Alma und Oskar
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Alma und Oskar
„Alma & Oskar“ // Deutschland-Start: 6. Juli 2023 (Kino) // 23. November 2023 (DVD)

Inhalt / Kritik

Schon länger war die Ehe zwischen dem berühmten Komponisten Gustav Mahler (Marcello De Nardo) und seiner deutlich jüngeren Frau Alma (Emily Cox) zerrüttet. Diese trifft sich lieber mit ihrem Liebhaber, als weiterhin im Käfig der Ehe gefangen zu sein. Als Gustav stirbt, ist sie jedoch eine gemachte Frau, kann sich leisten, was sie will. Und was sie will, das ist Oskar Kokoschka (Valentin Postlmayr), der immer wieder mit seinen expressionistischen Gemälden verstört und die Wiener Kunstszene Anfang des 20. Jahrhunderts durcheinanderwirbelt. Schon früh herrscht eine starke Anziehungskraft zwischen den beiden. Glücklich sind sie aber kaum zusammen, immer wieder taumelt ihre Beziehung in schwere Krisen …

Die Geschichte der verkannten Witwe

Selbst wer nicht viel für klassische Musik übrig hat, dürfte den Namen Gustav Mahler kennen. Als Komponist und Dirigent hat er die Spätromantik entscheidend mitgeprägt. Seine Frau Alma ist hingegen in erster Linie durch ihre Männerbeziehungen in die Geschichte eingegangen. Neben Mahler war da der Architekt Walter Gropius sowie der Dichter Franz Werfel, und eben der Maler Oskar Kokoschka, der zweiten Hauptfigur in Alma & Oskar. Dabei umgab sie sich nicht nur mit Künstlern, sei es im Bett oder als Gastgeberin künstlerischer Salons. Sie hatte auch selbst den Anspruch, künstlerisch tätig zu sein. Genauer wollte sie wie Gustav komponieren, kam damit aber nicht sehr weit. Ob dies nun an einem mangelnden Talent lag oder daran, dass zu ihrer Zeit die hohen Künste nun einmal Männersache waren, hätte ein spannendes Thema sein können. Ähnlich zu Chevalier – The Untold Story über einen Komponisten, der seiner dunklen Hautfarbe wegen diskriminiert wurde, wurde Alma auf ihr Geschlecht reduziert.

Dann und wann spricht der Film das Thema an, bleibt aber bei Floskeln stehen. Vielmehr scheint sich der Regisseur und Co-Autor Dieter Berner für die Männergeschichten der Lebefrau zu interessieren. Dabei steht, der Titel kündigt es an, die Beziehung zu Oskar im Mittelpunkt. Einfach ist diese nicht. So beschreibt der Filmemacher seine Protagonistin als einen Menschen, der sich nimmt, was er will. Gegenüber Oskar hat sie Besitzansprüche, will ihn mit niemandem teilen, will sich aber auch nicht auf ihn festlegen. Er teilt diese Eifersucht, verhält sich dabei auch wie ein kleines Kind, das schon einmal einen Tobsuchtsanfall bekommt. Das Ziel ist klar, Alma & Oskar will das Ganze als eine Amour Fou etablieren. Das Ergebnis ist jedoch eher bescheuert als wirklich verrückt. Man hat hier das Gefühl, es mit einem Teenie-Drama zu tun zu haben, bei dem schon die kleinste Krise zum Weltuntergang hochstilisiert wird.

Oberflächlich mit unfreiwilliger Komik

Natürlich dürfen Liebende auch lächerlich sein. Wenn es ums Herz geht, hat das Hirn nun einmal des Öfteren Sendepause. Nur bleibt Alma & Oskar einen Grund schuldig, warum man sich für diesen Kindergarten interessieren sollte. Die beiden Figuren sind nicht nur unsympathisch. Sie sind auch schrecklich langweilig. Zu schreien und Dinge durch die Gegend zu werfen, ist ein bisschen wenig, um Leidenschaft ausdrücken zu wollen. Als es anfangs noch um Oskars Kunstverständnis geht, ist dieser durchaus interessant. Später spielt dieses keine Rolle mehr, er wird zu einem bloßen Anhängsel Almas. Wo das Aufeinandertreffen zweier willensstarker Menschen zur Inspiration werden könnte, geht hier vielmehr alles verloren. Es wird zudem nie ganz klar, was genau die zwei überhaupt aneinander finden, die starken Gefühle werden behauptet, aber kaum spürbar gemacht.

Das ist schade, weil inmitten des ständigen Herumgeschreis durchaus interessante Themen zu finden sind, über die man gern mehr erfahren hätte. Da geht es um Geschlechterrollen, aber auch Kunstbegriffe. Was genau macht ein Werk eigentlich zur Kunst? Und natürlich gewährt einem Alma & Oskar Einblicke in das Wien des frühen 20. Jahrhunderts, zeigt vornehme bis frivole Gesellschaften und eine Welt im Umbruch. Das allein reicht aber nicht aus. Anstatt diese Gedanken und Figuren wirklich zu vertiefen, bleibt es bei einer oberflächlichen Revue, die weder unterhaltsam noch informativ ist, sondern vielmehr durch eine Reihe unfreiwillig komischer Momente in Erinnerung bleibt.

Credits

OT: „Alma & Oskar“
Land: Österreich, Schweiz, Deutschland, Tschechische Republik
Jahr: 2022
Regie: Dieter Berner
Drehbuch: Dieter Berner, Hilde Berger
Musik: Stefan Will
Kamera: Jakub Bejnarowicz
Besetzung: Emily Cox, Valentin Postlmayr, Anton von Lucke, Táňa Pauhofová, Wilfried Hochholdinger

Bilder

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Alma & Oskar
fazit
„Alma & Oskar“ will eine Amour Fou sein zwischen einer Künstler-Witwe und einem umstrittenen Maler. Stattdessen hat das mehr von einem Kindergarten, gefüllt mit unsympathischen und zugleich schrecklich langweiligen Figuren. Dann und wann ist da ein interessantes Thema zu finden, wenn wir das Wien des frühen 20. Jahrhunderts kennenlernen. Viel draus gemacht wird aber nicht.
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