Tatort: Fürchte dich
© HR/Benjamin Dernbecher

Tatort: Fürchte dich

Inhalt / Kritik

Tatort fürchte dich
„Tatort: Fürchte dich“ // Deutschland-Start: 29. Oktober 2021 (Das Erste)

Hauptkommissar Paul Brix (Wolfram Koch) und seine Vermieterin Fanny (Zazie de Paris) staunen nicht schlecht, als plötzlich ein Wildfremder (Axel Werner) im Haus steht. Mehr noch als dessen Anwesenheit schockiert sie aber, dass er im Begriff ist, dieses Haus anzuzünden. Nur ein plötzlicher Schwächeanfall hindert ihn letztendlich daran. Als sich Brix danach auf dem Dachboden umsieht, entdeckt er dort das Skelett eines Kindes, welches offensichtlich seit langer Zeit dort versteckt war. Während sich Hauptkommissarin Anna Janneke (Margarita Broich) um die aufgelöste Fanny kümmert, die sich zunehmend eigenartig verhält, begibt sich Brix zusammen mit Merle (Luise Befort), der Enkeltochter des Eindringlings, auf Spurensuche. Dabei stellt er zu seiner großen Überraschung fest, dass sein Haus eine tragische Vorgeschichte hat …

Zwischen Horror und Krimi

Auch wenn der Tatort wie kaum eine andere TV-Institution für den gemütlichen Krimi zum Abendausklang steht, so hat die Reihe im Laufe der Jahre doch mit den unterschiedlichsten Genres experimentiert. Die Münster-Ausgabe ist bekannt für ihren Humor. Einige Geschichten sind so tragisch, dass die Filme mehr Drama als Krimi sind. Und natürlich ist der Thriller nie besonders weit entfernt, quasi der nächste Verwandte. Mit Fürchte dich ging man aber noch einen ganzen Schritt weiter, indem auf einmal mit dem Horror-Genre geliebäugelt wird. Das war naturgemäß für viele nicht einfach zu schlucken, die sich auf einen herkömmlichen Rätselabend gefreut hatten. Die Kritiken waren 2017 eher verhalten, es waren auch ein paar richtig üble Verrisse dabei.

Dabei haben Krimi und Horror durchaus Gemeinsamkeiten, selbst wenn diese in Filmen relativ selten herausgearbeitet werden. Beide Genres sind oft auf die Vergangenheit ausgerichtet, in der irgendetwas Schlimmes geschehen ist. Vor allem das Haunted House Subgenre basiert gern darauf, dass jemand durch ein begangenes Unrecht auch über den Tod hinaus an einen Ort gebunden ist. Dieses Unrecht muss in beiden Genres mittels längerer Recherchen erkannt und meist auch in irgendeiner Form gesühnt werden. Bei Tatort: Fürchte dich ist das nicht anders. Inhaltlich ist man dabei dem Krimi aber schon noch näher: Die Geschichte beginnt mit dem Fund einer Leiche, deren Tod rekonstruiert werden muss. Das geht mit der üblichen Spurensuche einher, etwa durch die Befragung von Leuten, die etwas zu der Sache sagen können – wenngleich nicht immer wollen.

Teil atmosphärisch, teils übertrieben

Ungewöhnlich ist beim 1033. Teil der ARD-Reihe aber das Drumherum. Regisseur und Co-Autor Andy Fetscher (Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution, Urban Explorer) reichert das Ganze tatsächlich mit Horror-Szenen an, bei denen die Genregrenze weit überschritten wird. Das geschieht anfangs rein inszenatorisch, wenn Fetscher mit zahlreichen Verfremdungen arbeitet und dadurch eine stark surreale Atmosphäre erzeugt. Später wird es aber auch inhaltlich aufgegriffen. Nicht nur dass das Haus unter dem Verdacht steht, dass es darin spukt. Es kommen tatsächlich übernatürliche Elemente hinzu. Das betrifft dann vor allem die Figur der Fanny, die in Tatort: Fürchte dich zunehmend entrückt wirkt. Oder ist sie verrückt? Wie bei dem Genre üblich weiß man bei so mancher Erscheinung nicht, ob sie nun irdischen oder spirituellen Ursprungs ist.

Das ist als Idee interessant. Bei einer Reihe, die mehrere Dutzend neue Teile jedes Jahr produziert, ist ein kleines Experiment zwischendurch auch nicht verkehrt. Die konkrete Umsetzung lässt jedoch schon ein wenig zu wünschen übrig. Streckenweise ist Tatort: Fürchte dich durchaus atmosphärisch. An manchen Stellen aber auch schon wieder so überzogen, dass es unfreiwillig komisch wird. Und auch der Fall an sich ist schon sehr konstruiert, weshalb das am Ende alles irgendwie unbefriedigend bleibt. Die verheerenden Kritiken waren seinerzeit sicherlich nicht ganz gerechtfertigt, dafür war einiges dann doch zu stimmungsvoll umgesetzt. Mehr als eine Kuriosität ist die Halloween-Ausgabe des Dauerbrenners aber nicht.

Credits

OT: „Tatort: Fürchte dich“
Land: Deutschland
Jahr: 2017
Regie: Andy Fetscher
Drehbuch: Christian Mackrodt, Andy Fetscher
Musik: Steven Schwalbe, Tobias Wagner
Kamera: Benjamin Dernbecher
Besetzung: Margarita Broich, Wolfram Koch, Zazie de Paris, Luise Befort, Hans Uwe Bauer, Axel Werner, Gudrun Ritter

Bilder

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„Tatort: Fürchte dich“ ist inhaltlich zwar prinzipiell ein klassischer Krimi, kombiniert dies aber mit zahlreichen Horror-Elementen. Die Idee ist dabei interessanter als das Ergebnis. Stellenweise ist das inszenatorisch schon geglückt, stellenweise aber auch überzogen. Und auch der Fall an sich ist nicht so toll.
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