Die Stunde der Mutigen

Das ist jetzt ziemlich dumm gelaufen für den Psychoanalytiker Mariano Silverstein (Luis Gerardo Méndez). So wird er nach einem Autounfall schuldig gesprochen und soll dafür dem Polizisten Alfredo Díaz (Memo Villegas) zur Seite stehen, im Rahmen eines Gemeindediensts. Denn der hat kürzlich festgestellt, dass seine Frau ihn betrogen hat. Seither ist er ein Häufchen Elend, das nicht mehr viel auf die Reihe bekommt. Da kann ein wenig moralische Unterstützung nicht schaden. Dabei ahnt der Therapeut noch nicht, worauf er sich einlässt. Denn dadurch wird er in die verschiedensten Einsätze hineingezogen und muss dabei so manches Abenteuer überstehen, während sie einem großen Komplott auf die Schliche kommen …

Remake einer Actionkomödie

Eigentlich sollte man ja meinen, dass Netflix zum Weihnachtsfest vor allem Filme ins Programm aufnimmt, die der allgemeinen Berieselung dienen. Dieses Jahr sieht das aber alles etwas anders aus, die neuen Titel funktionieren eher als eine Art Kontrastprogramm für Menschen, die mit der Jahreszeit wenig anfangen können. Da war die Tragikomödie Jay Kelly über einen gefeierten Schauspieler, der in eine Krise rutscht, oder auch Wake Up Dead Man: A Knives Out Mystery, der dritte Teil der beliebten Krimikomödien-Reihe. Emotional geht es in der Manga-Adaption 10Dance zu, wenn sich zwei erfolgreiche Tänzer ineinander verlieben. Düster ist hingegen der Science-Fiction-Thriller The Great Flood, bei dem eine Wohnanlage durch einen fortwährenden Regensturm zunehmend unter Wasser steht. Jetzt kommt mit Die Stunde der Mutigen ein weiterer Film, der eher weniger weihnachtlich angelegt ist.

Große Stars gibt es hier nicht. Und auch die Vorlage dürften hierzulande wenige Leute kennen: Es handelt sich bei dem mexikanischen Film um ein Remake der argentinischen Actionkomödie On Probation von 2005, die in Deutschland nie erschienen ist und auch weltweit nicht unbedingt Geschichte geschrieben hat. Warum man diese noch einmal neu verfilmen musste, ist nicht ganz klar, zumindest für ein spanischsprechendes Publikum hält sich der Gewinn in Grenzen. Das heißt aber nicht, dass das Ergebnis nicht sehenswert ist. So kann man mit Die Stunde der Mutigen schon seinen Spaß haben, wenn man auf der Suche nach einem eher anspruchslosen Buddy Movie ist, mit dem man sich die Zeit vertreiben kann. Größere Ambitionen als das hatte hier niemand, weswegen man als Zuschauer bzw. Zuschauerin diese auch nicht haben sollte.

Chaotisch bis generisch

Wie die meisten Buddy Movies lebt auch dieser hier von dem Kontrast zwischen den beiden Hauptfiguren, die nur unfreiwillig Zeit miteinander vertreiben. Dass diese mit der Zeit zusammenwachsen, ist dabei ebenso obligatorisch wie die diversen chaotischen Szenen, in denen sie sich beweisen müssen. Und natürlich gibt es auch wieder eine große Bedrohung, die nur die beiden ausschalten können. Das ist immer so. Nein, originell ist die Geschichte von Die Stunde der Mutigen sicherlich nicht. Das war sie auch nicht vor zwanzig Jahren bei der Vorlage. Aber nicht jeder Film muss originell sein. Manchmal reicht es, wenn er seinen Zweck erfüllt. Und das lässt sich hier schon bejahen.

Die Actionkomödie profitiert dabei von der Spielfreude der beiden Hauptdarsteller, die sich auch nicht vor wenig schmeichelhaften Szenen fürchten, und einem insgesamt angenehm hohen Tempo. Es ist zwar nicht so, dass hier durchwegs Vollgas gegeben wird. Aber man kommt doch recht flott durch, was heutzutage im Filmbereich eine oft vergessene Kunst ist. So wahnsinnig viel bleibt nach dem Anschauen von Die Stunde der Mutigen nicht zurück, dafür ist das dann doch zu generisch. Aber es ist schon irgendwie nett, was Regisseur Ariel Winograd damit seinem Team auf die Beine gestellt hat. Zur Zerstreuung reicht das allemal – und eben auch, um das süßliche Weihnachtsallerlei zu vergessen.