Nobodys Fool
© Paramount Pictures

Nobody’s Fool

Nobodys Fool
„Nobody’s Fool“ // Deutschland-Start: 21. Februar 2019 (Kino)

Es läuft gerade richtig gut im Leben von Danica (Tika Sumpter). So wurde ihr in einem Marketingunternehmen ein wichtiges Projekt anvertraut. Und auch privat scheint sie ihr Glück gefunden zu haben: Charlie. Den hat sie zwar noch nie im wahren Leben getroffen, ihre Online-Beziehung ist aber so intensiv, dass demnächst schon die Hochzeitsglocken läuten sollen. Da platzt auf einmal ihre Schwester Tanya (Tiffany Haddish) in ihr Leben: Frisch aus dem Knast entlassen, nistet sie sich bei Danica ein und will sich auch in ihr Liebesleben einbringen. Denn eigentlich würde ja Frank (Omari Hardwick), in dessen Café sie arbeitet, sehr viel besser zu ihrer Schwester passen, zumal sie fest davon überzeugt ist, dass dieser Charlie ein Schwindler ist.

Tyler wer? Hierzulande dürften nur wenige den US-amerikanischen Filmemacher, Bühnenautor und Schauspieler Tyler Perry kennen. In seiner Heimat sorgt er jedoch regelmäßig für volle Kinosäle, allein die von ihm erfundene und verkörperte Figur der älteren Dame Madea brachte es inzwischen auf zehn Kinoauftritte. Böse Zungen behaupten ja, dass der Erfolg von Perry allein darauf beruht, dass er konsequent auf ein oft missachtetes Zielpublikum setzt: Schwarze. Die Qualität seiner Werke ist Nebensache, Hauptsache sämtliche relevanten Rollen wurden von Schwarzen besetzt. Dass das hierzulande als Verkaufsargument nicht unbedingt zieht, liegt auf der Hand, weshalb Perrys Filme auch erst gar nicht bei uns veröffentlicht wurden. Bislang.

Will das wirklich jemand sehen?
Weshalb nun ausgerechnet Nobody’s Fool für einen Release ausgewählt wurde, ist dabei nicht wirklich ersichtlich. An den US-Kassen enttäuschte die Komödie eher. Es mangelt auch an der nötigen Starpower, um in Deutschland Aufmerksamkeit erlangen zu können, lediglich unter den Nebenfiguren tummeln sich bekanntere Darsteller (Whoopi Goldberg, Chris Rock). Qualitativ lässt sich hier ohnehin nichts finden, was eine Veröffentlichung rechtfertigen würde, schon einmal gar nicht im Kino. Wer nicht gerade süchtig ist nach Liebeskomödien und unbedingt eine neue sehen muss, der kann sich das hier sparen.

Dabei ist Nobody’s Fool noch nicht einmal der absolute Bodensatz, als der er von manchen verschrien wird. Der Film ist nur völlig überflüssig. Eine Liebeskomödie sollte im Idealfall sowohl etwas für das Zwerchfell wie auch fürs Herz bieten, uns abwechselnd zum Lachen und zum Träumen bringen. Wenn es hier jedoch Gründe zum Lachen gibt, dann sind die meistens unfreiwilliger Natur. Anlässe zum Mitfühlen gibt es ohnehin keine, dafür sind die Figuren zu langweilig und zu farblos. Sie sind nicht einmal sonderlich sympathisch.

Kenn ich nicht, mag ich nicht
Warum das Publikum beispielsweise auch nur irgendein Interesse an Danica haben sollte, das wird nie wirklich klar. Ecken und Kanten wurden konsequent ausgebügelt, ihre Charakterzüge sind ebenso glatt wie ihre Frisur. Schlechte Erfahrungen mit vorherigen Beziehungen sind das einzige, was Perry über sie verrät. Der Film bleibt dabei aber so vage, dass das nicht als emotionales Fundament reicht. Die Chance, etwas über unser Online-Verhalten und unrealistische Erwartungen zu sagen, die lässt Nobody’s Fool ohnehin ungenutzt verstreichen. Stattdessen gibt es Kitsch aus der Konserve, darunter ein unsägliches Finale, das alleine schon ausreicht, um jeglichen Glauben an die Liebe zu verlieren.

Beim Humor sieht es nicht besser aus. Dieses Mal versucht sich Perry an einer „erwachsenen“ Komödie, die in den USA dann auch ein R-Rating enthielt – Kinder und Jugendliche unter 17 müssen von einem Erwachsenen begleitet werden. Das Rating kommt jedoch in erster Linie durch das ständige Fluchen von Tanya und einige sehr willkürlich eingebaute Sexszenen zusammen. Nicht weil hier etwas wäre, das ein tatsächlich ausgebildetes Gehirn erfordern würde. Gut ist das alles natürlich nicht. Wer sich aber durch die derben Komödien quälen musste, die Netflix gerne zwischendurch veröffentlicht, der muss sich hierüber nicht mehr sonderlich ärgern. Geht also noch viel schlimmer. Und zumindest Goldbergs Auftritte als dauerbekiffte Mutter der beiden Schwestern ringt einem manchmal ein Schmunzeln ab. Das reicht dann zwar nicht aus, um das hier tatsächlich sehenswert zu machen, ein Kinoerfolg ist sowieso unwahrscheinlich. Aber es gibt immerhin keine dauerhaften Schäden.



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Mit „Nobody’s Fool“ kommt doch tatsächlich mal ein Film von Tyler Perry nach Deutschland – auch wenn keiner weiß warum. Die Liebeskomödie um zwei Schwestern ist weder romantisch noch witzig, sondern letztendlich überflüssiges Konservenfutter, das zu langweilig ist, als dass man sich wirklich darüber ärgern müsste.
4
von 10