Aquaman
© Warner Bros.

Aquaman

Aquaman
„Aquaman“ // Deutschland-Start: 20. Dezember 2018 (Kino) // 9. Mai 2019 (DVD/Blu-ray/3D Blu-ray)

Von klein auf lebte Arthur Curry alias Aquaman (Jason Momoa) zwischen zwei Welten – dem Land, wo sein menschlicher Vater Tom Curry (Temuera Morrison) als Leuchtturmhüter arbeitet, und dem Wasser, aus dem seine Mutter Atlanna (Nicole Kidman) stammt, die Königin von Atlantis. Und genau diese beiden Welten bereiten sich auf einen verheerenden Krieg vor. Ausgerechnet Aquamans Halbbruder Orm (Patrick Wilson) will die sieben Unterwasserreiche einen, um gemeinsam die Menschen anzugreifen und diese für die Zerstörung der Natur zu bestrafen. Nun liegt es an Aquaman, gemeinsam mit der Prinzessin Mera (Amber Heard) einen mächtigen Dreizack zu finden und die Katastrophe zu verhindern.

Und der nächste Versuch. Dass der Wunsch, ein Kinouniversum rund um die DC Comics Helden aufzubauen, das mit dem der Marvel-Kollegen konkurrieren kann, bislang nicht so wirklich in Erfüllung ging, das ist kein Geheimnis. Zwar erscheinen jedes Jahr weitere Filme, die nächsten sind längst angekündigt. Aber bis heute gibt es kein durchgängiges Konzept, wie das eigentlich funktionieren soll. Nicht nur, dass man im Schnellverfahren alle Figuren etablieren will und dabei ganz gerne mal ein paar Zwischenschritte übersprungen werden. Auch der Tonfall ist konsequent inkonsequent. Startete Zack Snyder mit Man of Steel noch eine betont düstere Interpretation der klassischen Vorlage, wird jetzt immer wieder rüber zu Marvel geschielt, gerade auch in Hinblick auf den Humor. Das fiel besonders bei Justice League auf, das sich nun gar nicht mehr entscheiden wollte, welchen der beiden Wege er nun verfolgen soll.

… und wie wäre es hiermit?
Und auch bei Aquaman, das nach dem letztjährigen Gipfeltreffen den Unterwasserhelden als Solokraft etablieren soll, findet sich die Tendenz, einfach mal alles zusammenwerfen zu wollen. Ganz einig war man sich hinter den Kulissen wohl nicht, ob man denn nun ein ganz klassisches Abenteuer drehen wollte, lieber mehr Comedy macht, sich in großes Pathos stürzt, etwa bei der verbotenen Liebe zwischen Menschen und Atlantisbewohnern, oder doch ein bisschen Horror. Schließlich führte James Wan Regie, der mit Titeln wie Saw, Insidious und Conjuring – Die Heimsuchung dieses Genre in den letzten Jahren prägte wie kaum ein anderer. Wenn er dann ganze Horden von Unterwassermonstern in den Kampf schickt, dann fühlt sich der 41-jährige Filmemacher auch sichtlich in seinem Element.

Allerdings ist es ein Element, das ein wenig getrübt ist. Schon die Computereffekte sind von einer auffallend großen Diskrepanz. Während manches fantastisch aussieht, gerade die Vielfalt der Kreaturen, die in den Tiefen unterwegs ist, ist anderes recht billig. Besonders die Actionszenen enttäuschen, da ihnen – wie bei so vielen Comicfilmen – eine entsprechende Wucht und Physis fehlt. Zu deutlich ist da immer zu sehen, dass die Rechner die Arbeit machen, manchmal auch ein bisschen mit Drahtseilen gearbeitet wird. Der Mix aus gewollter Künstlichkeit und anvisiertem Realismus, er überzeugt nicht so recht.

Keine Zeit, müssen gleich weiter
Richtig schade ist jedoch, wie wenig Zeit für die Etablierung der Welt reserviert wird. Die einzelnen Unterwasserreiche bekommen gar nicht die Gelegenheit, sich als solche zu etablieren. Dass die sich sehr unterschiedlich entwickelt haben, wird zwar zu Beginn verraten. Mehr als eine Zwischensequenz war dafür aber nicht drin. Der Rest bleibt Behauptung, ein bloßer Vorwand, um später eine Massenschlacht einbauen zu dürfen. Die macht dafür auch einiges her, zeigt wie viel Potenzial eine reine Unterwasserwelt haben kann, wenn das Monströse auf das Kuriose trifft, Alltag auf Albtraum.

Der Rest des Films ist irgendwie sehr viel weniger erwähnenswert. Die Geschichte um einen Aufstand des Meeres gegen das Land strotzt vor Klischees, nutzt auch – abgesehen von einer Sequenz – den Kontrast gar nicht aus. Und bei den Figuren wurde ohnehin keine Arbeit investiert. Auch wenn mal wieder eine Reihe prominenter und talentierter Schauspieler versammelt wurde, selbst Willem Dafoe, Patrick Wilson und Nicole Kidman finden keinen Weg, um aus der Vorlage interessante Charaktere zu machen. Immerhin macht Jason Momoa seine Sache ordentlich, bringt tatsächlich das Bärbeißige und Humor zusammen, ist hier noch mal eine Spur charismatischer als in seinem Debüt in Justice League. Das macht insgesamt genügend Spaß, um sich etwas weiter oben in der DC Comicverfilmung anzusiedeln. Und wer gern genügsames Spektakel sieht, schaut ohnehin rein. Mehr als das ist Aquaman dann aber doch nicht.



(Anzeige)

Business as usual in der Comicheldenwelt. Der Schauplatz von „Aquaman“ ist natürlich ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Der Film nutzt das aber nur manchmal, beschäftigt sich insgesamt zu wenig mit der Etablierung der Unterwasserreiche und ihrer Bewohner. Stattdessen ist die Geschichte um einen Kampf zwischen Meer und Land ein recht gewöhnliches, manchmal auch unentschlossenes Abenteuer mit einem gut aufgelegten Hauptdarsteller.
6
von 10