Tyler Perrys Straw Netflix Streamen online
© Chip Bergmann/Perry Well Films 2/Courtesy Netflix

Straw

Inhalt / Kritik

Seit einer Weile schon läuft es nicht mehr im Leben von Janiyah (Taraji P. Henson). So muss sie sich allein um ihre zwar sehr intelligente, aber kranke Tochter Aria (Gabrielle E. Jackson) kümmern. Das schafft sie aber kaum, es mangelt vor allem an Geld: Ihr Job in einem Lebensmittelladen bringt zu wenig ein, weshalb sie weder das Schulessen noch die Miete zahlen kann. An einem besonders schlimmen Tag kommt schließlich alles zusammen, sie droht alles zu verlieren. Und als wäre das nicht bereits katastrophal genug, gerät sie in einen Überfall und wird später verdächtigt, eine Bank überfallen zu wollen. Während sie noch versucht, bei Bank Managerin Nicole (Sherri Shepard) das Missverständnis aufzuklären, rückt bereits die Polizei an, wodurch die Situation noch weiter eskalieren kann …

Das Schicksal schwarzer Frauen

Mangelnden Schaffensdrang kann man Tyler Perry nun wirklich nicht vorwerfen, der Regisseur und Autor arbeitet ständig an neuen Titeln. Seitdem dieser mit Streamingdiensten zusammenarbeitet, kommen diese auch regelmäßig bei uns heraus. So erschien bei Amazon Prime Video der Thriller Doppelspiel über eine Anwältin, die beweisen will, dass ein Polizist aus rassistischen Gründen getötet hat. Bei Netflix kam letztes Jahr Beauty in Black heraus, wo eine hochverschuldete Stripperin und eine schwerreiche Familie in eine Krise rutschen. Nachdem sich Perry eine Zeit lang besonders im Upperclass-Segment bewegte, nimmt er sich bei dem ebenfalls auf Netflix veröffentlichten Straw mal einer Frau an, die wirklich von Paycheck to Paycheck lebt – und nicht einmal das mehr kann.

Als Thema ist das ohne Zweifel wichtig, gerade auch in den USA, wo es kaum soziale Netze gibt, die einen auffangen könnten. Perry versucht dann auch immer wieder, seinem neuesten Film eine gesellschaftliche Relevanz zu verleihen. Dabei liegt ihm wie üblich besonders das Schicksal der schwarzen Bevölkerung am Herzen. Dieses Mal geht es ihm speziell um schwarze Frauen, die es extraschwer haben. Straw ist der Wille zu einer Aussage anzumerken. Immer wieder wird das – wenig subtil – direkt in die Dialoge gepackt. Da wird dann davon gesprochen, wie schwarze Frauen ständig kämpfen müssen. Eine tatsächliche Analyse ist das aber kaum, da die behandelten Themen nie vertieft werden. Mehr als Stichpunkte sind Perry da einfach nicht eingefallen – sofern er es überhaupt versucht hat.

Konstruiert und manipulativ

Dafür hat er sich anderweitig im Drehbuch mal wieder verausgabt. Dass er ein Faible für völlig absurde Wendungen hat, ist bekannt. Diese baut er bevorzugt in seinen Thrillern ein, die mitunter so schwachsinnig werden, dass jede Seifenoper vor Neid erblassen würde. Und diesem Faible geht er dann auch in Straw nach, wenn er einen Schicksalsschlag nach dem anderen auspackt. Natürlich, es kann im Leben immer mal wieder vorkommen, dass mehrere Krisen gleichzeitig auftreten. Oft bedingen diese sich auch gegenseitig. Hier wird es aber so lächerlich, dass der gesellschaftliche Anspruch sich gleich in Luft auflöst. Wenn eine Geschichte derart konstruiert ist, dass man ihr gar nichts mehr glaubt, dann bringt es nicht viel, über die reale Welt reden zu wollen.

Das ist schade, geradezu ärgerlich, weil die wichtigen Themen auf diese Weise unnötig vergeudet werden. Zumal Perry, anders als bei vielen anderen seiner Produktionen, hier mit schauspielerischer Klasse arbeiten kann. Taraji P. Henson ist dann doch eine andere Hausnummer als der überwiegende No-Name-Cast, den man sonst in seinen Titeln findet. Zumindest an manchen Stellen macht sich das auch bezahlt. Nur nicht so sehr, wie es wünschenswert gewesen wäre, Henson kommt dann doch nicht gegen das Drehbuch an. Da das Drama zudem gnadenlos manipulativ ist, wie es bei diesem Regisseur oft der Fall ist, der Holzhammer immer in Reichweite ist, ist letztendlich auch Straw ein überflüssiger bis ärgerlicher Film geworden. Sein Publikum findet dieser sicherlich. Man darf den Film aber auch getrost ignorieren.



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Straw
fazit
„Straw“ erzählt von einer Frau in der Dauerkrise, die an einem besonders schlimmen Tag in eine Ausnahmesituation gerät. Das Thrillerdrama will unbedingt gesellschaftlich relevant sein und über die Situation schwarzer US-Amerikanerinnen sprechen. Die Geschichte ist aber so übertrieben und die Inszenierung so manipulativ, dass die gute Absicht erfolglos bleibt.
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