Unter der schwarzen Sonne

Für Alba (Ava Baya) ist es eine große Chance, als sie eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch als Pflückerin auf einem Blumenhof erhält. Zwar weiß der Chef nichts davon, was zu anfänglichen Irritationen führt. Dennoch erhält sie die Stelle und damit die Gelegenheit, mit ihrem Sohn noch einmal von vorne anzufangen. Viel Zeit bleibt ihr aber nicht, um sich über die Zusage zu freuen, schließlich wird kurz darauf der besagte Chef ermordet. Und ausgerechnet sie zählt zu den Verdächtigen, da sie zu ihrer großen Überraschung erfährt, in dem Testament zu stehen. Aber wie kann das sein? Welche Verbindungen hat sie zu dieser wohlhabenden Familie? Und vor allem: Wer hat diesen Mord begangen?

Gefahren über Gefahren

Serien über menschliche Abgründe gab es zuletzt wieder einige bei Netflix. Da war The Survivors: Der Sturm über einen jungen Mann, der in seine alte Heimat zurückkehrt und sich dort mit seiner schmerzhaften Vergangenheit auseinandersetzen muss. The Waterfront handelt von einer dysfunktionalen Familie und deren kriminellen Machenschaften. Und auch bei Olympo schenkt man sich nichts: Erzählt wird die Geschichte junger Menschen, die in einer renommierten Sporteinrichtung von einer großen Laufbahn träumen und einander dabei das Leben zur Hölle machen. Wer diese ganzen Serien schon durch hat, kann es mit Unter der schwarzen Sonne versuchen, denn bei der französischen Produktion warten Unmengen an dunklen Geheimnissen auf ihre Entdeckung.

Eines muss man der Serie dann auch lassen: Sie fackelt nicht lange. Noch bevor wir wissen, worum es überhaupt in Unter der schwarzen Sonne geht und was denn die Geschichte der Protagonistin ist, gibt es bereits eine erste Leiche. Sicher, beim klassischen Whodunit-Krimi ist das genauso. Während es dort aber im Anschluss ruhig weitergeht, kann hier eigentlich ständig etwas passieren. So dauert es nicht lange, bis die nächste lebensgefährliche Situation ansteht und man als Zuschauer bzw. Zuschauerin keine Ahnung hat, wie einem gerade geschieht. Insgesamt ist der Bodycount zwar nicht allzu hoch, das ist hier kein Actionthriller. Aber es gelingt doch, eine Atmosphäre der Gefahr entstehen zu lassen. Man kann sich hier nie sicher sein, wer einem an den Kragen will.

Wendungsreicher Unsinn

Hinzu kommen die inhaltlichen Stolpersteine. Genauer ist das hier eine dieser Serien, bei denen man sehr viel Spaß damit hatte, irgendwelche Wendungen einzubauen. Zwar ist prinzipiell klar, dass es um das große Erbe des Anwesens geht, man weiß also ungefähr, wofür das veranstaltet wird. Das ist bei Unter der schwarzen Sonne aber auch einer der wenigen Faktoren, bei denen man behaupten kann, sie seien klar. Bis zum Schluss werden irgendwelche schmutzigen Geheimnisse aufgedeckt, entpuppen sich Figuren als andere, werden sicher geglaubte Wahrheiten auf den Kopf gestellt. Und natürlich ist am Ende sowieso alles ganz anders, da werden so manche sich überrascht die Augen reiben, wenn herauskommt, was da genau geschehen ist – und aus welchem Grund.

Ein Publikum, das viel Spaß an Wendungen hat, kann hier einmal reinschauen. Gerade Fans von Harlan Coben (In seinen Händen) könnten mit der Serie liebäugeln. Wie bei den Adaptionen des Bestseller-Autors gilt aber auch bei Unter der schwarzen Sonne: Man sollte sein Gehirn vielleicht lieber auf Standby schalten. Wer erst einmal anfängt, über diesen geballten Blödsinn und die völlig übertriebenen Geschichten nachzudenken, könnte schnell an all dem verzweifeln, zumal manche Stränge vorbei sind, noch bevor sie wirklich angefangen haben. Dann und wann fragt man sich sogar, ob das überhaupt alles ernstgemeint ist oder es sich nicht vielleicht doch um eine Satire auf Seifenopern handelt. Insgesamt hat der Mysterythriller dadurch schon unterhaltsame Passagen. Unbedingt gesehen haben muss man ihn aber kaum.