Diva Futura
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Diva Futura

Diva Futura
„Diva Futura“ // Deutschland-Start: 26. Juni 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

1983 gründet Riccardo Schicchi (Pietro Castellitto) gemeinsam mit Ilona Staller (Lidija Kordic), besser bekannt als „Cicciolina“, in Italien die erste Agentur für Pornographie: Diva Futura. Anfangs konzentriert sich die Agentur noch auf freizügige Fotos, doch schon bald folgen erste Pornofilme. Das Unternehmen wächst schnell, und so stößt auch Debora Attanasio (Barbara Ronchi) als Sekretärin zum Team. In Ausschnitten verfolgt der Film den Aufstieg von Diva Futura, während Ilona Staller bald schon von Moana Pozzi (Denise Capezza) als Star der Agentur ergänzt wird. Beide Frauen üben zunehmend Einfluss auf die italienische Gesellschaft aus. Auch privat läuft es für Riccardo bestens: Er verliebt sich in Éva Henger (Tesa Litvan), die er für Diva Futura castet, jedoch von Auftritten in seinen Filmen fernhalten möchte. Mitte der 1990er-Jahre scheint Riccardo auf dem Höhepunkt seines Erfolgs zu sein – beruflich wie privat. Doch die immer skrupelloser werdende Pornoindustrie und der Druck des italienischen Staates fordern ihren Tribut. Langsam beginnt Riccardos Abstieg…

Porno zwischen Kunst und Kommerz

Diva Futura ist nach Settembre, für den Giulia Louise Steigerwalt die wichtigsten italienischen Filmpreise in der Kategorie Nachwuchsregie gewann, der zweite Spielfilm der Regisseurin. Er basiert auf den 2013 in Italien veröffentlichten Erinnerungen von Debora Attanasio, die mittlerweile als Journalistin arbeitet, und lief im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele Venedig 2024. Steigerwalt zeichnet darin ein vielschichtiges, wenn auch nicht immer überzeugendes Bild der italienischen Pornoindustrie in den letzten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts.

Zwar gelingen dem Film einige interessante Momente, in denen der Versuch der damaligen Protagonisten um Schicchi, Pornografie als künstlerische Form und als gesellschaftliche Befreiung darzustellen, deutlich wird. Doch gleichzeitig wird Riccardo Schicchi selbst zu sehr verklärt, fast überhöht – als eine Art verträumter Künstler, der sich plötzlich in einer Welt wiederfindet, die sich immer mehr gegen ihn stellt. Dabei bleibt der Film insgesamt eher oberflächlich, selbst in den Szenen, in denen er in die Tiefe gehen möchte. Stattdessen dominieren melodramatische Elemente und ein Gefühl von Seifenoper, das das Biopic mitunter ins Wanken bringt.

Dabei verliert Diva Futura gerade in der zweiten Hälfte zunehmend an erzählerischer Stringenz. Während der erste Teil, der den Aufstieg von Schicchi und Diva Futura beschreibt, noch gut funktioniert, zerfasert die Erzählung später mehr und mehr. Zahlreiche Zeitsprünge lassen den Erzählfluss brüchig erscheinen und erschweren es, der Entwicklung der Figuren und der Handlung zu folgen. Riccardo Schicchis Wandlung von einem Visionär zu einem Getriebenen wird dabei nur unzureichend herausgearbeitet – nicht zuletzt auch, weil Pietro Castellittos Spiel in den entscheidenden Momenten zu blass bleibt, sodass die die Tragik dieser Figur nicht transportiert wird.

Authentizität und Zeitkolorit

Dafür überzeugt Diva Futura auf der visuellen Ebene. Das detailreiche und authentische Setdesign fängt das Italien der 1980er- und 1990er-Jahre präzise ein und vermittelt ein atmosphärisches Bild dieser Zeit. Auch die Musikauswahl (u.a. Words von F.R. David und Live Is Life von Opus) und die sorgfältige Kameraarbeit tragen dazu bei, dass Diva Futura als Sittenbild einer sich verändernden Gesellschaft durchaus funktioniert. Zudem ist die Besetzung der Darstellerinnen der bekannten Pornostars – Denise Capezza als Moana Pozzi, Lidija Kordic als Ilona Staller und Tesa Litvan als Éva Henger – bemerkenswert gelungen, vor allem was die optische Ähnlichkeit angeht. Diese sorgfältige Auswahl verleiht dem Film eine zusätzliche Authentizität, die er im Kern jedoch nur bedingt nutzt.

Interessanterweise wirkt Diva Futura in vielen Momenten eher wie ein Familiendrama denn wie ein klassisches Biopic. Die enge Gemeinschaft um Schicchi, die Konflikte innerhalb seiner Produktionsgesellschaft und seine Beziehung zu Éva Henger stehen oft stärker im Vordergrund als die eigentliche Geschichte des Pornoimperiums. Das verleiht dem Film stellenweise zwar eine eigene emotionale Note, trägt aber auch dazu bei, dass man nie so recht weiß, was Diva Futura eigentlich erzählen möchte. Letztlich ist es wohl genau diese Unentschlossenheit, die den Film in der Summe etwas beliebig wirken lässt – trotz seines beachtlichen Aufwandes in Ausstattung und Darstellung.

Credits

OT: „Diva Futura“
Land: Italien
Jahr: 2024
Regie: Giulia Louise Steigerwalt
Drehbuch: Giulia Louise Steigerwalt
Musik: Michele Braga
Kamera: Vladan Radović
Besetzung: Pietro Castellito, Barbara Rochi, Denise Capezza, Tesa Litvan, Lidija Kordic, Davide Iachini, Marco Iermanò

Bilder

Trailer

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Diva Futura
fazit
„Diva Futura“ überzeugt mit eindrucksvoller Ausstattung und gelungenem Zeitkolorit, bleibt aber inhaltlich oberflächlich und zerfasert. Trotz sehenswerter Momente verpasst der Film es, eine klare Linie zu finden, und wirkt letztlich wie ein unentschlossenes Drama mit biografischen Versatzstücken.
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