Die perfekte Schwester

Chloe Taylor (Jessica Biel) führt ein perfektes Leben: Sie ist vermögend, schön, gebildet, arbeitet als Chefredakteurin eines einflussreichen New Yorker Kulturmagazins. Doch die Bilderbuchidylle ist vorbei, als ihr Ehemann Adam Macintosh (Corey Stoll) brutal ermordet wird. In Verdacht gerät dabei ausgerechnet ihr Sohn Ethan (Maxwell Acee Donovan). Aber warum sollte er das tun? Diese Frage muss sich auch Nicky Macintosh (Elizabeth Banks) stellen. Diese ist nicht nur Chloes ältere Schwester, sondern auch die Ex-Frau von Adam – und die leibliche Mutter von Ethan. Und nicht nur deshalb ist das Verhältnis der beiden Schwestern schwierig. Die sehr viel weniger perfekte Nicky hat noch immer mit den Erinnerungen an ihr zerrüttetes Familienleben zu kämpfen …

Familiendrama trifft Mördersuche

Die liebe Familie: Man kann nicht mit ihr, man kann nicht ohne sie. Diese Erfahrung dürften die meisten von uns machen, wie gleichzeitig wichtig und kompliziert das sein kann. Das wiederum macht Familien zu einem dankbaren Thema für Filme und Serien, sei es nun im komödiantischen oder dramatischen Bereich. Die Amazon Prime Video Serie Die perfekte Schwester ist dabei im zweiten Bereich angesiedelt. Wobei es dabei nicht um ein reines Familiendrama handelt. Vielmehr verbindet die Adaption des Romans The Better Sister von Alafair Burke mehrere Genres, wenn wir im Laufe der acht Folgen immer tiefer in die Abgründe dieser High-Society-Familie eintauchen.

Zunächst sieht es dabei so aus, als handele es sich um einen traditionellen Whodunit-Krimi, bei dem es darum geht herauszufinden, wer ein Verbrechen begangen hat. Schließlich ist da der brutale Mord und es ist völlig offen, wer der Täter oder die Täterin ist. Die Suche nach der Wahrheit ist dann auch ein größerer Bestandteil der Geschichte, die Zuschauer und Zuschauerinnen sollen bei Die perfekte Schwester miträtseln, wer dahinterstecken könnte – und aus welchem Grund. Eine Auflösung gibt es auch tatsächlich, wobei man sich da schon recht lange gedulden muss. Zwischendurch gibt es diverse falsche Fährten und Wendungen, die einen beschäftigt halten und somit theoretisch die Spannung hochhalten. Denn da ist lange offen, was wirklich geschehen ist.

Gut gespielt mit zu viel Seifenoper

Nur wird dieser Part der Geschichte immer wieder anderweitig unterbrochen. So geht es über weite Strecken eher über die Familie an sich, die einzelnen Mitglieder wie auch die Verhältnisse untereinander. Der Mord rückt da schon mal in den Hintergrund. Teilweise ist das sehenswert, gerade auch wenn Jessica Biel und Elizabeth Banks als ungleiche Schwestern die Vergangenheit aufarbeiten müssen. Da dürfen die beiden Schauspielerinnen einmal ihr Talent beweisen. Allerdings neigt Die perfekte Schwester auch zur Seifenoper, begnügt sich mit einem überzogenen Hochglanzdrama ohne nennenswerten Inhalt. Die Serie hat nicht wirklich etwas zu der Gesellschaft zu sagen, in der sich die Figuren bewegen, setzt rein aufs Plakative.

Sein Publikum dürfte die Romanadaption dennoch finden. Auch wenn man sich etwas mehr Zielstrebigkeit und Konsequenz wünschen würde, so passiert doch zumindest genug, um einen die meiste Laufzeit über zu beschäftigen. Gerade Zuschauer und Zuschauerinnen, die den Mix aus Schick und Abgrund mögen, werden bei der US-Produktion fündig. Man sollte dabei aber keinen Thriller erwarten, auch wenn Die perfekte Schwester immer mal wieder als solcher verkauft werden soll. Dafür fehlt dann doch die Gefahr, die man damit in Verbindung bringen würde. Die Spannung besteht eher darin, welches schmutzige Geheimnis wohl als nächstes ausgepackt wird. Denn „perfekt“ ist in dieser Geschichte niemand, da mögen sie sich noch so sehr Mühe geben, sich hinter einer glattpolierten Fassade zu verstecken. Die hässliche Wahrheit kommt so oder so ans Licht.