Das Schicksal ist ein mieser Verräter The Faul in Our Stars
© 20th Century Fox

Das Schicksal ist ein mieser Verräter

Kritik

Das Schicksal ist ein mieser Verräter The Faul in Our Stars
„Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ // Deutschland-Start: 12. Juni 2014 (Kino) // 8. Januar 2015 (DVD/Blu-ray)

Hazel Lancaster (Shailene Woodley) ist zwar erst 16 Jahre alt. Und doch sind ihre Tage schon seit einer ganzen Weile gezählt: Die Jugendliche leidet an Schilddrüsenkrebs, der in ihre Lunge übergegangen ist und sie dazu zwingt, immer einen Sauerstofftank zum Atmen dabei zu haben. Auf Druck ihrer Mutter Frannie (Laura Dern), die davon überzeugt ist, dass ihre Tochter an Depressionen leidet, erklärt sie sich dazu bereit, an einer Gruppentherapie für krebskranke Jugendliche teilzunehmen. Dabei lernt sie Augustus Waters (Ansel Elgort) kennen, für den sie schnell Gefühle entwickelt und mit dem sie sich unter anderem über Bücher austauscht. Und so fassen die beiden den Beschluss, gemeinsam nach Amsterdam zu fahren, um dort Peter Van Houten (Willem Dafoe) zu treffen, den zurückgezogen lebenden Autor von Hazels Lieblingsbuch …

Das Geschäft mit dem Leid

In den letzten Jahren hat es eine Vielzahl von Filmen gegeben, in denen todkranke Jugendliche die Hauptrolle spielen, beispielsweise Drei Schritte zu dir oder auch Gott, du kannst ein Arsch sein!. So manch einer davon dürfte dabei von Das Schicksal ist ein mieser Verräter inspiriert sein, genauer von dessen überwältigenden Erfolg. Schon der 2012 veröffentlichte, zugrundeliegende Roman von John Green war weltweit ein Bestseller. Die zwei Jahre später nachgeschobene Verfilmung stand dem nicht nach: Bei einem Budget von rund 10 Millionen Dollar spielte das Drama das rund 30-Fache wieder ein, sorgte damit nicht nur beim Publikum für glänzende Augen, sondern auch bei den Studiobossen.

Auch wenn der Ausmaß des Erfolges überraschte, so ist es doch nicht schwer zu erkennen, was die Leute an dem Drama fanden. Zum einen ist das Thema selbst immer wieder ein dankbares. Geschichten über sterbende Menschen bringen quasi automatisch eine gewisse Emotionalität mit sich. Ganz besonders schlimm ist es aber, wenn es sich dabei um junge Menschen handelt, denen bereits das Leben genommen wird, noch bevor sie es haben irgendwie auskosten können. Das ist immer tragisch, unabhängig von der konkreten Situation, geht einem unweigerlich nahe. Dabei spielt es noch nicht einmal eine Rolle, in welchem Alter man selbst beim Zusehen ist. Der meist damit verbundene Coming-of-Age-Anteil sorgt für so viel Universalität, dass sich praktisch jeder irgendwo darin wiederfinden kann.

Das Schicksal ist ein mieser Verräter gelingt es dabei über weite Strecken gut, das Alltägliche und das Besondere in einer Balance zu halten. Darin liegt auch eine besondere Kraft, wenn Hazel und Augustus immer wieder Situationen erleben, die einen für einen kurzen Moment vergessen lassen, dass den beiden nicht viel Zeit bleibt. Wenn sie sich über ihre Lieblingsbücher unterhalten oder schon beim Gedanken an den jeweils anderen ein Kribbeln in sich spüren, dann steht das regulären Teenieromanzen nicht nach. Diese Szenen fühlen sich so echt an, dass es schwierig ist, nicht irgendwie ihrem Zauber zu erliegen, sich mit diesen beiden jungen Menschen zu freuen – und mit ihnen zu leiden.

Ein umwerfendes Duo

Das liegt natürlich auch an dem jungen Schauspielduo. Vor allem Shailene Woodley (The Spectacular Now – Perfekt ist Jetzt) gefällt als kampfeslustige Jugendliche, die sich nicht von ihrer Krankheit definieren lassen will, dabei mal aufmüpfig, dann wieder verletzlich auftritt. Die Figur von Ansel Elgort (Baby Driver) ist nicht ganz so variantenreich, versteckt sich etwas zu oft hinter flotten Sprüchen und Humor. Dennoch, das Zusammenspiel funktioniert, die Chemie zwischen beiden ist spürbar. Je weiter Das Schicksal ist ein mieser Verräter voranschreitet, umso weniger verlässt sich Regisseur Josh Boone jedoch darauf. Der Alltag wird zunehmend von dem nahenden Krebstod verschluckt, jeder Moment wird nun ausgekostet, weil es der letzte sein könnte.

Das ist einerseits nachvollziehbar, schließlich sollen solche Filme nicht einfach nur abbilden, sondern auch etwas aussagen. Gleichzeitig geht Boone aber das Gespür für Balance verloren, es interessiert ihn vielleicht auch nicht mehr. Da wird auf einmal jedes Wort auf die Waagschale gelegt, an den Sätzen herumgefeilt, bis keine Ecke mehr herausragt, nichts das geschieht oder gesagt wird, darf nun ohne Bedeutung sein. Von der Authentizität, die in der ersten Hälfte zu spüren war, bleibt da nicht mehr viel übrig. Hinzu kommen die üblichen Manipulationen, etwa durch die dramatische Musik. Schließlich soll niemand im Publikum an den entscheidenden Stellen den Einsatz verpassen, wann es zu weinen gilt. Darauf kann man sich einlassen und sich ganz den Gefühlen hingeben, dem Schmerz über die Ungerechtigkeit, dass diese junge Liebe nicht sein darf. Aber es ist dann eben doch die Hollywood-Variante des Leids: glatt, schön und tröstlich, zu perfekt, um wahr zu sein.

Credits

OT: „The Fault in Our Stars“
Land: USA
Jahr: 2014
Regie: Josh Boone
Drehbuch: Scott Neustadter, Michael H. Weber
Vorlage: John Green
Musik: Mike Mogis, Nathaniel Walcott
Kamera: Ben Richardson
Besetzung: Shailene Woodley, Ansel Elgort, Laura Dern, Sam Trammell, Nat Wolff, Willem Dafoe

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„Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ erzählt von zwei todkranken Jugendlichen, die sich ineinander verlieben und die ihnen verbleibende Zeit noch nutzen wollen. Das gefällt vor allem in der ersten Hälfte, wenn der Film die Balance aus Alltag und Besonderheit hält, aus Schönem und Tragischem. In der zweiten Hälfte verlagert sich der Film aber zu sehr auf glattes, bedeutungsschwangeres Hollywood-Drama mit den üblichen Manipulationen, was weder dem tollen Duo noch dem Anspruch auf Authentizität gerecht wird.
6
von 10