man spürt diese Laufzeit auch deutlich, zumindest wenn man die Geschichte primär des Rätsels wegen anschaut und wissen möchte, was genau Cadence da eigentlich vergessen hat und was es ist, das die anderen verstecken. An Geheimnissen mangelt es in der Serie nicht, die haben hier fast alle auf die eine oder andere Weise.
Wenig spannender Inhalt
Nur haben die nichts mit dem Hauptgeheimnis zu tun. Stattdessen erzählt Lockhart, die im wahren Leben Emily Jenkins heißt und durch Kinderbücher bekannt geworden ist, vor allem von der Familie und den diversen Streitigkeiten bzw. Schwierigkeiten. Da geht es um Affären, mangelnde Anerkennung, Eifersucht oder auch mal eine verbotene Liebe. Solange wir lügen macht dabei auch keinen Unterschied zwischen den Jugendlichen und den Erwachsenen, sie haben alle irgendwelche Macken. Das ist prinzipiell schon in Ordnung, im wahren Leben ist das auch nicht anders. Wenn einem aber nur irgendwelche Klischees einfallen, ist das nicht so wahnsinnig interessant. Die Figuren sind sowieso langweilig, da ist niemand dabei, der einem in Erinnerung bleiben müsste.
Das heißt nicht, dass alles schlecht ist. Manchmal werden ernstere Themen angesprochen wie der latente Rassismus gegenüber Gat oder auch Klassenunterschiede. Solange wir lügen zeigt den Glamour der Familie, kritisiert sie aber auch dafür. Nur bleibt das alles eher oberflächlich. Ärgerlich ist zudem das Ende, bei dem man wohl meinte, einen besonders cleveren Twist ausgedacht zu haben. Aber das ist doch eher albern. Außerdem hat die Auflösung letztendlich wenig mit den zuvor erzählten Geschichten zu tun. Trotz der ständigen Wechsel zwischen den beiden Zeitebenen, ist das Ergebnis alles andere als komplex. Wer solche Dramen mag, was offensichtlich auf einige zutrifft, kann es hiermit einmal versuchen. Die Serie ist aber weder spannend noch gehaltvoll genug, gesehen haben muss man das hier nicht.
OT: „We Were Liars“
Land: USA
Jahr: 2025
Regie: Nzingha Stewart, Julie Plec, Tara Miele, So Yong Kim, Erica Dunton
Drehbuch: Julie Plec, Carina Adly Mackenzie, Brett Matthews, Fola Goke-Pariola, Scarlett Curtis, Sid Gopinath, Aditya Joshi, Gursimran Sandhu, Allison Sanchez, Maya Vyas, E. Lockhart
Idee: Julie Plec, Carina Adly Mackenzie
Vorlage: E. Lockhart
Musik: Michael Suby
Kamera: Simon Duggan, Cary Lalonde, Sylvaine Dufaux
Besetzung: Emily Alyn Lind, Caitlin FitzGerald, Mamie Gummer, Candice King, Rahul Kohli, Shubham Maheshwari, Esther McGregor, Joseph Zada, David Morse
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